METTMANN – HAMBURG – MONTEVIDEO

2. Teil: Dakar – Montevideo

01.10. bis 18.10.2019

Von Dakar aus ging es auf Kurs 210° auf direktem Weg nach Vitória in Brasilien.

Am nächsten Morgen war der Himmel zunächst bedeckt, die See war so ruhig wie eine Badewanne. Nach dem Frühstück konnten wir von Deck fliegende Fische beobachten.

Am Mittag klarte es auf. Das Sonnendeck, auf dem vorher die Gebrauchtwagen standen, wurde gereinigt und stand den Passagieren bis auf den abgesperrten vorderen Teil nun auch zur Verfügung. Wir haben die Zeit zwischen den Mahlzeiten zu einem großen Teil bei offenem Fenster in unserer Kabine verbracht. Das war mit dem Windzug recht angenehm, aber trotzdem noch recht schwül. Nach dem Abendessen sind wir nochmals an Deck gegangen, eigentlich um den Sonnenuntergang genießen. Aber wie immer verschwand die Sonne kurz über dem Horizont in den Wolken.  Das Meer war immer noch so ruhig wie am Morgen, wieder waren fliegende Fische zu sehen und rötlich braune Gebilde, die mal als größeren Flächen oder auch als Streifen am Schiff vorbeizogen. Wahrscheinlich handelte es sich um Algen, nach Teppichen von Plastikmüll sah es auf jeden Fall nicht aus. Einige weiße Plastikteilchen konnten wir allerdings nachher auf den Fotos darin sehen. Unsere Versuche, die fliegenden Fische fotografisch festzuhalten, führten leider nur zu nicht präsentationswürdigen Ergebnissen.

In der Nacht stellten wir die Uhr dann wieder um eine Stunde zurück.

Die Kabinen wurden jeden Morgen während des Frühstücks gereinigt. Für die Wäsche standen den Passagieren täglich von 8:00 bis 18:00 Uhr eine Waschmaschine und ein Trockner sowie Waschpulver und Weichspüler zur Verfügung. Dies probierten wir am nächsten Morgen zum ersten Mal aus.

An diesem Tag durften wir dann endlich in Begleitung des Sicherheitsingenieurs und einer weiteren Person zu unseren Fahrzeugen, um noch einige Sachen zu holen. Vor Dakar hatte es der Kapitän abgelehnt, da ihm das Unfallrisiko auf dem dicht mit Fahrzeugen beladenen Deck durch die vielen Verzurrgurte zu hoch erschien.

Im Meer waren wieder die Algenteppiche zu sehen, aber diesmal waren sie gelb.

Am 03. Oktober sollten wir sollten wir zwischen 13:00 und 13:30 Uhr den Äquator überqueren. Wir gingen um viertel nach eins hoch auf das Brückendeck. Die Absperrung war weg und einer der Matrosen hat alle Passagiere auf die Brücke gewunken. Wir wurden dort nett empfangen, konnten alle Geräte ansehen und bekamen bereitwillig Auskunft. Irgendwann war es dann soweit, die Breitenangabe näherte sich 00°, 00‘, 000 N/S. Wir versuchten, mit Fotos und Video den Übergang von Nord nach Süd zu dokumentieren, aber exakt diesen Wert sahen wir nicht. Schade. Das Nebelhorn tutete drei Mal und alle klatschten. Der Kapitän lud uns dann noch zu einer kleinen Feier ein, die er am Sonntag zur Äquatortaufe von drei Kadetten, die erstmals an Bord waren, ausrichten wollte. Anschließend genossen wir den Wind an Deck.

In der Nacht stellten wir die Uhr zum letzten Mal um eine Stunde zurück.

Da der nächste Tage ruhig und ohne nennenswerte Vorkommnisse verlief, gehen wir an dieser Stelle mal etwas genauer auf unsere Mahlzeiten ein.

