FÄRÖER & ISLAND

19. April bis 3. Juli 2023

Am 19.04. brachen wir am späteren Vormittag gen Norden auf. Unser erstes Ziel war Flensburg an der Grenze zu Dänemark. Die Fahrt auf der Autobahn war relativ entspannt: Die Sonne lachte die ganze Zeit vom nahezu wolkenfreien Himmel und die Autobahn war auf unserer Strecke größtenteils staufrei. Nur auf der Fahrt durch den Elbtunnel in Hamburg ging es auf Grund einer Geschwindigkeitsbegrenzung wegen einer Baustelle etwas langsamer voran.

Gegen 17 Uhr kamen wir in Flensburg an und fuhren zum Wohnmobilstellplatz „Citti Park“, den wir schon von einem früheren Aufenthalt dort kannten. Es handelt sich um einen zum gleichnamigen Einkaufszentrum gehörenden Platz mit Entsorgungsmöglichkeit, der für Citti Park Kunden kostenlos ist (was unserer Erfahrung nach nicht kontrolliert wird). Da wir nach der langen Fahrt keine Lust mehr hatten, uns selbst etwas ein Abendessen zuzubereiten, gingen wir zu Gosch Sylt im Citti Park und bestellten das Tagesangebot: Drei gebratene Fischfilets (Lachs, Schwarzer Heilbutt und Dorade), Bratkartoffeln, Remoulade und ein kleiner gemischter Salat – alles sehr lecker, aber die Menge an Bratkartoffeln eindeutig überdimensioniert. Nach dem reichlichen Abendessen machten wir noch einen Spaziergang und ließen den Abend dann ruhig ausklingen.

Die Nacht war dann leider weniger ruhig: Als wir am Wohnmobilstellplatz ankamen, parkten schon sehr viele Wohnmobile dort und wir fanden nur noch einen für uns ausreichenden Platz direkt angrenzend an die am Einkaufszentrum entlangführende Durchgangsstraße. Leider ist die auch in der Nacht stark befahren ☹.

Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne. Wir machten uns relativ früh auf den Weg, tankten nochmal nach, kauften noch einige Kleinigkeiten ein und fuhren dann über die Grenze nach Dänemark. An der Grenze Standen eine ganze Reihe Grenzbeamte, die sowohl verschiedene PKWs als LKWs und Reisebusse anhielten und kontrollierten. Wonach sie suchten, wissen wir nicht. Wir wurden einfach durchgewunken.

Auf der E 45 ging es dann weiter Richtung Norden. Obwohl wir erst Ende September 2022 über die E 45 nach Frederikshavn gefahren waren, kam uns beiden die Strecke irgendwie fremd vor. Zum einen war die Natur noch nicht so weit, die Osterglocken standen noch in voller Blüte, aber die meisten Laubbäume hatten noch keine Blätter. Zum anderen konnte man auch an herumliegendem Gehölz, Ästen und Baumstämmen deutlich erkennen, dass in der Zwischenzeit viel Unterholz gelichtet und auch viel Bäume gefällt worden waren. Dadurch war natürlich die Bepflanzung am Wegesrand viel durchsichtiger als noch im letzten Herbst, Vielleicht kam uns deshalb alles so unbekannt vor.

In Hirtshals steuerten zunächst den Fährhafen an, um uns einen Überblick darüber zu verschaffen, von wo unsere Reise weitergehen sollte. Dann fuhren wir zum Campingplatz am Ortsrand unterhalb des Leuchtturms mit Stellplätzen auf Wiesengrund und allen Ver- und Entsorgungseinrichtungen sowie Meerblick.

Nachdem wir dort eingecheckt und uns auf unserem Stellplatz eingerichtet hatten, machten wir einen Spaziergang zum Fischereihafen und zum Ortszentrum von Hirtshals. Zu unserer Überraschung gab es dort nur relativ wenige Geschäfte, aber umso mehr Gastronomiebetriebe. Zurück gingen wir am Strand entlang, dann durch die Dünen erst hinauf zum Leuchtturm und dann hinab zum Campingplatz.

Am Abend gingen wir im Hirtshals Fiskehus essen. Wir bestellten beide Fish ‘N`Chips mit Sauce Tartare – sehr lecker, aber die Sättigungsbelage war wieder völlig überdimensioniert.

Als wir wieder im Wohnmobil waren, konnten wir noch einen schönen Sonnenuntergang beobachten.

Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne, der Wind war eingeschlafen und das Meer nahezu glatt. Wir freuten uns auf eine angenehme Seereise. Nach dem Frühstück packten wir die Sachen zusammen, die wir mit in unsere Kabine auf der Fähre nach Färöer nehmen wollten und machten dann noch einen Spaziergang durch die Dünen in der Nähe des Campingplatzes. Dabei kamen wir an verschieden Bunkern vorbei. Diese Bunker gehören zum Atlantikwall, den die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg in verschiedenen westeuropäischen Ländern in der Zeit von 1942 bis 1944 planten und teilweise errichteten, um eine Invasion der Westalliierten zu verhindern. Seit 1997 stehen die Bunker in Hirtshals, die alle durch Laufgräben miteinander verbunden sind, unter Denkmalschutz und können als Bunkermuseum in der Hauptsaison besichtigt werden. Ende April war das Museum noch geschlossen.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz sahen wir, dass unsere Fähre, die Norröna der Smyril-Line bereits den Hafen von Hirtshals ansteuerte. Gegen 11:30 Uhr verließen wir den Campingplatz und fuhren zum Fährterminal der Smyril-Line. Der Check-in verlief relativ schnell und problemlos. Uns wurde eine Fahrspur zugewiesen, in der wir warten sollten, bis wir das Zeichen erhielten, auf die Fähre auffahren zu können. Es dauerte ca. 2 ½ Stunden bis dieses Zeichen kam, aber während der Wartezeit langweilten wir uns nicht. Es war spannend zu beobachten, wie dutzende von Kühlanhänger und mit langen Kunststoffrohen bzw. Fertigbetonteilen beladene Auflieger mit Spezialfahrzeugen auf die Fähre gebracht wurden.

