REISE DURCH DEUTSCHLANDS NORDOSTEN
03. bis 26. JUNI 2021
Als der Wetterbericht nach dem verregneten und kühlen Frühling endlich Sommerwetter versprach, überkam uns der Wunsch, wieder im MEXI auf Reisen zu gehen. Ein konkretes Reiseziel hatten wir nicht im Kopf, aber uns war klar, dass wir in Deutschland bleiben würden, da wir noch nicht vollständig gegen Corona geimpft waren. Die Reiserichtung wollten wir von der aktuellen Wettervorhersage am Abreisetag abhängig machen.
Unsere Reise sollte am 03. Juni, dem Fronleichnamstag 2021, losgehen. Es war genau der Tag, an dem sich nach einigen Tagen mit strahlend blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen, Unwetter mit kräftigen Regenfällen, Gewittern, Hagelschauern und stürmischen Winden über weite Teile Deutschlands ausbreiten sollten. Allein der Nordosten sollte davon verschont bleiben. Damit war die Reiserichtung für uns klar. Da Mecklenburg-Vorpommern touristische Reisen von Einwohnern anderer Bundesländer erst ab 04. Juni 2021 erlaubte, beschlossen wir, erst einmal Lübeck anzusteuern und dann am nächsten Tag weiter gen Osten zu fahren. Vor der Abreise ließen wir uns erst nochmal auf Corona testen, um bei Bedarf ein aktuelles Schnelltestergebnis vorlegen zu können, dann ging die Reise am späteren Vormittag los.
Zunächst kamen wir auf der Autobahn gut voran, aber je mehr wir uns Hannover näherten desto dichter wurde der Verkehr. Da die Verkehrsnachrichten auch für die weitere Strecke keine Besserung erwarten ließen, verließen wir hinter Hannover die Autobahn, um weiter auf Landstraßen durch die Lüneburger Heide nach Lübeck zu fahren. Aber auch hier kam es bei Ortsdurchfahrten immer wieder zu Staus. Wahrscheinlich war es der beginnende Berufsverkehr, denn in Niedersachsen ist der Fronleichnamstag ja kein Feiertag. Wir hatten bald genug davon und beschlossen, nicht mehr bis Lübeck zu fahren, sondern uns schnellstmöglich einen Platz für die Nacht zu suchen. Die Wohnmobilstellplätze an der Strecke waren noch gesperrt. In Faßberg fanden wir den Hinweis, dass dies der Fall sei, weil die Gemeinden sich nicht in der Lage sahen, die Einhaltung der aktuellen Corona-Regeln dort zu kontrollieren. Als Wohnmobilist sollte man auf einen der nahegelegenen Campingplätze ausweichen. Wir kontaktierten den Campingplatz „Am Sonnenberg“ in Müden (Örtze) und erfuhren, dass wir dort mit aktuellem negativen Corona-Schnelltestergebnis willkommen seien. Die Übernachtungsgebühr von 20 € erschien uns zwar anfangs ziemlich hoch zu sein, aber dieser Campingplatz war eigentlich recht schön und somit seinen Preis wert: Das Gelände war weitläufig, die einzelnen Parzellen recht groß, weitgehend eben und mit eigenen Trinkwasser- und Stromanschlüssen ausgestattet. Die Plätze waren bei weitem nicht alle besetzt, so dass es wirklich angenehm war, dort zu stehen. Als wir uns eingerichtet hatten, begann es leicht zu regnen. Wir verbrachten trotzdem einen schönen Abend und eine ruhige Nacht dort.
Am nächsten Morgen lachte die Sonne wieder vom Himmel. Als Dagmar nach dem Frühstück die Kamera für ein Foto vom Stellplatz fertigmachen wollte, stellte sie fest, dass sie vergessen hatte, das Reiseobjektiv einzupacken. Mit dabei waren nur ein Makroobjektiv und 2 lange Brennweiten – „was soll’s, dann müssen halt Handyaufnahmen ausreichen, um einige Reiseeindrücke festzuhalten“. Wir machten wir noch einen kleinen Spaziergang auf dem Campingplatz, füllten den Wassertank auf und entsorgten das Abwasser, dann setzten wir unsere Reise fort.
In Lüneburg steuerten wir eine Drive-in Corona Teststation an, um bei Bedarf wieder ein tagesaktuelles Testergebnis vorlegen zu können. Da sich vor der Station schon eine ziemlich lange Warteschlange gebildet hatte, dauerte es eine Weile bis wir dran waren, aber das Testergebnis erhielten wir dann pünktlich nach 15 Minuten.
Am frühen Nachmittag erreichten wir Lübeck. Da wir noch nie dort waren, hatten wir ursprünglich vor, uns die Stadt genauer anzusehen. Als wir aber bei der Suche nach einem Parkplatz sahen wie viele Menschen sich dort durch die Altstadtgassen schoben, beschlossen wir, das Ganze auf den Besuch des Holstentors zu beschränken. Mit einem leckeren Eis danach entschädigten wir uns für den entgangenen Stadtbummel.
Von Lübeck aus fuhren wir weiter auf der B 104 über Dassow nach Kalkhorst zum Abzweig nach Brook und auf dieser Straße weiter Richtung Klütz. Kurz hinter Elmenhorst sahen wir einen Hinweis auf einen Wohnmobilstellplatz in Steinbeck an der Lübecker Bucht. Wir fuhren hin. Was wir vorfanden war ein kleiner, ziemlich unebener Platz ohne irgendwelche Versorgungs- oder Entsorgungseinrichtungen. Er war mit einer Schranke abgesperrt, und es standen schon einige Wohnmobil darauf. Die Frau, die die Schranke bediente informierte uns über die Gebühren: Tagessatz = 10 €, wenn man dort auch übernachten wollte = 20 €. Wir machten kehrt und fuhren weiter über Klütz nach Boltenhagen. Dort sollte es laut ADAC Camping- und Stellplatzführer eine Reihe von Wohnmobilstellplätzen geben. Als wir in Boltenhagen ankamen, war es bereits so voll, dass wir nicht einmal versuchen wollten, dort auch noch unterzukommen.