In der Messe für die Passagiere standen 2 runde Fünfertische und sowie 2 weitere Plätze an einem runden Fünfertisch zusammen mit 3 Kadetten zur Verfügung. Für den Kapitän und die Offiziere gab es einen größeren rechteckigen Tisch.  An einem der Fünfertische hatten sich bereits ein niederländisches, ein französisches Paar und ein französischer Alleinreisender zusammengefunden, die bereits in Antwerpen an Bord gegangen waren. Wir teilten uns einen Tisch mit Gudrun, Dieter und Frank, mit denen wir uns schnell angefreundet hatten. Ein weiteres deutsche Paar, Nicky und Florian, saßen an dem Tisch mit den Kadetten. Wir wurden von Vincienzo, dem Messman, bedient. Er war auch für die Reinigung unserer Kabinen zuständig. Die Crew wurde von einem anderen Messman bedient.

Das Frühstück war italienisch einfach: Frisch gebackene, weiche, weiße Brötchen, dazu Aufschnitt (abwechselnd Salami, Frühstückspeck, gekochter Schinken oder Mortadella) und Marmelade (mal Erdbeere, mal Pfirsich), neutral schmeckendes Gebäck sowie Kaffee und Tee.

Das Mittag- und Abendessen bestand an den meisten Tagen aus vier Gängen:

Zuerst wurde in der Regel ein Pastagericht gereicht, mal bekannte Gerichte wie Spaghetti Carbonara oder Pasta mit Pesto, aber auch für uns zunächst unbekanntere Varianten wie Pasta mit Bohnen, Erbsen oder Linsen (die wären auch als Bohnen-, Erbsen-, Linsensuppe mit Nudeleinlage durchgegangen). Ab und zu gab es statt Pasta aber auch Risotto oder Reissuppe.

Als zweiter Gang wurde mittags oft Fisch serviert, abends gab es Antipasti, Pizza, Omelette, gegrillte Paprika und Auberginen oder gemischte Salate.

Danach gab es Fleisch. Meist sehr dünn geschnittenes, unterschiedlich gewürztes Rindfleisch, das leider oft etwas zu lange gebraten oder gegrillt war. Besser schmeckte uns gekochtes Rindfleisch, das zusammen gekochtem Gemüse gereicht wurde oder auch gebackenes Hähnchen, das mit Bratkartoffeln oder Pommes Frites serviert wurde. Ansonsten gab es grünen Salat, Chinakohl, Fenchel oder Tomatenstücke als Beilage.

Donnerstags und sonntags wurde abends der zweite Gang weggelassen, dafür gab es nach dem Fleisch zwei Sorten Käse und ein Dessert.

Zu trinken gab es Wasser mit oder ohne Kohlensäure und für jeden jeweils eine Flasche Rotwein (á 0,25 L), außer an manchen Hafentagen, wenn aus zollrechtlichen Gründen kein Alkohol ausgeschenkt werden durfte.

Zum Abschluss erhielten wir sowohl mittags als auch abends frisches Obst, oft Äpfel, Bananen oder Apfelsinen, als wir Afrika und dann Südamerika erreicht hatten, auch Mango, Papaya, Melone und Ananas.

Nach dem Mittagessen konnten wir noch einen Kaffee erhalten, der dann im Aufenthaltsraum serviert wurde. Cappuccino gab es nicht. Wasser konnte man auch außerhalb der Mahlzeiten erhalten, alkoholische Getränke wurden nicht verkauft.

Es war keinen Gourmetreise, aber auf die Mahlzeiten haben wir uns immer gefreut, denn mit unseren Tischnachbarn hatten wir stets viel Spaß.

Am 5. Oktober hatte Dieter Geburtstag. Gudrun wollte für ihn eine Überraschung zum Frühstück organisieren, aber das überstieg die Möglichkeiten der Küche – Sekt gab es nicht, Kuchen konnte zusätzlich zu den Mahlzeiten nicht in der Küche gebacken werden. Das war zu aufwendig. Schade.