Als die meisten Fahrzeuge schon verladen waren, wurden dann auch wir zur Fähre gewunken. Für uns war ein Platz auf Deck 4 vorgesehen, was Wolfgang einiges Manövrieren abverlangte. Dann mussten wir unser Wohnmobil zügig verlassen und unsere Kabine aufsuchen, um dort nachzusehen, welcher Muster Point (Sammelpunkt) für unsere Kabine im Falle eines Notfalls vorgesehen war. Dort sollten wir uns dann umgehend einfinden, denn sobald der Ladevorgang beendet war sollte dort eine Sicherheitsübung stattfinden. Unser Sammelpunkt befand sich im Bereich „D“ auf Deck 9, dem Sonnendeck. Als wir dort ankamen, passierte eine ganze Weile erst einmal gar nichts. Das war nicht schlimm, denn es war angenehm warm und es gab genug zu sehen. Einige Passagiere kamen sogar in kurzer Hose oder mit ärmellosen Tops auf das Sonnendeck. Den Drang, es ihnen gleich zu tun, verspürten wir allerdings nicht. Durch eine Lautsprecherdurchsage wurde uns mitgeteilt, dass sich die Sicherheitsübung um 10 Minuten verschieben würden. Irgendwann begann die Sicherheitsübung dann tatsächlich, zu unserer Überraschung wieder als Lautsprecherdurchsage. In drei Sprachen (Dänisch, Englisch und Deutsch) wurde uns mitgeteilt, dass ein Alarm durch sieben kurze Töne und einen langen Ton aus dem Schiffshorn angekündigt würde. In so einem Fall solle man sich warm anziehen, Papiere und Geld, etc. mitnehmen und sich umgehend am vorgesehenen Sammelpunkt einfinden. Dort würde man vom Schiffspersonal Rettungswesten erhalten, die man umgehend anlegen und befestigen solle. Rettungswesten in allen Größen wären in ausreichender Anzahl an Bord vorhanden, die kleine Lampen, die sich an den Rettungswesten befänden, würden automatisch zu leuchten beginnen, wenn man im Wasser wäre – das war’s.  

Bevor wir ausliefen machte der Kapitän noch eine Durchsage zur Wetterlage: Laut aktueller Wettervorhersage wäre mit Wind der Stärke 5 – 6 aus nordöstlicher Richtung zu rechnen wäre, das bedeute, dass die Fahrt durch das Kattegat noch ruhig wäre, sobald wir die Nordsee erreichten allerdings mit Wellen von 3 bis 6 Metern Höhe zu rechnen wäre. Um die Reise für alle so angenehm wie möglich zu gestalten, wolle er vom normalen Kurs zu den Färöer-Inseln abweichen und solange wie möglich unter Land an der norwegischen Küste entlangfahren und erst dann nach Nordwesten Richtung Färöer abdrehen.

Wir nutzten die ruhige Fahrt durch das Kattegat, um uns noch etwas auf dem Schiff und dem Sonnendeck umzusehen und machten es uns dann in unserer Kabine gemütlich. Den Übergang vom Kattegat und Nordsee spürte man deutlich, wobei die Wellen anfangs noch recht moderat waren. Erst nach dem Abendessen trafen die wirklich hohen Brecher auf unser Schiff. Entsprechend unruhig war dann auch unser Schlaf.  

Am nächsten Morgen standen wir recht früh auf und gingen zum Frühstück zum Skansgarður Büfett. Wir ließen es uns gut schmecken, die Auswahl am Büfett war mehr als ausreichend. Da das Wetter immer noch ziemlich ungemütlich war, gingen wir in danach in unsere Kabine zurück. Auf dem Fernseher dort konnten wir den Schiffskurs beobachten. Wir stellten fest, dass der Kapitän den Kurs wegen des starken Seegangs noch einmal angepasst hatte: Von der norwegischen Küste ging es nicht auf direktem Weg zu den Färöer-Inseln, sondern erst um die Südspitze der Shetland-Inseln herum, dann unter Abdeckung durch die Inseln auf nordwestlichem Kurs zu den Färöer-Inseln. Wolfgang vertrieb sich die Zeit mit Sudokus, Dagmar mit Handarbeiten, nebenbei lief der Fernseher, denn überraschenderweise konnte man neben vielen anderen auch alle deutschen Sender empfangen. Zum Abendessen gingen wir wie am Vorabend in die Cafeteria. Das Büffet war ähnlich zusammengesetzt wie am Vortag: Neben einem Salatbüffet gab es Fisch, Fleisch, Bratkartoffeln, Reis und gemischtes Gemüse, jedoch mit anderen Fisch-, Fleisch,- und Gemüsesorten als bei unserem ersten Besuch. Allerdings erhielten wir an diesem Abend wegen des starken Seegangs nur Pappsteller, da es wahrscheinlich am Vorabend zu viel Bruch gegeben hatte. Uns gefiel das eigentlich gar nicht, aber das Essen schmeckte uns trotzdem sehr gut. Den Abend ließen wir dann bei einer Flasche Wein aus dem Duty-free-Shop und deutschem Fernsehprogramm ausklingen.