Am Ortsausgang Richtung Tarnewitz sahen wir neben einem Nettomarkt einen gebührenfreien Park & Ride Parkplatz, auf dem schon einige Wohnmobile standen, der aber sonst recht leer war. Wir beschlossen, auch erst einmal dort zu bleiben.
Nach dem Abendessen machten wir noch einen Spaziergang zum nahegelegenen Hafen und entlang der Promenade an der Boltenhagenbucht. Die zwei Restaurants am Hafen waren geöffnet und relativ gut besucht, die riesige Hotelanlage entlang der Promenade schien dagegen noch geschlossen zu sein.
Als wir zu unserem MEXI zurückkamen, waren die meisten Wohnmobile verschwunden. Wir beschlossen, es darauf ankommen zu lassen und über Nacht dort zu bleiben. Auf dem Parkplatz war auch eine Corona Teststation des DRK. Wir meldeten uns per Internet für den ersten Slot zwischen 10:00 und 10:15 Uhr am nächsten Morgen an. Kurz bevor es dunkel wurden, kamen noch 2 Wohnmobile dazu. Wir verbrachten hier eine ungestörte Nacht.
Nach dem Frühstück machten wir noch einmal einen Spaziergang zum Hafen, um die Zeit bis zum Schnelltest zu überbrücken. Um 9:30 Uhr traf das Personal der Teststation, eine junge Frau und ein junger Mann, dort ein und bereiteten alles für die Testungen vor. Um 9:45 Uhr setzten wir uns auf die Bank vor der Station. 5 Minuten später, also vor der eigentlichen Öffnungszeit, wurden wir bereits getestet – nette Leute und toller Service, für den wir uns nur herzlich bedanken konnten.
15 Minuten später erhielten wir die Testergebnisse per Email. Als wir sie gerade ausgedruckt hatten, klopfte jemand an die Wohnmobiltür. Wolfgang öffnete, es war ein Mitarbeiter vom Ordnungsamt. Er wies uns darauf hin, dass es sich bei diesem Parkplatz um einen reinen PKW-Parkplatz handelte, auf dem wir mit dem Wohnmobil nicht stehen dürften. Wolfgang sagte ihm, dass ihm das klar wäre und wir uns aber gerade bei der Teststation hatten testen lassen und nur noch hier gewartet hatten, bis wir das Testergebnis ausdrucken konnten. Der Mitarbeiter vom Ordnungsamt meinte, das wäre in Ordnung, nur länger parken oder gar übernachten dürften wir hier nicht. Als Wolfgang ihm versicherte, dass wir das nicht vorhätten, verabschiedete er sich. Glück gehabt – einem anderen Wohnmobil, dessen Besitzer nicht am Fahrzeug waren, wurde ein Knöllchen unter den Scheibenwischer gesteckt.
Unser nächstes Ziel war Wismar. Wir waren bereits 2016 mit einem Leihmobil dort, und es hatte uns auf dem Stellplatz an Schiffbauerdamm und in der Stadt ganz gut gefallen. Mittlerweile hatte sich die Stadt in eine Großbaustelle verwandelt. Am Stadthafen schob sich eine Traube von Menschen entlang, auf dem Stellplatz standen die Wohnmobile dicht an dicht – für uns war das kein Ort mehr zum Verweilen.
Wir fuhren weiter auf der L 12 entlang der Wismarbucht Richtung Pepelow. Aber schon nach wenigen Kilometern war es vorbei mit dem Blick aufs Wasser, auch diese Straße gesperrt. Über eine Umleitungstrecke erreichten wir Pepelow, wo es laut ADAC Camping- und Stellplatzatlas einen Wohnmobilstellplatz am Salzhaff geben sollte. Es war ein Wiesenplatz direkt am Wasser, auf dem die Wohnmobile nicht ganz so dicht gedrängt standen, wie auf den anderen zuvor. Wir beschlossen erst einmal dort zu bleiben. Der Strand war nicht besonders schön, aber es machte Spaß den Kite-Surfern zuzuschauen, die sich am Wochenende dort tummelten. Wir ließen es ruhig angehen und bekamen dann auch Lust, uns mal wieder mit unserer Webseite zu beschäftigen – das wurde ja auch Zeit.
Wir blieben 3 Nächte auf diesem Stellplatz stehen. Bevor die Reise am 8. Juni weiterging, meldeten wir uns per Internet bei einer Corona Teststation in Kühlungsborn an und füllten noch einmal unseren Trinkwassertank auf (0,20 €/10 L).
Wir fuhren über die L 12 nach Neubokow und weiter auf der Neubokower Straße und dem Haffblick über Roggow nach Rerik. In Rerik hielten wir auf dem Parkplatz am Friedhof, um uns die Großsteingräber anzusehen, die in unserem Straßenatlas ausgewiesen waren.
Zwei dieser aus der Jungsteinzeit stammenden Gräber waren über ein Feld zugänglich. Bei dem ersten, das wir erreichten, soll es sich um einen Großdolmen aus der Zeit 3200-3000 vor Christus handeln. Auf einer Tafel des Archäologischen Landesmuseums und Landesamts für Bodenarchäologie des Landes Mecklenburg-Vorpommern war zu lesen, dass dieser Großdolmen 1967 mit folgendem Ergebnis archäologisch untersucht worden war:
Das Grab war von einer ca. 2 m hohen, ovalen Hügelaufschüttung umgeben. Die Oberfläche des Hügels reichte bis an die Oberkante der sechs seitlichen Tragsteine. Diese trugen zwei mächtige Decksteine. Die annähernd rechteckige Grabkammer war durch einen schmalen ca. 1,5 m langen Gang an einer de Stirnseiten zu erreichen. Die Kammer ist 5m lang, 1,2 bis 1,9 m breit und 1,6 m hoch. Der Boden bestand aus fest gestampftem Lehm und war mit Rotsandsteinplatten in mehrere Bereiche eingeteilt.
Das zweite Grab, das wir uns ansahen, ein Ganggrab, soll aus der Zeit der Trichterbecherkultur stammen, zwischen 3100 und 2950 vor Christus erbaut worden sein und eine späte Variante der Großsteingräber darstellen. Bei den Ausgrabungen wurden ca. 380 Grabbeigaben geborgen, darunter auch zahlreich Gebrauchsgegenstände und Gefäße, die aus der Zeit zwischen 2900 und 2800 stammen. Das Grab wurde folglich über 300 Jahre lang immer wieder als Bestattungsplatz genutzt. Die Grabkammern sollen ursprünglich mit mächtigen Erd- und Steinschüttungen bedeckt gewesen sein, so dass runde oder auch längliche Hügel entstanden, die außen oft zusätzlich mit Findlingen umstellt waren.