Es war ziemlich windig, den Vormittag verbrachten wir in der Kabine, aber am Nachmittag suchten wir uns ein Platz im Windschatten auf Deck 13 und genossen den Ausblick auf das das Meer. Dagmar strickte. Irgendwann fing es dann leider an zu regnen. Der Regenbogen wurde noch fotografiert, dann ging es zurück in die Kabine. Nach dem Abendessen haben wir dann noch eine ganze Weile mit den anderen zusammengesessen und gequatscht.

Am Sonntagvormittag hat Frank dann das Programm QuoVadis auf Wolfgangs Laptop installiert, mit dem er nun die Daten vom Garmin einlesen und als Ganzes auf dem Bildschirm darstellen kann.

Um 16:00 Uhr fand dann bei sonnigem Wetter die vom Kapitän angekündigte Feier zur Äquatorpassage statt: Alle, die gesamte Mannschaft und die Passagiere versammelten sich auf Deck 13 vor der Brücke.

Und dann kam Neptun, hieß alle in seinem Reich willkommen und dann wurden die drei Kadetten, die ihre erste Äquatorüberquerung gemacht haben, jeweils mit einem Eimer Wasser übergossen. Die Passagiere wurden von Neptun gnädiger behandelt und nur mit einem breiten Pinsel mit Wasser bespritzt. Anschließend gab es für die Passagiere eine Urkunde und danach wurde zu einem Snack auf der Brücke geladen. Das war alles sehr nett gemacht. Wir haben uns gut mit dem Brückenpersonal unterhalten, die Möglichkeiten eines Landgangs in Vitória, Rio, Santos und Zárate erfragt.

Dann war es auch schon wieder Zeit zum Abendessen, die Sonne hatte sich mittlerweile leider zu diesem Zeitpunkt schon wieder hinter Wolken versteckt.

Am nächsten Morgen, etwa 55 km vor Vitória sahen wir zum ersten Mal Wale vorbeiziehen. Leider lag der Kamera zu dem Zeitpunkt noch nicht griffbereit.

Nach dem Frühstück haben wir von Deck die Einfahrt in den Hafen von Vitória verfolgt. Ein Lotse kam an Bord und Schlepper machten fest. Die Einfahrt war recht spannend. Zunächst ging es unter einer Brücke durch, die nicht viel höher war als die Grande Amburgo. Nun wussten wir, warum der Lichtermast vorher gelegt worden war. Der weitere Weg war relativ eng. Mitten im Hafen wurde das Schiff mit Hilfe der Schlepper gedreht, so dass es mit dem Bug in Richtung See anlegen konnte.

Für uns war es dann auch schon wieder an der Zeit, sich zum Mittagstisch zu begeben.

Auf einen Landgang haben wir verzichtet und stattdessen am Nachmittag dem Entladen zugesehen. Es begann schleppend. Erst wurden große Teile wie Kisten, Kranausleger oder schiffseigenes Ladegerät aus dem Schiffsbauch geholt, die für spätere Häfen bestimmt waren bzw. an Bord bleiben sollten, jetzt aber im Weg waren. Dann kamen Neufahrzeuge. Als erstes Porsche, die an Land penibel auf Schäden untersucht wurden. Anfangs standen drei Fahrzeugtransporter bereit, aber es wurden mehr und mehr Fahrzeuge. Wie viele es genau waren, können wir nicht sagen, aber es waren bestimmt weit über hundert. Weitere Fahrzeugtransporter rückten an und wurden nach und nach beladen. Dann war schon wieder Essenszeit.

Nach dem Abendessen ging es zurück an Deck. An der Laderampe war es erst etwas ruhiger und dann wurden Volvos bis 21:30 Uhr entladen, auch weit über hundert, vielleicht sogar zweihundert. Schließlich wurden die Kisten und Landmaschinen wieder eingeladen. Der Kai neben unserem Schiff war vollgestellt mit Volvo-Fahrzeugen. Autotransporter kamen, wurden beladen und fuhren wieder fort. Das Nachbarcontainerschiff legte mit Hilfe von zwei Schleppern ab, bei uns tat sich nichts. Als wir kurz vor Mitternacht schlafen gingen, standen immer noch mehr als 80 Fahrzeuge auf dem Kai.