Am folgenden Tag mussten wir früher aufstehen als an den Tagen davor, denn die Fähre sollte bereits 7:30 Uhr in Tórshavn anlegen und die Fahrzeuginsassen dann bereits in ihren Fahrzeugen sitzen. Um das zu ermöglichen wurde das Frühstücksbüffet am Ausschiffungstag schon ab 6 Uhr und damit eine Stunde früher als an den Seetagen angeboten.

Wir hatten vor dem Frühstück alles für das Ausschiffen zusammengepackt und begaben uns deshalb danach zum Fahrzeugdeck. Wir mussten noch ein paar Minuten warten bis die Tür zu dem Deck geöffnet wurde, konnten dann aber direkt in unser Wohnmobil einsteigen. Uns interessierte besonders der Ladestand der Batterien. Wir hatten vor unserer Reise eine ganze Reihe von Gerichten vorgekocht und eingefroren, die sich nun in unserer auf -18°C gekühlten Kühl- und Gefriertruhe befanden. Zusätzlich dazu war auch unser Kühlschrank während der gesamten Überfahrt angeschaltet. Zu unserer Freude war alles gut gegangen, die Batterien waren noch zu 24 % geladen. Bis wir ausfahren konnten, dauerte es noch 30 min. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten war, dass die Fähre sich im Hafenbecken noch um 180° drehen musste, damit sie vorwärts wieder aus dem Hafen auslaufen konnte.

Vom Hafen aus fuhren wir zum Campingplatz Tórshavn, der in nördlicher Richtung etwas außerhalb der Stadt lag. Die Rezeption war nicht besetzt. Am Eingang war eine Telefonnummer, die man in solch einem Fall anrufen sollte. Wolfgang versuchte es, aber leider Fehlanzeige: Da die Färöer- Inseln nicht zur EU gehören, funktionierte das EU-Roaming nicht, nur Notrufe waren mit seiner SIM-Karte noch möglich. Wir machten uns auf den Weg zur Innenstadt in der Hoffnung dort lokale SIM-Karten kaufen zu können. Kurz bevor wir den Hafen erreichten, kamen an der Festungsanlage Skansin vorbei, die im Zweiten Weltkrieg von den britischen Besatzern genutzt wurden, um die Färöer vor einer deutschen Invasion zu schützen. Zwei britische Geschütze stehen heute noch dort.

Weiter ging es für uns durch den Hafen zur historischen Altstadt auf der Halbinsel Tinganes, dem Regierungsviertel von Färöer. Wir durchstreiften so ziemlich alle Gassen, denn die zumeist roten Holzhäuser mit den Grassodendächern dort gefielen uns sehr gut.

Bei einer Touristeninformation erkundigten wir uns dann, wo wir wohl lokale Prepaid SIM-Karten bekommen könnten. Sie schickten uns zum Einkaufzentrum „SMS“, wo uns in einem Telefonladen problemlos geholfen wurde.

Wir gingen zurück zum Campingplatz, um unsere Telefone mit den neuen SIM-Karten einsatzbereit zu machen – auch das klappte ohne Probleme. Wolfgang rief bei der Campingplatzverwaltung an. Ihm wurde gesagt, dass sich ein Mitarbeiter auf dem Weg zum Campingplatz befände und in Kürze eintreffen müsste.

Als dies nach 1 ½ Stunden noch nicht der Fall war, machten wir uns noch einmal auf den Weg zum Einkaufszentrum SMS, um in dem großen Supermarkt dort unsere Lebensmittelvorräte zu ergänzen.

Als wir zum Campingplatz zurückkamen sahen wir an der Tür der Rezeption einen Zettel, auf dem zu lesen war, dass man sich auch online bei visittorshavninfo-shop.fo auf dem Campingplatz anmelden und die Gebühren entrichten konnte – das funktionierte dann auch.

In der Nacht schneite es. Als wir am nächsten Morgen erwachten war der Campingplatz weiß. Aber gegen 8 Uhr kam die Sonne durch und es wurde ein schöner Tag. Wir verließen den Campingplatz gegen 10:30 Uhr. Wir fuhren nach Kirkjubøur, ein kleiner Ort ca. 9 km von Tórshavn entfernt.

In Kirkjubøur steht die Ruine des Magnusdoms von etwa 1300. Wie man bei Wikipedia lesen kann, steht sie auf der Warteliste zum UNESCO-Kulturerbe und gilt als bedeutendstes mittelalterliches Bauwerk der Färöer. Neben der Ruine des Magnusdoms befindet sich ein schwarzes Holzhaus mit roten Fensterrahmen und Grassodendach, der sogenannte Königsbauernhof. Dieses Gebäude war von ca. 1100 bis 1550 Sitz des Bistums Färöer. Nach der Reformation der Färöer ging der gesamte Landbesitz der katholischen Kirche an die dänische Krone über. Heute gehört das Land der Landesregierung der Färöer. Seit 1550 ist der königliche Pachtbrief für den Königsbauernhof in Händen der Familie Patursson, die mittlerweile in der 17. Generation dort lebt.

Unmittelbar neben den Überresten des Magnusdoms steht die ca.1250 errichtete Sankt-Olavs-Kirche und ist der älteste bis heute erhaltenen Kirchenbau der Färöer. Leider war die Kirche verschlossen, so dass wir uns kein Bild von ihrem Inneren machen konnten.

Wir gingen noch ein Stück den Fahrweg in Richtung Utí á Bø (eine Ortschaft, die im 19. Jahrhundert entvölkert wurde) hinauf. Als wir von dort zurück auf die Domruine und die Sankt-Olavs-Kirche blickten, wurde uns klar, dass das, was wir schon geahnt hatten als wir in Kirkjubøur angekommen waren, tatsächlich so war: Das Färöer-Gemälde, das im Wohnzimmer unseres Schwagers Lasse hängt, zeigt in etwa die Szenerie, auf die wir gerade blickten. 