Gut, dass es diese Beschreibungen gab…
Wir fuhren weiter auf der L 122 Richtung Kröplin, am Abzweig zur L 12 über Bastorf nach Kühlungsborn und dort zunächst zum DRK-Testzentrum. Es handelte sich um eine sehr große Anlage mit mehreren Drive-in Stationen. Allerdings betrug die maximale Einfahrtshöhe an diesen Stationen nur 2,55 m, so dass wir MEXI am Straßenrand abstellen und uns an der Station für Fußgänger und Radfahrer testen lassen mussten. Der Andrang dort war nicht sonderlich groß und alles lief sehr professionell ab, so dass wir diese Pflicht schnell erledigt hatten.
In Kühlungsborn-Ost suchten wir uns einen Parkplatz und schlenderten die Strandstraße hinunter. Der Ort gefiel uns sehr gut. Bei einer Eisdiele kauften wir uns zwei Becher Eis, die wir uns auf einer Bank an der Seebrücke bei herrlichem Wetter und schöner Aussicht schmecken ließen.
Von dort ging es weiter durch Heiligendamm und Bad Doberan nach Rostock. 2016 hatten wir dort im Leihmobil eine Nacht auf einem Stellplatz direkt am Stadthafen genächtigt. Damals hatte es uns sehr gut gefallen, das Treiben im Hafenbecken beim Abendessen beobachten zu können. Diesmal sprach uns dieser Platz jedoch nicht so an und wir beschlossen, weiter nach Zingst auf dem Darß zu fahren.
Wir verließen Rostock auf der B 105 in Richtung Ribnitz, bogen dann bei Altheide auf die L 21 ab und fuhren über Wustrow und Prerow nach Zingst. Am Ortseingang fanden wir auf dem Campingplatz „Am Freesenbruch“ einen schönen Stellplatz auf dem hinteren Teil der Anlage am Waldrand. Die Stellplätze waren dort relativ groß und auch nicht alle besetzt, so dass es recht angenehm war dort zu stehen.
Am nächsten Tag legten wir mal wieder einen „Bürotag“. Dagmar beschäftigte sich mit der Kartenerstellung in „My Google Maps“, aber so rechte Freunde wollen die beiden nicht werden.
Am 10. Juni machten wir eine Radtour nach Pramort im äußersten Osten der Halbinsel. Bei unserer ersten Reise durch Mecklenburg-Vorpommern im September 2016 hatten wir dort Kraniche beobachten können. Die hielten sich zu diesem Zeitpunkt hier natürlich nicht auf. Wir sahen nur einige Reiher und Schwäne in größerer Entfernung und etliche Rauchschwalben, die in und an den Beobachtungshütten ihre Nester bauten. Uns gefiel die Fahrt durch die Boddenlandschaft entlang der Sundischen Wiese trotzdem sehr gut.
Am nächsten Tag fuhren wir vormittags mit den E-Bikes ins Zentrum um einzukaufen. Dann vergnügten wir uns auf dem Campingplatz. Dagmar kochte ein Bulgur-Chili auf Vorrat, Wolfgang führte einige Reparaturen an den E-Bikes durch. Abends gab es Spargel mit Lachs und selbstgemachter Sauce Béarnaise.
Am Samstagmorgen radelten wir über den Deich zur Medienhalle in Zingst, in der das DRK eine Corona Teststation eingerichtet hatte. Wir ließen nochmal Schnelltests machen, da sich auswärtige Touristen in Mecklenburg-Vorpommern alle 3 Tage erneut testen lassen sollten. Es war nicht besonders voll dort, und so war die Sache schnell erledigt.
Von dort fuhren wir zur Seebrücke, testeten das dort angebotene Speiseeis und machten noch einen Spaziergang über die Brücke und entlang der Strandpromenade.
Für die Rückfahrt wählten wir den Fuß- und Radweg entlang des Boddens. Am Hafen lachte uns das Angebot eines Fischstands an, und wir beschlossen, am Abend noch einmal dorthin zurückzukehren. Daraus wurde allerdings nichts, denn kurz nachdem wir wieder am Campingplatz angekommen waren, begann es wie aus Kübeln zu schütten. Uns bleib nichts anderes übrig, als den Rest des Tages im Wohnmobil zu verbringen.
Am Sonntag mussten wir den Stellplatz auf dem Campingplatz wechseln, da unser erster Platz von diesem Tag an von anderen vorreserviert war.
Nachdem diese Aktion vollbracht war, schwangen wir uns wieder auf unsere E-Bikes und radelten nach Prerow. Zunächst ging es über den Deichweg und dann über einen unbefestigten und relativ ausgefahrenen Waldweg, der eher für Mountainbikes als für unsere Klappräder geeignet war. Auch hier steuerten wir zunächst die Seebrücke an. Das Getümmel auf dem Fußweg dorthin war unerwartet groß, aber auf der Seebrücke ließ es sich aushalten.
Von dort radelten wir quer durch den Ort zum Hafen. Hier gönnten wir uns unsere ersten Fischbrötchen auf dieser Reise. Die Brötchen waren frisch gebacken und noch warm, der Matjes unheimlich zart – toll!
Dann fuhren wir zurück nach Zingst. Als wir am Campingplatz ankamen, hatten wir beide das Gefühl, dass die Matjesbrötchen zwar superlecker waren, aber allein nicht als Abendessen ausreichten. Kurzentschlossen radelten wir weiter bis zum Fischstand am Hafen, wo wir uns beide noch eine Portion Fish & Chips gönnten. Sowohl der Fisch als auch die Kartoffeln waren etwas zu lange frittiert, aber es schmeckte trotzdem noch ganz lecker. Allerdings waren wir danach pappsatt und froh, dass wir auf der Rückfahrt zumindest noch einige der überschüssigen Kalorien abarbeiten konnten.