Als wir wach wurden, waren vorne und hinten am Schiff schon Schlepper aktiv. Noch vor dem Frühstück legte das Schiff dann ab.

Als wir das offene Meer erreicht hatten, sahen wir nochmal Wale. Sie sind leider nicht gesprungen, aber einige haben mit den Brustflossen auf das Wasser geschlagen, andere näherten sich auf weniger als 100 m dem Schiff. Diesmal war die Kamera zur Hand und es gibt zumindest ein paar Erinnerungsfotos.

Um 15:00 Uhr wurde für alle interessierten die Besichtigung des Maschinenraums angeboten.

Der leitende Ingenieur führte uns zunächst in die Leitwarte der Maschine und danach wirklich bis ins Innerste, soweit es möglich war.

Fotografieren durften wir nicht, hier aber für Interessierte einige technische Details: 24000 PS, Bohrung 720 mm, Hub 2,3 m, das macht einen Hubraum von 0,93 m³ pro Zylinder bzw. 7,48 m³ für die 8 Zylinder der Sulzer-Maschine aus. Auch die vier Nebenaggregate sind allesamt Sulzer 8 Zylinder Reihenmotoren.

Auf dem Schiff gibt es eine Meerwasseraufbereitungsanlage, eine Vakuumanlage, die einerseits zur Dest.-Wassergewinnung und andererseits für die Vakuumtoiletten genutzt wird sowie eine Dampferzeugungsanlage, mit der z. B. das schwere Heizöl vortemperiert wird.

Im Maschinenraum lasen wir auf einem Erinnerungszettel für die Crew, dass um 16:30 Uhr Drill angesagt war. Das bedeutete aber auch für die Passagiere, sich bei Alarm mit Schwimmweste, Helm und Überlebensanzug an der „Muster Station“ einzufinden. Zur angekündigten Zeit hörten wir die 7 kurzen Töne und machten uns auf den Weg. Nach der Personenkontrolle stiegen wir dann in Fünfergruppen in ein Rettungsboot und erhielten eine kurze Einweisung in die Bedienung der Maschine dieses Fahrzeugs, für den Fall, dass wir es ohne ein Mitglied der Besatzung nutzen müssten. Danach wurde nochmal der Einstieg in den Überlebensanzug vorgeführt.

Zum Abend verschlechterte sich das Wetter, es wurde leicht dunstig und bedeckt. Wir rechneten damit, dass wir zwischen 01:00 und 02:00 Uhr in den Hafen von Rio de Janeiro einlaufen würden und stellten uns den Wecker vorsorglich auf 00:30 Uhr.

Als der Wecker klingelte war noch nichts zu sehen, auch eine Stunde später nicht. Wolfgang ist dann in der Nacht noch einige Male ohne Wecker wach geworden und hat die Fahrt in den Hafen von Rio de Janeiro halbwegs mitbekommen. Dagmar hat es verschlafen. Für sie kam die böse Überraschung erst am Morgen als sie aus dem Fenster schaute:

Es goss wie aus Kübeln – damit aus der Traum vom Caipirinha-Trinken an der Copacabana.

Neben dem Kai, an dem wir lagen, war ein riesiger Parkplatz. Dort standen schon reichlich Autos, ein Teil in Fahrtrichtung so, als ob sie aus dem Schiff gekommen wären, ein anderer Teil genau entgegengesetzt. Bei den Autos handelte es ich um Peugeots und Citroens. Entladeaktivitäten waren bei uns allerdings noch nicht festzustellen.

Nach dem Frühstück tat sich etwas am Kai. Es wurden Fahrzeuge ausgeladen, diesmal kein Volvo oder Porsche. Hier waren es Jaguars und Landrover und davon ca. 300 Stück.

Mitreisende hatten SIM-Karten besorgt und uns netterweise eine mitgebracht. Damit hatten wir erst einmal eine Beschäftigung nach dem Mittagessen. Als es gerade nicht regnete, gingen wir an Deck, um einige Bilder von den ausgeladenen Fahrzeugen und dem Umfeld zu machen. Wir sollten ja bereits um 15:00 Uhr wieder auslaufen. Aber es kam anders. Die Peugeots und Citroens standen plötzlich so, dass sie ins Schiff geladen werden konnten, und das wurden sie dann auch. Vorbei mit dem Auslaufen um 15:00 Uhr.