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Nach einem Rundgang durch Kirkjubøur fuhren wir zurück nach Tórshavn und von dort weiter Richtung Vestmanna, wo es laut camping.fo einen ganzjährig geöffneten Stellplatz mit Strom, Wasser und Abwasser geben sollte. Wir wählten nicht den Weg über die Hauptverbindungsstraße, sondern fuhren auf der 50, der alten Bergstraße (Oyggjavrvegur), die landschaftlich viel schöner sein sollte als die Straße direkt am Kaldbaksfjørður entlang. Wir hatten tatsächlich einen herrlichen Ausblick auf den Kaldbaksfjord und später auch auf den Kollarfjord.

Wieder auf der 50 tauchte plötzlich im Gelände ein längliches Gebäude mit Grassodendach auf. Im Mjørkadalur (Nebeltal) befand sich früher ein dänischer Militärstützpunkt, heute dient die Anlage als einziges Färöisches Gefängnis, laut WIKIPEDIA nur für Kleinkriminelle mit kurzen Haftstrafen (da nur 12 Plätze vorhanden), länger Einsitzende werden in Gefängnissen in Dänemark untergebracht.

Die Bergstraße Oyggjavrvegur mündete in die 10, der wir bis zum Kreisverkehr vor dem Tunnel zur Insel Vága folgten. Dort bogen wir auf die 21 in Richtung Vestmanna ab. Die Sicht wurde immer schlechter und es schneite zum Teil so heftig, dass wir das Wasser des Vestmannsundes nicht sehen konnten. Kurz vor Válur ging es steil hinunter bis auf Meereshöhe. Von oben konnten wir den Stellplatz Vestmanna-Camping erkennen. Er sagte uns schon aus dieser Perspektive nicht wirklich zu, denn er war zu mehr als 95 % mit Wohnwagen dicht bestellt, aber für eine Nacht sollte es reichen. Als wir den Platz erreichten war an der offenen Einfahrt zu lesen: Geschlossen seit dem 1.September. Wir riefen die angegebene Telefonnummer an, aber niemand meldete sich. Auf park4night fanden wir noch einen weiteren Platz in der Gegend. Auch dort riefen wir an und erfuhren, dass der Platz längst nicht mehr existierte. Wir gaben nicht auf und suchten und telefonierten weiterherum und erfuhren schließlich, dass es bei Camping und Hostel Giljanes auf der Insel Vágar noch einen geeigneten Platz für uns gab.

Wir fuhren zurück zur 21 und darauf weiter, dann durch den Kreisverkehr zur Einfahrt zum ersten Unterwassertunnel von Färöer, der die Insel Streymoy mit der Insel Vágar verbindet (4940 m lang und an der tiefsten Stelle 105 m unter dem Meeresspiegel). Nachdem wir den Tunnel verlassen hatten, folgten wir der 11 bis Giljanes bis zum Stellplatz. Der Stellplatz selbst war nicht besonders schön, aber wir hatten einen schönen Blick auf den Vága-Fjord.

Als wir am nächsten Morgen wach wurden, trauten wir unseren Augen nicht: Es schneite heftig und der Campingplatz war komplett weiß. Unsere Nachbarn, die in den Zelten übernachtet hatten, taten uns leid. Im Wohnmobil war es auch nicht besonders warm als wir aufwachten, aber wir konnten ja zum Glück unsere Heizung hochdrehen und hatten dann schnell  wieder  eine angenehme Temperatur.

Gegen 9 Uhr hörte es auf zu schneien und die Sonne kam durch – da sah die Welt gleich schon wieder ganz anders aus. Da wir noch Obst brauchten, fuhren wir zunächst zurück nach Sandvágur. Dagmar nutzte die Zeit, um noch einige Fotos von der markanten Kirche dort zu machen, die 1917 von dem Tórshavner Architekten Magnus á Kamarinum errichtet wurde. Leider war die Kirche verschlossen. Den Sandavágsstein, ein Runenstein, der 1917 in Sandávag gefunden wurde und der in der Kirche ausgestellt ist, hätte sie auch gern fotografiert.

Unser nächstes Ziel war Gásadalur, der letzte auf der Straße erreichbare Ort auf der Insel Vágar mit einem der „schönsten“ Wasserfälle. Wir folgten dazu ab Sandvágur der 11 in westlicher Richtung bis zum Flughafen und ab dort der 22 bis Sørvágur, wo diese in die 45 übergeht. Seit der Gásadal-Tunnel (einspurig, 1400 m lang) 2004 fertiggestellt wurde, können die Einwohner von Gásadalur mit dem Auto anstatt zu Fuß oder mit dem Hubschrauber in die Nachbarorte gelangen. Seit 2006 ist damit das letzte Dorf der Färöer mit der Außenwelt durch eine Straße verbunden. Während der Fahrt nach Gásadalur änderte sich das Wetter häufig, meist schien aber die Sonne. Als wir den Tunnel nach Gásadalur verließen, befanden wir uns auf einer Höhe von 194 m, dementsprechend steil war die Abfahrt zum Ort, der auf etwa 50 m über dem Meeresspiegel liegt. Dort angekommen, suchten wir uns einen Parkplatz und machten zu Fuß auf den Weg zum „Múlafossur“, einem aus 30 m Höhe ins Meer stürzenden Wasserfall, der zu den schönsten auf den Färöer-Inseln gehören soll. Uns begeisterte dieser Wasserfall nicht besonders, aber vielleicht wirkt er beeindruckender, wenn man sich ihn bei einer Bootstour von unten ansieht.