Am 14. Juni setzten wir unsere Reise fort. Wir fuhren zunächst nach Barth, wo wir uns bei der Ostsee-Apotheke für 10 Uhr erneut zu Corona Schnelltests angemeldet hatten. Glücklicherweise hatte die Mitarbeiterin der Apotheke Wolfgang bei seinem Anruf dort darauf aufmerksam gemacht, dass wir zu diesem Termin nur pünktlich erscheinen konnten, wenn wir die Brücke Meiningenbrücke zwischen der Halbinsel Darß und dem Mecklenburg-Vorpommerschen Festland vor 9:45 Uhr passierten, da sie von Ende März bis Ende Oktober um diese Zeit täglich für bis zu 30 Minuten für den Schiffsverkehr geöffnet wird. Nach den Tests mussten wir noch 15 Minuten vor Ort warten, da die Bescheinigungen dort nicht per Email verschickt wurden, dann ging es weiter.
Wir fuhren über die L 21, L 213 Hohendorf und folgten dann den Hinweisen nach Barhöft. Wir hatten dort während unserer Reise mit dem Leihmobil unheimlich leckere Fischbrötchen mit Butterfisch bei dem Fischstand am Hafen gekauft und waren nun sehr enttäuscht, dass dieser Stand geschlossen war. Wir machten einen Spaziergang durch den Hafen und kauften uns dann am Kiosk „Proviantkiste“ als Ersatz Matjesbrötchen, die wir dort auf der Terrasse aßen. Nachdem Wolfgang das erste Mal in sein Brötchen gebissen hatte und seinen Blick über das Hafengebiet schweifen ließ, sah er, dass „unser“ Fischstand gerade geöffnet wurde. Die Matjesbrötchen schmeckten gut und wir aßen sie gern auf, aber trotzdem machte sich wieder etwas Enttäuschung breit. Bevor wir uns wieder auf den Weg machten, gingen wir noch einmal am Fischstand vorbei und erfuhren, dass Butterfisch derzeit noch nicht zu erhalten war, da die entsprechenden Fischräuchereien ihren Betrieb während des Corona-Lockdown völlig runtergefahren hatten und nun die Kapazitäten erst nach und nach wieder hochfuhren.
Von Barhöft fuhren zurück nach Hohendorf und von dort weiter über die L 213 nach Stralsund. Da wir dort für den MEXI keinen geeigneten Parkplatz fanden, um noch einmal durch die Altstadt spazieren zu können, beschlossen wir, direkt weiter nach Rügen zu fahren und uns dort einen Platz auf einem Campingplatz oder Wohnmobilhafen zu suchen.
Normalerweise übernachten wir viel lieber auf öffentlichen Parkplätzen oder an anderen geeigneten Stellen fernab vom eigentlichen Campingrummel, aber im Mecklenburg- Vorpommerschen Ostseegebiet schien uns das mittlerweile nahezu unmöglich zu sein, ohne fürchten zu müssen, früher oder später mit den Ordnungshütern in Konflikt zu geraten. Ein Großteil der Parkplätze in der Nähe der Ostseeküste waren komplett für Wohnmobile gesperrt oder das Parken dort war nur tagsüber (7:00 – 22:00 oder 23 Uhr) erlaubt. Auch auf öffentlichen speziell für Wohnmobile zugelassenen Plätzen war das Parken häufig nur tagsüber erlaubt.
Wir fuhren zunächst über die B 96 und B 196 Richtung Sellin, um uns den Wohnmobilstellplatz am Hafen von Seedorf anzusehen, der im Bordatlas der Zeitschrift „Reisemobil“ beschrieben ist. Dort standen die Wohnmobile jedoch bereits schon dicht gedrängt, so dass wir keine Lust verspürten, uns noch dazuzustellen. Wolfgang entdeckte dort jedoch an der Straße einen Fischstand, der Butterfischbrötchen anbot. So war zumindest schon einmal fürs Abendessen gesorgt.
Von dort ging es weiter über Binz nach Prora, zur „Wohnmobil-Oase Rügen“, aber auch hier hielt uns nichts.
Über Sassnitz erreichten den Parkplatz „Königstuhl“ in Lohme-Hagen. Es war ein öffentlicher Parkplatz des Nationalparks Jasmund. Ein relativ großer, abgeteilter Bereich war speziell für Wohnmobile eingerichtet (14,50 € / Tag inklusiv Strom, Wasser, Abwasserentsorgung und Kurtaxe für 2 Personen). Es waren nur wenige Fahrzeuge dort, und die standen weit verteilt. Der Parkplatz war von Feldern und Wald umgeben, nichts Spektakuläres, aber alles in allem schon deutlich mehr nach unserem Geschmack.
Nachdem wir uns dort eingerichtet hatten, machten wir noch einen Spaziergang zum „Königsstuhl“, dem 118 Meter hohen und berühmtesten Kreidefelsen der Stubbenkammer an Rügens Küste.
Der Weg zur Kreideküste führte durch eine Moorlandschaft mit großflächig blühendem Wollgras und durch einen alten Buchenwald mit entsprechen hochgewachsenen Rotbuchen vorbei am Herthasee. Nach 45 Minuten erreichten wir Nationalparkzentrum Königsstuhl und erfuhren, dass der berühmte Kreidefelsen nur durch dieses Nationalparkzentrum zu einem Eintrittspreis von 10 € pro Person zu erreichen war. Da es bereits kurz vor Toresschluss war, verzichteten wir darauf und marschierten noch ein Stück weiter bis zur „Viktoria-Sicht“, einem Aussichtspunkt, von dem wir den „Königsstuhl“ gut sehen konnten.
Zurück im Wohnmobil machten wir uns über unsere Butterfischbrötchen her – sie waren lecker, aber bei weitem nicht so gut belegt und saftig wie wir sie von unserem ersten Besuch in Barhöft in Erinnerung hatten.
Am nächsten Morgen ging es weiter am Tromper Wiek entlang über Lohme und Ruschvitz nach Altenkirchen. Dort fielen uns große Felder mit lila blühenden Pflanzen auf. Dagmar dachte erst, dass es sich um Lavendel handelte, aber bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass das mit Sicherheit nicht der Fall war. Später sahen wir diese Pflanzen vorwiegend als ca. 6 Meter breiten Streifen um Felder, auf denen Hafer angebaut war. Erst viel später auf dieser Reise erfuhren wir bei einem Gespräch mit einem Ökobauern, dass es sich um Pflanzen der Gattung Phacelia handelte, die als Bienenweide oder zur Bodenverbesserung ausgesät werden.