Die Heckrampe wurde erst um 21:30 Uhr geschlossen, die letzte Leine wurde um 22:00 Uhr gelöst. Dann ging es langsam rückwärts los und zwar so lange, bis das Schiff von den Schleppern ins Fahrwasser gedreht werden konnte und dann aus eigener Kraft Richtung offene See fuhr. Vorbei am Zuckerhut, der durch das Restaurant (Hotel?) auf dem Gipfel nicht sehr malerisch aussah. Die Christusstatue war immer noch in Wolken gehüllt und nur gelegentlich für ein paar Sekunden zu erkennen. Wir fuhren am Flughafen vorbei, der auf Meereshöhe liegt. Die Befeuerung sah gut aus. Nachdem wir die Copacabana passiert hatten, gingen wir zu Bett.

Die Nachtaufnahmen, die wir während des Auslaufens von Rio gemacht haben, waren genauso eine Enttäuschung wie das Wetter, das wir hier antrafen. Wir werden sie daher hier nicht veröffentlichen.

Am nächsten Morgen führte unser Weg die ganze Zeit an der Küste vorbei. Gegen 10:00 Uhr fuhren wir an einer größeren Ansammlung von Schiffen vorbei, die alle vor Santos auf Reede lagen. Kurz vor 11:00 Uhr kam ein Lotse an Bord, und dann ging es flussaufwärts zum Hafen von Santos. Beim Einlaufen in den Hafen standen wir auf Deck 13 in der Nähe des Lotsen. Bevor er von Bord ging, machte er uns noch auf ein Kaffeemuseum und das Pelé-Museum, die Sehenswürdigkeiten von Santos, aufmerksam. Wir entschieden uns trotzdem, an Bord zu bleiben und die Sonne an Deck zu genießen. Das Entladen und Beladen nahmen ihren uns nun schon bekannten Verlauf.

Immer wieder war ein nervendes Läuten zu hören, gefolgt von sehr lautem Hupen. Zwischen Hafengelände und der dahinterliegenden Stadt kreuzte eine Straße die vorbeiführende Bahnlinie an mehreren Stellen. Die Bahnübergänge waren unbeschrankt. Immer wenn sich ein Zug im Schneckentempo näherte, wurde geläutet, wenn jemand noch kurz vor dem Zug die Bahngleise queren wollte, wurde intensiv gehupt. Die Bahnlinie war gut befahren.

Um 02:45 Uhr ging es dann weiter in Richtung Paranagua, dem größten Hafen von Brasilien. Uns war von den Informationen, die wir vor der Reise zum Reiseverlauf erhalten gar nicht klar, dass wir diesen Hafen in Brasilien noch anlaufen würden.

Am Nachmittag wurde das Schiff dann plötzlich immer langsamer, und wir hatten den Eindruck, dass es stand. Wir sahen kein Kielwasser, mehr und es schien, als ob der Propeller rückwärts Wasser schaufelte. Dem war auch so. Ein Crewmitglied sagte uns, dass wir ankerten und hier bis zum Abend auf Reede liegen würden. Wir blieben weiter in der Sonne auf Deck sitzen, was blieb uns anderes übrig. Nach dem Abendessen trafen wir den Kapitän auf dem Weg zu unserer Kabine und fragten, wann die Reise denn nun weitergehe. Seine Antwort: Am Montagmorgen (es war Freitag!) und in Montevideo würden wir vorrausichtlich am 21. Oktober ankommen. Wir informierten gleich die Mitreisenden. Niemand war erfreut.

Über Nacht änderte sich das Wetter. Am Morgen war es nebelig. Die umliegenden Schiffe konnten wir nur noch erahnen. So blieb es den ganzen Tag. Am Nachmittag fand dann nochmals eine „Boot zu Wasser lassen Übung“ der Mannschaft statt, heute jedoch ohne Beisein der Passagiere.