Danach fuhren wir zurück zur Insel Streymoy. Kurz hinter Sørvágur kamen wir am Hotel „Vágar“ vorbei, das seine Besucherrekorde bei Nebel erzielt, wenn der nahe gelegenen Flughafen geschlossen wird.

Für die Nacht hatten wir uns Stellplätze am Sundini ausgesucht, der Meerenge, die die beiden Hauptinseln der Färöer, Streymoy im Westen und Eysturoy im Osten, trennt. Der Sund ist einem extrem starken Gezeitenstrom ausgesetzt und gab der Insel Streymoy (Strominsel) ihren Namen. Entgegen den Informationen auf camping.fo waren die Stellplätze allerdings noch geschlossen. Da sie uns auch nicht besonders gefielen, machte es uns auch nichts aus, eine Alternative zu suchen. Wir fuhren noch weiter auf der 54 bis zu Ende der Straße in Tjørnuvik. Die Straße war einspurig und führte in großer Höhe am Wasser entlang. Glücklicherweise kam uns niemand entgegen. Tjørnuvik soll wegen der Wellen ein Paradies für Surfer sein, wir haben dort keine gesehen. Vielleicht war es noch zu früh im Jahr. Von Tjørnuvik aus kann man auch sehr schön die beiden Felsen Risin und Kellingin sehen, die vor der Nordspitze von Eysturoy bei Eiði aus dem Meer wie Nadeln emporragen. Wir wollten uns diese Felsnadeln aus der Nähe ansehen und fuhren deshalb die Küstenstraße 594 zurück bis zu „der einzigen Brücke über den Atlantik“ bei Nesvík. Dort überquerten wir den Atlantik (Sundini) auf der 10, um kurz danach auf der 62 nach Eiði zu fahren. Leider war die Straße zum Aussichtspunkt, von dem man die Felsen Risin und Kellingin sehen kann, noch gesperrt (Wintersperre), so dass wir nicht weiterkamen. Der Stellplatz in Eiðir existierte nicht mehr und der zweite in dieser Gegend war wegen der Wintersperre nicht erreichbar.

Auf park4night fanden wir einen anderen Stellplatz, der bereits geöffnet sein sollte. Zu unserer Freude wurde uns das auch bei einem Anruf dort bestätigt. Der Stellplatz befand sich in Æðuvik an der Südspitze von Eysturoy.

Das NAVI führte uns dazu über die kürzeste, aber nicht die billigste Strecke, nämlich durch den Unterwassertunnel zwischen Strendur und Runavik (100 DKK). Tunnel mit Kreisverkehr kannten wir schon aus Norwegen, das  unter Wasser war allerding auch für uns ein Novum. Da wir bei tunnil.fo registriert waren, konnten wir unbehelligt durchfahren, die Rechnung kam am nächsten Tag per mail. Auf der 67 folgten wir den Ansagen vom Navi bis zum Campingplatz Æðuvik. Der Platz war schon von vielen Dauercamper-Wohnwagen belegt, aber es gab auch für uns noch eine Auswahl an freien Plätzen.

In der Nacht hatte es etwas geschneit, aber am Morgen kam die Sonne durch.Wir verließen den Stellplatz recht früh und fuhren zurück nach Tórshavn, um im Shoppingcenter SMS noch etwas einzukaufen. Von dort ging es weiter auf der 12 zum Fährterminal Gamlaræt, von wo wir mit der Fähre nach Sandoy überzusetzen wollten. Laut Reiseführer sollte ein Tunnel zwischen Streymoy und Sandoy, an dem seit einiger Zeit gebaut wurde, 2023 fertiggestellt werden, aber noch war es nicht soweit.

Wir hatten Glück, denn gerade als wir den Fähranleger erreichten, kam eine Fähre an und wir konnten gerade noch mitfahren, da der LKW, der vor uns wartete, für den verbleibenden Platz zu lang war. Bei uns passte es auf Zeitungsbreite. Die Überfahrt war angenehm und wir konnten Kirkjubør nochmal von See aus sehen.

Von Skoprun, der Anlegestelle auf Sandoy, fuhren wir über die 47 und über die 12 nach Sandur, wo es am Hafen einen Stellplatz für Wohnmobile geben sollte. Der Platz existierte leider nicht mehr. Einen weiter Platz sollte es in Dalur im Süden von Sandoy geben. Bevor uns dahin auf den Weg machten, riefen wir den Betreiber an, der uns bestätigte, dass der Stellplatz in Dalur noch existierte und auch geöffnet war.

Hinter Sandur gab es große Flächen mit Ackerbau. Die 42 führte spektakulär in recht großer Höhe am Wasser vorbei, wobei es auf der anderen Straßenseite steil nach oben ging, alles einspurig. Wir staunten nicht schlecht als wir auf einmal ein Schaf sahen, dass gerade ein Junges zur Welt gebracht hatte. Das Lämmchen war noch ganz nass und wurde von dem Muttertier, das selbst am Hinterteil noch ganz blutig war, gerade trocken geleckt.

Der Ort Dalur bestand aus wenigen Häusern, einem Sportplatz und einer Kirche und dem direkt am Kiesstrand gelegenen Campingplatz, den wir uns mit einigen Schafen teilen mussten. Das Wetter wechselte ständig zwischen Sonnenschein und Schneefall.

Am nächsten Morgen verließen wir den Platz bei Sonnenschein. Wir fuhren auf der 40 zurück nach Husavik und dann weiter nach Skálavík, einer kleinen Hafenstadt im Osten von Sandoy. Viel zu sehen gab es dort allerdings nicht.