Wir machten uns dann auf die Suche nach einem Stellplatz an der Westküste, um am nächsten Morgen früh zu einer Radtour auf Hiddensee starten zu können. Aber nachdem wir uns mehrere überfüllten Plätze in Gramitz und Schaprode angesehen hatten, cancelten wir auch diesen Plan und fuhren über Gingst, Garz mit einem Abstecher nach Potbus bis nach Gleiwitz, um uns von dort mit der Fähre wieder aufs Mecklenburg-Vorpommersche Festland nach Stahlbrode übersetzen zu lassen.
Unser nächstes Ziel war der „Caranvan-Camping am Museumshafen“ in Greifswald, aber auch der überzeugte uns nicht, und wir starten durch auf der B 105 bis Brünzow, von dort auf der L 262 am Greifswalder Bodden entlang nach Wolgast, weiter über die B 111 bis Bannemin und über die L 264 nach Peenemünde auf Usedom. Dort blieben wir auf dem „Stellplatz Peenemünde“ am Hafenbecken gegenüber vom Historisch-Technischen Museum, einem einfachen Platz, auf dem die Wohnmobile in akzeptabler Entfernung von einander stehen konnten.
Wir aßen etwas früher als sonst zu Abend, denn für 18:00 Uhr war eine kleine online-Feier anlässlich Christophs Geburtstags angesetzt, zu der wir natürlich pünktlich fertig sein wollten.
Anschließend machten wir noch einen Spaziergang. Wir gingen am Hafenbecken entlang, wo unter anderem ein sowjetisches Lenkwaffen-U-Boot und ein Raketenschnellboot sowjetischer Bauart der Seestreitkräfte der DDR als Museumsschiffe vor Anker lagen.
Das Historisch-Technische Museum war in einem ehemaligen Kraftwerk untergebracht. Peenemünde ist vor allem für die Raketenentwicklung in der einst dort stationierten Heeresversuchsanstalt bekannt, aus der unter technischer Leitung von Wernher von Braun die als V2 bekannte erste Großrakete mit Flüssigkeitstriebwerk hervorging. Mit ihrem ersten erfolgreichen Flug im Jahr 1942 war diese ballistische Rakete der erste von Menschen gemachte Flugkörper, der in den Grenzbereich zum Weltraum eindrang. Peenemünde gilt daher als „Wiege der Raumfahrt“. Auf dem Vorplatz des Museums war eine solche Rakete ausgestellt. Durch die Zäune und Hecken rund um das Museumsgelände war es schwer, diese wenigsten halbwegs passabel zu fotografieren.
Unser weiterer Weg führte uns zum Friedhof von Peenemünde mit seiner achteckigen Kapelle und separaten Glocke. Auf den Schildern vor dem Friedhof und an der Kapellentür gab es einiges über die Geschichte dieses Friedhofs zu lesen.
Am nächsten Vormittag fuhren wir über Karlshafen, Zinnowitz und Koserow zum Ostseebad Bansin. Auf dem Weg dorthin begeisterte uns immer wieder der leuchtend rot blühende Mohn. Leider war es ziemlich windig, was dazu führte, dass unsere Handy-Fotos einfach nicht so schön wurden, wie wir es gerne gehabt hätten.
In Bansin fanden wir zu unserer Freude einen zentral gelegenen Parkplatz am Straßenrand, auf dem man mit Parkscheibe 2 Stunden kostenlos stehen konnte. Wir spazierten auf der Strandpromenade entlang. An der Seebrücke ließen wir in einem Testzelt einen Corona Schnelltest machen. Bald stellte sich auch schon wieder Hunger ein und so kauften wir uns an einem der vielen Fischstände zwei Fischbrötchen: Wolfgang entschied sich für Buttermakrele, Dagmar wieder für Matjes. Beides schmeckte ganz gut. Danach schlenderten wir über die Hauptgeschäftsstraßen und gönnten uns zum Nachtisch 2 Becher Eis.
In Heringsdorf und Ahlbeck fanden wir leider keine geeigneten Parkplätze, um auch diese Orte zu Fuß erkunden zu können. Wir fuhren bis zur Grenze nach Polen, machten dort wieder kehrt und fuhren über Korswand, Zirchow und Garz nach Kamminke am Stettiner Haff, um dort auf dem Campingplatz Haffküste Kamminke zu übernachten. Kurz vor dem Campingplatz schickte uns unser Navi über einen abenteuerlich engen und steilen unbefestigten Weg durch den Wald. An der Rezeption erfuhr Wolfgang, dass, obwohl es auch einen befestigten Weg zum Campingplatz gibt, die Navis die Autos häufig durch den Wald führen. Der Campingplatz war recht schön, und wir hatten ursprünglich vor, ein paar Tage dort zu bleiben. Als uns auffiel, dass sich unsere Handys dort immer mit dem polnischen Netz verbanden und wir keine Internetverbindung hatten, beschlossen wir doch am nächsten Tag weiterzufahren. Dass wir die automatische Netzsuche der Handys auch hätten deaktivieren können und es dann vielleicht gelungen wäre, die Handys mit einem deutschen Netz zu verbinden, fiel uns erst viele Tage später ein.
Als wir am Abend noch einen Spaziergang zum Strand und über den Campingplatz machten, wurden wir von einer Unmenge an Mücken attackiert. Wir hatten vergessen uns einzusprühen ☹.
Am nächsten Morgen war der Himmel bei 16° C wolkenlos, aber es war insgesamt recht dunstig. Wir verließen den Campingplatz über die befestigte Straße. An deren Ende führte eine sehr enge und steile Straße zum Hafen. Dort standen einige Wohnmobile auf einen kostenlosen Stellplatz direkt am Wasser. Wir hatten auf dem Campingplatz 34,- € für die Übernachtung bezahlt.