Am nächsten Morgen war der Seenebel so dicht, dass man kein Nachbarschiff mehr erkennen konnte.

Um 10:00 Uhr wurde dann eine Schiffsführung angeboten. Der erste Offizier zeigt uns alle Decks, die wir sehen wollten. Ausgerüstet mit Helm und festem Schuhwerk begannen wir den Rundgang auf Deck 11.

Dort standen die Fahrzeuge, die in Rio de Janeiro eingeladen worden waren: Hundays, Citroen-Kastenwagen und Fiat-Kombifahrzeuge.

Ein Deck tiefer standen größere Fahrzeuge, überwiegend Audis. Im hinteren, abgesperrten Teil, der recht niedrig war (Dagmar konnte mit Helm aufrecht gehen, alle anderen mussten sich ducken), standen die Fiat-Kleinwagen, die ebenfalls in Rio eingeladen wurden und für den südamerikanischen Markt bestimmt waren. Diese Modelle gibt es in Europa nicht. Das Deck darunter haben wir nicht angeschaut, es sollte ähnlich beladen sein. 

Auf Deck 8 wurden die Fahrzeuge noch größer: LKWs, Baumaschinen, Fahrzeuge für die Landwirtschaft. Hier konnten wir auch den Kontrollraum für die Bedienung der Ladeplattform besichtigen.  

Auf Deck 7 standen ebenfalls riesige Landwirtschaftsfahrzeuge, einige Bus-Fahrgestelle, Kettenfahrzeuge, die in Santos eingeladen worden waren sowie ein ROTEL-Bus, der ebenfalls verschifft wurde.

Ein Deck tiefer hatten wir dann Zugang zu den „Festmachern“, d.h. dorthin, wo die Festmacher an Bord gezogen werden: in der Regel je vier bis fünf an Bug und Heck und jeweils eine Vor- und eine Achterspring. Hier befanden sich auch zwei Ankerwinden. Ein Anker hing noch, an dem anderen hing das Schiff seit Freitagabend. Die Frage nach der Länge der Ankerkette wurde nicht exakt beantwortet.  Es hieß, dass es „sections of 27 m“ gäbe und davon 13 Stück. Daraus errechnet sich eine Länge der Ankerkette von ca. 300 m. Ob das nun für beide gemeinsam oder für jeden Anker einzeln galt, blieb offen.

Durch das Büro des Lademeisters sind wir dann auf Deck 2 gelangt, wo unsere Fahrzeuge standen. Diese waren aber durch davorstehende verdeckt. Zu sehen war allerdings der Kranausleger, der bisher in jedem Hafen aus- und wieder eingeladen worden war. Weitere 28 Teile des Krans befanden sich im vordersten Teil von Deck 3. Dort standen auch die Baumaschinen, die in Santos zugeladen worden waren sowie das Verladegerät von Grimaldi und ein Fahrzeugschubser, für den Fall, dass ein Fahrzeug das Schiff nicht aus eigener Kraft verlassen kann.

Alle Fahrzeugdecks hatten eine Belüftung. Zum Be- und Entladen gab es eine Einbahnstraßenreglung.

Zum Abschluss wurde uns noch die Lotsentür gezeigt. Dann ging es zum Mittagessen, schließlich war es schon 11:15 Uhr.

Es war wirklich interessant, alles mal aus der Nähe zu sehen.

Zum späten Nachmittag klarte der Himmel auf und wir konnten noch einige Zeit die Sonne und die gute Sicht genießen.

Am Montagmorgen setzte sich das Schiff dann tatsächlich wieder in Bewegung, und wir erreichten den Hafen von Paranagua gegen 05:00 Uhr.