Unser nächstes Ziel war Skarvanes, ein kleiner Ort im Südwesten der Insel mit nur 10 Einwohnern, dafür aber mit vielen Seevögeln. Die Straße dorthin war einspurig. Glücklicherweise hatten wir keinen Gegenverkehr, aber Seevögel haben wir dort nicht gesehen ☹

Wir fuhren zurück nach Sandur und von dort aus, um auch keine der befahrbaren Wege auf Sandy auszulassen, auf einer Stichstraße oder besser gesagt Piste bis Søltuvík, wo es ein Denkmal zur Erinnerung an die Besatzung eines 1895 im Sturm gesunkenen Schiffs gab und einen schönen Ausblick auf den Atlantik, das wars dann auch schon.

Von dort ging es über Sandur zurück nach Skoprun. Dort steuerten wir zunächst den etwas außerhalb des Ortes hoch über dem Meer stehenden Koloss von einem blauen Briefkasten an, der eine Zeit lang der Ortschaft einen Platz im Guinnesbuch der Rekorde eintrug. Mit dem Einwurfschlitz außerhalb der Reichweite gewöhnlicher Menschen ist er mit seinen 7,42 Metern Höhe und einer Breite von 4,45 Metern immer noch einer der größten der Welt und für Seeleute eine wichtige Landmarke.

Da es sehr windig war und immer wieder nieselte, hatten wir keine Lust mehr auf einen Spaziergang durch den Ort und fuhren direkt zum Fähranleger. Wir waren das einzige große Fahrzeug auf der Fähre und standen auf dem Schiff in aller erster Reihe. Während der Überfahrt war es an Deck nur in Lee auszuhalten, denn der Wind blies sehr heftig und der Seegang war auch nicht ohne. Nachdem wir die Fähre verlassen hatten, fuhren wir zum Einkaufen zum SMS-Shoppingcenter in Tórshavn und dann zu dem Campingplatz, auf dem wir eine Woche vorher auch schon gestanden hatten. Dort nutzten wir die Gelegenheit, die bis dahin angesammelte Wäsche zu waschen, bevor die Reise nach Island weiterging.

Am 1. Mai war es dann soweit. Wir verließen den Campingplatz gegen 10 Uhr und fuhren zum Fährterminal. Als wir dort ankamen war alles noch geschlossen, denn mit dem Check-In wurde erst 90 Minuten vor dem Ablegen begonnen. Wir reihten uns in der Reihe für schwere Fahrzeuge ein und warteten ab. Um 11 Uhr kam ein Mitarbeiter der Smyril-Line und bearbeitete unsere Buchung. Kurze Zeit später konnten wir auf die Norröna fahren, wieder auf das 4. Deck und wieder rückwärts einparken. Wir bezogen unsere Kabine auf Deck 8 und genossen die Aussicht auf den Hafen. Die Fähre fuhr pünktlich los und die See war während der Überfahrt nach Island nicht so rau wie auf dem ersten Teilstück. Zum Abendessen gingen wir diesmal in das Buffetrestaurant Skansgarður. Die Auswahl war dort deutlich größer als in der Cafeteria. Das verleitete uns natürlich dazu, zu viel zu essen.

Am folgenden Tag legte die Norröna pünktlich um 10:00 Uhr in Seyðisfjörður an und wir konnten das Schiff um 10:20 Uhr verlassen. Bei der Einreisekontrolle wurden wir nur gefragt woher wir kämen und wann wir Island wieder verlassen würden, keine Pass- oder Lebensmittelkontrolle, wir konnten einfach weiterfahren. Im Hafen verstauten wir noch unser Reisegepäck vom Schiff und fuhren dann auf der 93 in Richtung Egilsstadir. Dabei kamen wir am Gufufoss, einem teilweise gefrorenen Wasserfall, vorbei. In Egilsstadir steuerten wir als erstes eine Tankstelle der Kette N 1 an, um uns dort eine 11 kg Gasflasche auszuleihen, da unsere Tanks auf Island nicht aufgefüllt werden können. Das ging alles ganz unproblematisch, war allerdings richtig teuer 13750 ISK (ca. 93 €, in Deutschland zahlt man für die Füllung einer 11 kg-Flasche ca. 25 €). Wir verließen die Stadt auf der 94 Richtung Süden und bogen dann nach einigen Kilometern auf die 931 ab. Unser Ziel war der Staudamm Kárahnjúkar, von dem ein toller Ausblick über den See bis zum Vatnajökull möglich sein soll. Die 931 führte mehr oder weniger direkt am Langarfljót entlang, einem langgestreckten See, der durch das Wasser vom Stausee gefüllt wird. Dementsprechend trübe war auch das Wasser. Kurz hinter dem Ende des Langarfljót ging dann die 910 ab, die uns zum Staudamm führen sollte. Sie begann mit reichlich Serpentinen und nach recht kurzem, steilem Anstieg hatten wir das Hochland auf der einzigen asphaltierten Straße erreicht. Sie war extra für den Bau des Staudamms angelegt worden, damit die schweren Lastkraftwagen zur Baustelle kommen konnten. Die Fahrt im Hochland war ziemlich langweilig: platte braune, teilweise mit Schnee bedeckte Landschaft. Ab und zu gab es Schneeverwehungen auf der Straße, die wir aber allesamt meistern konnten. Als wir die Staumauer erreichten, war die Enttäuschung groß, denn der Seespiegel war stark abgesunken und das bisschen, was noch übrig war, war zugefroren. Wir fuhren über die erste Staumauer um bis zur zweiten zu kommen und wenigstens einen Blick in die Schlucht zu werfen, die durch den Staudamm abgesperrt wurde. Daraus wurde leider auch nichts, denn dabei blieben wir im Schnee stecken und kamen trotz Allrad nicht mehr weiter. Wolfgang blieb nichts anderes übrig als den Schnee hinter allen Rädern wegzuschaufeln und dann rückwärts so weit zurückzufahren, dass er auf festem Grund wenden konnte. Wir sind dann auch nicht mehr zu Fuß zum Canyon gelaufen, wir hatten die Nase voll. Also ging es wieder 25 km über das trostlose Hochland zurück zur 933. Gegen 16:00 Uhr erreichten wir den Wohnmobilstellplatz beim „Guesthouse Henigfoss“, wo wir den Abend und die Nacht verbrachten.