Wir verließen den Hafen über eine etwas breitere Straße, auf der auch der Linienbus fuhr. Wir folgten erst einige Kilometer der B 110 in Richtung Anklam und bogen dann in Höhe von Kachlin auf eine Nebenstraße ab, die über Dargen, Gummlin und Stolpe führte und kurz vor dem Ort Usedom wieder auf die B 110 traf.
In Usedom legten wir eine Pause ein und spazierten durch den Ort und zum Hafen. Alles war recht nett anzusehen, aber viel los war dort nicht, weder in den Straßen noch am Hafen.
Von Usedom fuhren wir weiter auf der B 110 nach Anklam und dann über die B 197 nach Friedland. An der Gedenkstätte an die Opfer von Krieg Gewalt, Flucht und Vertreibung legten wir einen kurzen Stopp ein. Danach machten wir uns auf die Suche nach der Apotheke, bei der wir uns über das Internet für Corona Schnelltests angemeldet hatten. Sie sollte gegenüber von dem Parkplatz sein, dessen Koordinaten wir ins Navi eingegeben hatten, aber dort sahen wir nur eine andere Apotheke, die keine Corona-Tests anboten. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass die gesuchte Apotheke einige Blöcke weiter die Straße hoch zu finden war. Wir machten uns zu Fuß dorthin auf den Weg. In der Apotheke sagte man uns dann, dass die Corona-Tests nicht in der Apotheke selbst, sondern in einem speziell dafür eingerichteten Testzentrum durchgeführt wurden. Dieses lag etwas versteckt hinter Büschen ganz in der Nähe von unserem Parkplatz. Wir kamen dort relativ schnell dran. Die Zeit bis wir unsere Testergebnisse erhielten, nutzten wir, um noch einige Einkäufe in einem nahegelegenen Supermarkt zu erledigen.
Dann ging es auf dem direkten Weg über die B 197 nach Neubrandenburg und von dort über die B 192 nach Waren an der Müritz, wo wir einige Tage auf dem Campingplatz „Kamerun“ verbringen wollten, den wir schon von unserer Reise 2016 nach Mecklenburg-Vorpommern kannten. Anders als damals war der Platz diesmal schon so voll, dass auf dem Campingplatz selbst nichts mehr frei war und wir auf den Wohnmobilhafen ausweichen mussten. Aber auch da hatte man ausreichend Platz auf seiner Parzelle. Die Temperatur war mittlerweile auf 34 °C angestiegen. Im Wohnmobil selbst ließ es sich kaum noch aushalten. Wir rollten unsere Markise aus und machten es uns im Schatten gemütlich. Gegen Abend machten wir noch einen kleinen Spaziergang an der Müritz entlang und überbrückten dann die Zeit, bis es dunkel und die Temperatur im Wohnmobil wieder etwas erträglicher wurde, mit einigen Runden Scrabble.
Am nächsten Morgen war es windstill, der Himmel wolkenlos und die Temperaturen kletterten schnell wieder in die Höhe. Wir verbrachten einen entspannten Tag im Schatten unseres Wohnmobils. Am Abend ging Wolfgang zu Bootshafen und reservierte dort für den nächsten Tag ein Motorboot für uns.
Am Samstagmorgen machten wir uns dann kurz vor 10:00 Uhr auf zum Bootsverleih und konnten bereits 15 Minuten später mit unserem „Partyliner“ ablegen. Wir fuhren durch den Reeckkanal zum Köplinsee, von dort durch den Fleesenkanal zum Fleesensee und darauf bis nach Malchow. Wir hatten geplant, dort durch die Schleuse und dann weiter bis zum Plauer See zu fahren. Als wir auf die Schleuse zufuhren, war sie geöffnet, und es kamen einige Boote aus der Gegenrichtung an uns vorbei. Als wir die Schleuse erreichten, verließ gerade das letzte Schiff die Schleuse. Der Schleusenwart rief uns zu, dass die Schleuse nun geschlossen und erst eine Stunde später für Boote aus unserer Richtung wieder geöffnet würde. Da wir keine Lust hatten bei Windstille und einer Temperatur von über 30 °C so lange dort auszuharren, änderte wir unseren Plan. Wir machten kehrt, suchten uns eine geeignete Stelle zum Ankern außerhalb des Fahrwassers nahe der Tonne „Sackberg“ und nahmen ein erfrischendes Bad im Fleesensee.
Unser nächstes Ziel war der Ort Klink an der Müritz. Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, sahen wir am Himmel vor uns eine große schwarze Wolke, aus der es bereits zu regnen schien. Auch in Richtung der Seen, von denen wir gerade herkamen, hatte sich der Himmel deutlich verdunkelt. Wir machten kehrt und fuhren zur Marina von Waren und weiter am Ufer entlang zurück zum Bootsverleih. Wir hätten das Boot noch eine weitere Stunde nutzen können, aber bei der unsicheren Wetterlage verzichteten wir lieber darauf.
Letztendlich zogen der Regen und die Gewitter westlich an Waren vorbei, und wir wurden dort nicht nass. Am nächsten Tag erfuhren wir allerdings von dem Bootsverleiher, dass andere, die ihre Boote länger genutzt hatten und sich zu der Zeit, als wir schon wieder im Hafen waren, noch auf den Seen westlich von Waren aufgehalten hatten, erheblich mit dem Regen dort zu kämpfen hatten.
Am Sonntag war der Himmel dann ziemlich bedeckt und für nachmittags waren Gewitter vorhergesagt. Wir legten nochmal einen Bürotag ein.
Am Montagmorgen leerten sich den Wohnmobilhafen und der Campingplatz zusehends. Nachdem wir unseren Wassertank aufgefüllt und den Grauwassertank entleert hatten, machten auch wir uns wieder auf den Weg. Unser nächstes Ziel war Templin, wo Tante Gitti und Kerstin einige Urlaubstage verbrachten.
Wir fuhren auf B 192 zunächst bis Röbel, einem sehr schönen Ort mit alten gepflegten Fachwerkhäusern, wo wir noch einige Einkäufe erledigten. Dann ging es weiter über die B 199 und B 96 nach Fürstenberg und von dort über Lychen direkt nach Templin.
In Templin gab es zwei Wohnmobilstellplätze: einen an der Naturtherme und einen am Rande des Zentrums in der Knehender Straße Ecke Lychener Straße. Wir entschieden uns für den zentrumsnahen Platz.