Obwohl wir auch in Paranagua keinen Landgang machen wollten, mussten wir hier zur Immigration von Bord. Gegen 10:00 Uhr wurden wir von einem Kleinbus an der Laderampe abgeholt und zum Empfangsgebäude am Hafeneingang gebracht. Da wir uns im Gegensatz zu denen, die sowieso in die Stadt wollten, nicht ausweisen konnten (die anderen hatten Ausweiskopien dabei), führte das zu einer gewissen Spannung. Uns war an Bord gesagt worden, dass wir nichts mitnehmen bräuchten, es sei alles geregelt. Irgendwann hat dann der Begleiter aus dem Bus einen Beutel mit allen Pässen hervorgeholt, und damit war zunächst alles in Ordnung. Alle bekamen so eine Art Ausweis und sollten dann zu dem Drehkreuz am Ausgang gehen. Dort wurden Fingerabdrücke aller Finger genommen und mit dem erhaltenen Ausweis „personalisiert“. Danach ging es durchs Drehkreuz und dann wieder in den Bus. Nächstes Ziel war die Einwanderungsbehörde in der Stadt. Nach einer längeren Fahrt hielt der Bus bei der Polizeibehörde, wo wir uns in den Wartebereich setzen und warten sollten. Der Beutel mit den Reisepässen wurde am Schalter abgegeben. Nach ca. 30 min kam der Beutel mit den Pässen zurück, und wir durften wieder zum Bus. Die anderen Mitreisenden sind in der Stadt geblieben. Wir waren darauf nicht vorbreitet, hatten nichts mit, uns nicht eingecremt, keine Sonnenbrillen und auch nicht das richtige Schuhwerk. Also ließen wir uns nur zu zweit im Bus zurückbringen. Am Tor des Hafens verließen wir mit dem Begleiter den Bus und gingen mit unserem Ausweis und Identifizierung durch Fingerabdruck durch das Drehkreuz wieder in den Hafenbereich Nach ca. 15 min, in denen wir uns nett mit dem Begleiter unterhalten haben, traf auch der Bus dort ein und brachte uns zur Grande Amburgo. Obwohl es bereits 13:15 Uhr war, wurde uns noch das Mittagessen serviert. Gott sei Dank!

Am Nachmittag suchten wir uns ein schattiges Plätzchen und haben gelesen und aufs Wasser geschaut. Ab und zu kamen Delfine vorbei, aber sie waren leider nicht sehr kooperativ als wir sie fotografieren wollten.

Beim Abendessen erfuhren wir, dass es seit 10:00 Uhr Probleme mit dem Containerkran gab und sich die Abfahrt dadurch etwas verzögern würde.

Erst hieß es wir würden in der Nacht um 01:00 Uhr ablegen, dann um 05:00 – 06:00 Uhr. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück lagen wir immer noch am Kai. Es regnete wieder und wir verbrachten die meiste Zeit in der Kabine. In einer Regenpause versuchten wir von der Brückenwache neue Informationen zur Abfahrtzeit zu bekommen, aber es wurden keine Prognosen mehr gemacht.

Nach dem Mittagessen stellten wir fest, dass ein riesiger Kran von Gottwald zu unserem Anlegeplatz gebracht worden war, der dann auch als Ersatz für den Portalkran eingesetzt wurde. Als wir um 22:45 Uhr zu Bett gingen arbeitete er immer noch.

Am Mittwochmorgen, als wir uns für das Frühstück fertig machten, setzte sich die Grande Amburgo in Bewegung. Hurra, wir legten ab. An ein Rausgehen war nicht zu denken, denn es regnete immer noch. Brasilien hat sich auf dieser Reise nicht wirklich von seiner Sonnenseite gezeigt.

Auf Nachfrage erfuhren wir dann beim Abendessen, dass der nächste Hafen nun nicht mehr Zárate sondern Montevideo sei. Das führte natürlich bei allen Passagieren zu Begeisterung. Fünf Tage früher vom Schiff, genial.

Am nächsten Tag haben wir dann morgens nochmal unsere Wäsche gewaschen und am Nachmittag unsere Taschen gepackt.

Als der Wecker an unserem letzten Seetag um 6:30 Uhr läutete, war Küste zu sehen, der Himmel noch grau mit tiefhängenden Wolken.