Am nächsten Morgen war es bei nur 3,8 °C bewölkt, aber etwas Sonne kam durch. Wir verließen den Stellplatz gegen 10 Uhr und fuhren zurück nach Egilsstadir, um unsere Lebensmittelvorräte zu ergänzen. Von dort ging es auf der 94 weiter in Richtung Norden. Unser nächstes Ziel war der Vogelfelsen Hafnarhólmi am Borgar-Fjord, auf dem jährlich ab Mitte April Papageientaucher nisten. Die 94 war entgegen der Angabe im Reiseführer mittlerweile durchgehend asphaltiert, was die Fahrt recht angenehm machte.

Wir kamen den Papageientauchern und den Möwen, die dort ebenfalls nisteten, auf den Beobachtungsplattformen sehr nah. Zu unserer Freude waren die Vögel überhaupt nicht scheu. Da es noch recht früh im Jahr war, gab es noch keine Jungtiere, die gefüttert werden mussten und deshalb auch keine Fotos von Papageientauchern mit Beute im Schnabel ☹

Nachdem wir mehr als genug Fotos von den niedlichen Vögeln gemacht hatten, fuhren wir zurück in den 5 km entfernten Ort Bakkagerði. Auf dem Campingplatz dort standen bereits einige Wohnmobile und wir gesellten uns dazu. Es gab Strom, Wasser und die Möglichkeit zu entsorgen, aber keine Möglichkeit dafür auch zu bezahlen.

Als nächstes wollten wir uns die Basaltformation in der Stuðlagil-Schlucht ansehen. Wir verließen den Campingplatz kurz nach 9 Uhr und fuhren auf der 94 zurück in Richtung Egilsstadir bis zum Abzweig der Piste bei Móberg. Hinter dem Kraftwerk Lagarfossvirkjun am Fluss Laglarfljót ging es auf der 925 weiter. Wir kamen an einer Kirche aus dem Jahr 1841, der Kirkjubæjarkirkja vorbei und etwas weiter dem Straßenverlauf folgend an dem Nachbau einer 1000 Jahre alten Torfkirche, der Geirsstaðakirkja, die bei Ausgrabungen 1997 an dieser Stelle gefunden wurde.

 Auf der 1 (Ringstraße) ging es weiter zu unserem Ziel, der Basaltsäulenformation in der Stuðlagil-Schlucht. Kurz hinter Skjöldólfsstaðir verließen wir die 1 und fuhren auf der 923 weiter zur Schlucht. Die ersten 6 km waren noch asphaltiert, danach kam nur noch Schotterpiste, die aber gut befahrbar war. Beim Hof Klaustursel verließen wir die 923, überquerten den Fluss Jökulsá á Dal (Jökulsá) und fuhren dann noch 3 km auf übelster Piste bis zum Parkplatz weiter. Wir stellten unser Wohnmobil dort ab und hatten noch 2 km Fußweg bis zu den Basaltformationen vor uns. Der Weg verlief über Privatgelände und war vom Besitzer recht ordentlich hergerichtet worden. Bereits kurz hinter dem Parkplatz kamen wir am Stuðlafoss vorbei, einem beeindruckenden Wasserfall, eingerahmt von Basaltsäulen und – der Jahreszeit entsprechend – teilweise eingefroren. Der Ablauf war durch dicke Rohre unter dem Wanderweg hindurchgeführt, so dass der Flusslauf gefahrenlos passiert werden konnte. Insgesamt war der Aussichtsbereich auf der Südseite der Schlucht sehr gut besucht. Wolfgang stieg allein in die Schlucht hinab, um noch einige Fotos aus einer anderen Perspektive zu machen, während Dagmar zu ihrer eigenen Sicherheit lieber auf diesen rutschigen und beschwerlichen Abstieg verzichtete.

Nachdem wir uns an den Basaltsäulen sattgesehen hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Wir fuhren zum Wohnmobil-Campingplatz Mödradalur auf einer Farm mit Guesthouse im Hochland. Der Blick auf den Tafelvulkan Herðubreið und die umliegenden Sandebenen blieb uns wegen des Wetters verwehrt, denn nachdem wir von Stuðlagil kommend die 1 erreicht hatten, fing es an zu regnen. Wir übernachteten auf dem Campingplatz, der in unserem Reiseführer so hoch gelobt wurde, aber konnten ihm selbst nichts Tolles abgewinnen.