Dagmar und Kerstin hatten vorher ausgemacht, Tante Gitti mit unserer Ankunft in Templin zu überraschen. Als wir auf dem Stellplatz ankamen, nahm Dagmar per WhatsApp Kontakt mit Kerstin auf und erfuhr, dass die beiden auf dem Weg nach Alt Placht zum „Kirchlein im Grünen“ war. Wir machten uns sofort ebenfalls auf den Weg dorthin. Die Freude war natürlich bei Tante Gitti groß, als wir auch in der kleinen Kirche auftauchten.
Nachdem wir uns alles angesehen hatten, fuhren wir zurück nach Templin und suchten uns auf der Terrasse der Eisdiele mit dem vielversprechenden Namen „Das teuflisch gute Eiscafé“ einen freien Tisch und testeten das dort angebotene Speiseeis – wirklich nicht schlecht!
Anschließend schauten wir uns die Ferienwohnung der beiden an und machten dann noch alle gemeinsam einen Spaziergang zur Siedlung „Waldhof“, wo Angela Merkel eine Zeit lang mit Ihren Eltern und Geschwistern gewohnt hatte und zur Schule gegangen war.
Dann war es auch schon Zeit für das Abendessen, und wir waren froh, dass wir auch ohne Reservierung noch einen freien Tisch auf der Terrasse des italienischen Restaurants „Villa Toscana“ für uns fanden.
Nach dem schönen gemeinsamen Nachmittag und Abend trennten sich unsere Wege dann wieder.
Wir verbrachten eine ruhige Nacht auf dem Stellplatz. Am nächsten Morgen war der Himmel bei 18 °C bedeckt. Wir wollten von Templin eigentlich Richtung in Spreewald fahren, aber nach einem Blick auf die Wetterkarte nahmen wir von diesem Vorhaben wieder Abstand und fuhren stattdessen über Milmersdorf durch die Schorfheide nach Liebenwalde und von dort über Herzberg, Neurruppin, Kyritz und Bad Wilsnack nach Rühstädt, dem angeblich storchenreichsten Dorf Deutschlands. 1996 bekam das Dorf von der Stiftung Europäisches Naturerbe den Titel „Europäisches Storchendorf“ verliehen. Zu diesem Zeitpunkt sollen dort 44 Storchenpaare gebrütet. Wir waren vor vielen Jahren schon einmal in Rühstädt, damals hatte es wie aus Kübel gegossen. Auch bei diesem Besuch war der Himmel bedeckt, aber es machte trotzdem Spaß, die Störche mit ihren Jungtieren zu beobachten.
Nach einem ausgiebigen Fotorundgang kehrten wir ins Hofcafé und Bistro „Zur Alten Mühle“ ein und bestellten einen Elsässer Flammkuchen und einen mit Birne, Walnüssen und Gorgonzola, die wir dann redlich teilten. Beide schmeckten uns sehr gut, aber der mit Birne, Walnüssen und Gorgonzola war eindeutig unser Favorit.
Wir übernachteten auf dem Wohnmobilstellplatz am Besucherzentrum.
Da der Himmel auch am nächsten Morgen noch weitgehend bedeckt war, verzichteten wir auf eine zweite Fototour durch den Ort und fuhren weiter über Wittenberge nach Stendal. Dort entdeckten wir auf dem Parkplatz eines Supermarkts eine Corona Teststation, an der des völlig leer war. Kurz entschlossen hielten wir an und ließen einen Schnelltest machen. Nach 15 Minuten brachte der junge Mann, der uns getestet hatte, unsere Testergebnisse zum Wohnmobil und unsere Fahrt ging weiter.
Wir fuhren über Gardelegen, Eilsleben und Halberstadt nach Wernigerode. In Wernigerode gab es zwei Stellplätze: den Wohnmobilstellplatz Am Katzenteich und einen auf dem Parkplatz Anger / Schloss Wernigerode. Wir schauten uns beide an und entschieden uns für den Stellplatz Am Katzenteich, da es dort ruhiger zu sein schien.
Überrascht waren wir von den Gebühren, die dort zu entrichten waren: Laut Stellplatzführer von 2017 kostete es damals 5 € / Nacht, mittlerweile waren 20 € / 24 Std. fällig, Preis für Strom und Wasser nicht eingeschlossen. Eine andere Auswahl gab es für Wohnmobile nicht, auch nicht, wenn man das Wohnmobil dort z. B. tagsüber für nur 2 Std. abzustellen wollte, um sich etwas zu Fuß in der Stadt umzusehen.
Nachdem wir uns auf dem Stellplatz eingerichtet hatten, machten wir noch einen Spaziergang durch das Zentrum von Wernigerode. Beim Touristenbüro bezahlten wir dann auch noch die zusätzlich zur Stellplatzgebühr fällige Kurtaxe von 3 € / Person.
Die vielen gut gepflegte Fachwerkhäuser in Wernigerode gefielen uns sehr gut. Am Ende unseres Rundganges kehrten wir bei einer ser zahlreichen Döner-Buden ein und bestellten uns beide einen Döner-Teller mit Pommes Frites und Salat. Das hatten wir lange nicht gemacht, und es schmeckte uns mal wieder sehr gut.
Auf dem Rückweg zum Stellplatz kamen wir am Bahnhof vorbei. Dort sahen wir noch eine Weile zu, wie die Dampfloks der Schmalspurbahn mit Kohle beladen und auf den Gleisen rangiert wurden.
Ursprünglich wollten wir mit der Schmalspurbahn auf den Brocken fahren, aber da es am nächsten Morgen immer noch bewölkt und auch sonst recht diesig war, verzichteten darauf und fuhren stattdessen zur Rappbode-Talsperre. Neben der Staumauer wurde dort im Frühjahr 2017 nach 10-monatiger Bauzeit eine Hängebrücke für Fußgänger mit Namen „Titan RT“ fertiggestellt, die einen etwa 458 m langen freihängenden Bereich besitzt und als weltlängste Brücke dieser Bauart gilt. Neben dem Eingangsportal zur Hängebrücke ragt ein markanter Turm empor. Auf diesem befindet sich der Startpunkt der „Megazipline“, die die größte Doppelseilrutsche Europas sein soll.