Nach dem Frühstück ging es erstmal wieder in die Kabine, um die letzten Sachen zu packen und dann an Deck, um die Einfahrt nach Montevideo zu beobachten.

Im Hafen wurden wir von zwei Schleppern quer vor den Kai geschoben, die Leinen wurden ausgebracht, fünf nach achtern und eine Spring nach vorne. Dann wurde die Laderampe wie immer langsam runtergelassen. Kurz vor dem Aufsetzen auf den Kai fiel auf, dass das Schiff extrem ungünstig lag, denn die Laderampe würde bei weiterem Ablassen bis auf Kai-Niveau einen „Fender“ extrem deformieren. Sendepause seitens der Schiffsführung. An Deck waren wir uns einig, dass ein Segler das Schiff nach achtern verholen würde, um von dem Fender frei zu kommen. Nach 30 min kam dann auch die Schiffsführung auf diese Idee, und die Grade Amburgo wurde mit den Leinen verholt bis sie günstig lag. Die Ladebühne wurde abgelassen.

Dann war es auch schon wieder 11:00 Uhr und wir gingen zum letzten Mittagessen an Bord der Grande Amburgo.

Nach dem Kaffee im Aufenthaltsraum begann das Warten. Gegen 13:00 Uhr wollte unser „Messman“ die Fahrzeugschlüssel einsammeln, damit unsere Fahrzeuge – von wem auch immer – aus dem Schiff gefahren werden konnten. Da alle ihre Batterien abgeklemmt hatten und fahrzeugspezifische Prozeduren durchgeführt werden mussten, um das jeweilige Gefährt zu starten, mussten letztendlich alle Fahrzeugführer mit runter auf Deck 3, wo sie im Büro des „Staumeisters“ warten mussten, bis die Wohnmobile dran waren. Um ca. 14:30 Uhr war es dann so weit, wir durften zu unseren Fahrzeugen. Es waren einige Container und Fahrzeuge weggestellt worden, damit die Wohnmobile das Schiff verlassen konnten. Ein LKW ließ sich nicht starten. Zwei andere Maschinen wurden bei Seite gestellt und dann konnten wir endlich rausfahren. MEXI sah nach 25 Tagen im Schiffsbauch auf Deck zwei unterhalb der Wasserlinie endlich Licht, uruguayisches Sonnenlicht. Die Fahrer mussten dann zurück an Bord. Von der Schiffsführung gab es keine Information. Wir sind dann nach einiger Zeit alle ohne Rückfrage bei der Schiffsführung mit unserem Gepäck zu unseren an Land stehenden Fahrzeugen gegangen. Unten auf Deck 3 begegneten wir dem Sicherheitsingenieur. Er nickte uns nur freundlich zu. Wir machten also nichts verkehrt. Bei den Wohnmobilen wartete bereits zwei Agenten, die von Grimaldi beauftragt waren, uns bei dem Weg aus dem Hafengelände raus zu begleiten. Unsere Pässe hatten wir bereits an Bord mit dem notwendigen Einreisestempel zurückerhalten. Wir bekamen ein Briefing, dann ging es zum Röntgen der Fahrzeuge, danach zum Zoll, zum Abschluss noch ein Gruppenfoto für Grimaldi. Das war es auch schon. Keine Gesichtskontrolle, keine Frage nach Versicherung oder ähnlichem. Die Agenten hatten den Ablauf sehr gut im Griff. Und dann war es so weit: Nach 4 schönen, gemeinsamen Wochen auf der Grande Amburgo hieß es Abschied nehmen von den meisten Mitreisenden, denn unsere Wege trennten sich nun. Um 17:30 Uhr haben wir den Hafenbereich von Montevideo verlassen.  Nur Gudrun, Dieter und Frank hatten an diesem Abend dasselbe Ziel wie wir.

Unser Fazit zum ersten Teil unserer großen Reise: Auf einem Frachtschiff ist nicht immer alles perfekt, aber wir haben uns in der Gemeinschaft der Mitreisenden an Bord sehr wohl gefühlt und die vier Wochen wirklich genossen.

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