Als nächstes wollten wir uns die Wasserfälle Dettifoss und Sellfoss von den Aussichtspunkten an der 864 ansehen, da man laut Reiseführer von dieser Seite einen besseren Ausblick auf die Wasserfälle haben sollte als von den Aussichtpunkten an auf der anderen Seite des Flusses Jökusá á fjöllum, aber leider unterlag diese Piste noch der Wintersperre. Deshalb fuhren wir dann doch auf der 862 im Nationalpark Vatnajökuls ƥjoðgarð zu den Aussichtspunkten auf der anderen Seite des Flusses. Der Parkplatz war riesig, aber es waren nicht allzu viele Fahrzeuge dort. Wir stellten unser Wohnmobil dort ab und machten uns zu Fuß auf den Weg, zunächst zum Sellfoss. Der Weg war markiert und durch Absperrungen gesichert, aber trotzdem nicht immer wirklich begehbar, viel Wasser, Schneebretter und felsige Passagen, schon eine Herausforderung. Schließlich kamen wir am Wasserfall an und konnten einige schöne Fotos machen, nicht nur vom Wasserfall, sondern auch von den Basaltformationen dort. Dann gingen wir weiter zum Dettifoss. Der Pfad zum Dettifoss war nicht weniger beschwerlich, aber auch diese Anstrengung lohnte sich. Der Dettifoss ist nach Höhe und Wassermasse der größte Wasserfall in Europa, noch vor dem Rheinfall. Leider konnten wir ihn nicht in seiner ganzen Pracht sehen, denn die untere Plattform ist in der Zeit von Oktober bis Juni gesperrt. Das war nachvollziehbar, denn dort lag noch eine meterdicke Schneeschicht. Aber auch von den oberen Aussichtspunkten sah der Wasserfall sehr imposant aus. Die weiteren kleineren Wasserfälle entlang der 862 schauten wir uns dann nicht mehr an.

Ursprünglich wollten wir auf dem Stellplatz in Ásbyrgi übernachten, aber der war, entgegen der Angabe in unserem Reiseführer, Anfang Mai noch nicht geöffnet. So musste eine Alternative her. Ab Ásbyrgi folgten der 85 in Richtung Húsavik und fanden mit dem Stellplatz 66°N 12°W einen guten Platz für die Nacht.

Der nächste Tag begann mit etwas Sonnenschein. Wir verließen den Campingplatz kurz nach 10 Uhr und fuhren ein Stück zurück in Richtung Ásbyrgi, um den Spot zu finden, von dem aus es möglich sein sollte, Papageientaucher in ihren Höhlen zu beobachten. Am Vortag hatten wir den Ort nicht gefunden, weil die uns vorliegenden Koordinaten nicht stimmten. Vermutlich stammten sie aus der Zeit vor der Straßenbegradigung. Wir fanden eine Stelle, an der wir neben der Straße gut parken konnte. Nach einigen Metern zu Fuß in Richtung Abbruchkante konnte man tatsächlich einige Papageientaucher sehen, nicht so zahlreich wie in Hafnarhólmi und auch viel weiter entfernt, aber immerhin.

Wir wendeten und fuhren dann weiter auf der 85 in Richtung Húsavik. Dort stellten wir unseren MEXI neben anderen Wohnmobilen im Hafen ab und machten einen Rundgang durch den Hafen und den Ort. In einem Souvenirladen fanden wir eine Karte mit Vögeln von Island. Damit sollte die Bestimmung der einzelnen Arten zukünftig einfacher sein.

Wir verließen Húsavik kurz nach 13 Uhr und folgten zunächst der 85 in Richtung Laxamýri, um von der auf die 87 zum Mývatn (Mückensee) abzubiegen. Kurz hinter Húsavik beginnt das Hochtemperaturgebiet Hveravellier, wo viele Gewächshäuser stehen, in denen Gemüse gezogen wird. Die weitere Strecke führt über das hochgelegene Hólasandur, einer Sandwüste, die ihrem Namen alle Ehre macht: Schwarzer Sand und Geröll bestimmen das Landschaftsbild. Wir erreichten den Mývatn kurz vor Reykjahilð. Da die beiden Stellplätze in Reykjahilð erst im Juni öffnen, fuhren wir weiter auf der 1 Richtung Osten zum Vulkansystems Krafla. Bereits in Reykjahilð konnten wir die Dampfsäulen eines Geothermalkraftwerks sehen. Links der Straße, kurz vor der Passstraße Námas Karð war der „Blue Lake“, das Abwasser des nahen Kraftwerks zu sehen. Es sah durch die gerade scheinende Sonne wirklich toll aus. Hinter der Passstraße zweigte die 863 zum Vulkansee Krafla ab. Schon aus der Ferne konnten wir das Kraftwerkes Kröflustöð sehen. Als wir näherkamen, sahen wir auch das zugehörige Gewirr der Dampfleitungen, es hatte etwas Unwirkliches.  

Wir fuhren weiter bis zum Kratersee Viti, einem See mit einem Durchmesser von 320 m, der im Sonnenlicht in einem sehr schönen Blau leuchten soll – leider war er zugefroren und das in einem Hochtemperaturgebiet, deshalb zeigte er sich nur in einem schnöden Weiß ☹.

Dann fuhren wir zurück wie wir gekommen waren und steuerten den direkt neben der Ringstraße liegenden Parkplatz am Hochtemperaturgebiet Hverir an. Der war kostenpflichtig (1200 ISK) und der Parkautomat schrieb: Gültig für die Ausfahrt innerhalb der nächsten 1440 min (= 24 Stunden). Warum dann nicht über Nacht bleiben? Bezahlt hatten wir ja und es war ein Privatgelände, das sollte erlaubt sein.

Der Rundgang durch das Hochtemperaturgebiet war interessant: Erstmals sahen wir blubbernde Schlammlöcher, überall roch es nach Schwefeloxiden und Schwefelwasserstoff, Dampf trat aus. Gegen 16 Uhr kamen noch zwei Reisebusse an, da wurde es in dem Gebiet erstmal voll, aber nachdem die wieder weg waren, wurde es ruhig und wir haben dort gut geschlafen.