Die Megazipline reizte uns nicht, aber über die Hängebrücke wollten wir gern laufen.
Wir stellen das Wohnmobil auf dem als „letzter Parkplatz vor der Talsperre“ angekündigten Parkplatz ab und gingen zu Fuß zum Eingang der Hängebrücke auf der anderen Seite der Staumauer. Da wir noch nicht vollständig geimpft waren, mussten wir in dem Testzentrum vor Eingangsbereich zur Hängebrücke und zur Zipline einen Schnelltest machen lassen. Erst als wir unser negatives Testergebnis in Händen hielten, wurden wir zur Kasse vorgelassen, wo wir unsere Eintrittskarten für 6 € / Person erstehen konnten. Über die Brücke zu gehen, erwies sich als recht wackelige und dadurch recht spannende Angelegenheit. Die Leute, die an der Megazipline über das Tal rasten, konnten wir von dort sehr gut beobachten.
Von dort fuhren wir nach Schierke, der letzten Ortschaft unterhalb des Brockengipfels und dann weiter über Elend nach Braunlage, wo früher einmal Dagmars Tante Lotte mit ihrer Familie gewohnt hatte. Obwohl Dagmar meinte, mit ihren Eltern schon einmal in Braunlage gewesen zu sein, kam ihr dort absolut nichts bekannt vor.
Weiter ging es in Richtung Göttingen. Immer wieder sahen wir riesige Flächen mit vertrockneten Tannen. Wir waren geschockt, in welch schlechtem Zustand der Nadelwald im Harz war.
Irgendwann erreichten wir dann den Punkt, an dem Straße den Verlauf der Grenze kreuzte, durch die Europa und Deutschland von Kriegsende 1945 bis zum 12.11.1989 in zwei Teile geteilt war. Große Schilder am Straßenrand machten die Vorbeifahrenden dort darauf aufmerksam.
In Göttingen übernachteten wir auf dem Wohnmobilstellplatz Badeparadies Eiswiese, den wir schon von unserer Reise im Jahr 2016 kannten.
Unser nächstes Zielen waren die Wasserspiele am Herkules-Denkmal in Kassel. Als wir 2016 dort waren, hatten wir statt der viel gepriesenen, imposanten Wasserläufe nur eine Großbaustelle vorgefunden.
Wir hofften, dass die Anlage mittlerweile in neuem Glanz erstrahlte und das Wasser nun über die Kaskaden imposant in die Tiefe stürzte. Aber weit gefehlt: Die Anlage wirkte immer noch recht marode und von beeindruckend herabstürzendem Wasser war weit und breit nichts zu sehen. Am unteren Ende der Anlage fanden wir auf einem Schild die Erklärung für das fehlende Wasser: „Die Wasserkünste finden in der Zeit vom 1. Mai bis 3. Oktober jeden Mittwoch, Sonn- und Feiertag ab 14:30 Uhr statt.“ Es war Freitag, der 25. Juni 2021, 12:15 Uhr als wir das lasen .
Wir kletterten die 540 an dem Wasserlauf vorbeiführenden Stufen wieder hoch, gingen zurück zum Parkplatz und waren uns ziemlich sicher, dass wir es kein drittes Mal versuchen werden, diese barocke Wasserkunst in Aktion zu sehen.
In der Zwischenzeit hatte ein Motoradclub seine Motorräder neben unserem Wohnmobil abgestellt. Es waren nicht die sonst in der Regel üblichen dicken Maschinen, sondern sieben super gepflegte und schön anzusehende, in den 70er Jahren hergestellte Zündapps und eine in der DDR produzierte Simson.
Von Kassel fuhren wir durch den Habichtswald über Fritzlar zum Edersee.
In Affoldern fiel uns am Wegesrand „Das Tolle Haus“ ins Auge, ein 95 m² großes, vollständig eingerichtetes, auf dem Dach stehendes Haus, dass von den Besuchern innen quasi aus der Kopfstandperspektive bestaunt werden kann.
Am Edersee fuhren auf den Parkplatz an der Staumauer und machten dort noch einen Spaziergang. Am Anleger für die Ausflugsboote sahen wir, dass von 16:30 bis 17:30 Uhr noch eine Seerundfahrt stattfinden sollte. Da das Wetter in der Zwischenzeit deutlich schöner geworden war, entschlossen wir uns daran teilzunehmen. Zur Überbrückung der noch verbleibenden Wartezeit, kauften wir uns Eis und schlenderten noch etwas am Ufer entlang. Dann legte das Ausflugsschiff an und wir konnten an Bord gehen. Am Eingang checkten wir uns mit der luca-App für die Fahrt ein und waren erfreut, dass außer uns nur wenige andere Passagiere an Bord waren. Im Vergleich zur Gesamtgröße des Edersees drehte das Schiff in der einen Stunde nur eine ziemlich kleine Runde auf dem See, aber es war trotzdem eine schöne Fahrt.
Wir übernachteten auf einem Parkplatz an der Bringhäuser Straße am Südufer des Edersees. In Hessen war es für Wohnmobile (noch?) nicht verboten, über Nacht auf einem öffentlichen Parkplatz zu stehen.
Während unseres Abendessens kamen immer wieder Leute zum Parkplatz, die die Treppe vom Parkplatz zum See nutzten, um dort ein paar Runden im Wasser zu drehen. Nachdem es wieder etwas ruhiger geworden, zogen auch wir uns unsere Badesachen an und stürzten uns in die Fluten – eine herrliche Abkühlung, die uns danach gut im mittlerweile relativ warmen Wohnmobil schlafen ließ.
Am nächsten Morgen fuhren wir am Edersee entlang über Korbach und Rhena zum Kahlen Asten. Da die Sonne lachte und wir dort bisher nur im Winter gewesen waren, machten wir dort noch einen Spaziergang bevor es über Land durch Remscheid und Wuppertal wieder nach Hause ging. Gegen 17:00 Uhr war diese Reise beendet. Vor uns lagen unsere zweiten Impfungen am folgenden Donnerstag und die Vorbereitungen für die nächste Reise, die spätestens Mitte Juli mit einer Fahrt nach Frankreich in die Provence und Camargue beginnen sollte.