Polen und mehr – 29.09. bis 12.11.2021
2. Teil – 20.10. bis 30.10.2021
Unser nächstes Ziel war Wrocław (Breslau) in Niederschlesien. Wir kauften am Vormittag in Poznań noch einige Lebensmittel ein und brachen dann gegen 12 Uhr Richtung Süden auf. Wir hofften, das etwa 170 km entfernte Wrocław nach gut 2 Stunden Fahrzeit über die Autobahn E 261 erreichen zu können. Aber daraus wurde nichts. Ungefähr auf halber Strecke zeigte eine Hinweistafel über der Fahrbahn an, dass es einige Kilometer vor uns einen Verkehrsunfall gegeben hatte. Nach kurzer Zeit ging es nur noch im Schritttempo weiter und dann ging gar nichts mehr. Es hatte einen LKW-Unfall gegeben und zur Räumung der Unfallstelle war die Autobahn dort vollständig gesperrt worden. Erst 2 Stunden später löste sich der Stau langsam wieder auf. So erreichten wir Wrocław erst gegen 16 Uhr und fuhren dann direkt zum Camping Wrocław Nr. 126, einem privaten Campingplatz in einem Wohngebiet am südöstlichen Rand der Stadt.
Nicht weit vom Campingplatz entfernt war eine Bushaltestelle, von der wir am nächsten Morgen bequem ins Zentrum von Wrocław fahren konnten. Von der Endhaltestelle des Busses war es dann eigentlich auch nicht weit bis zur Altstadt. Wir hatten allerdings an diesem Morgen – aus welchem Grund auch immer – einige Orientierungsschwierigkeiten. Obwohl wir uns unterwegs bei einer Touristeninformation einen Plan von Wrocław besorgt hatten, liefen wir erst einmal ca. 2 km in die falsche Richtung. Wir kamen an der Oper vorbei und am Denkmal des Anonymen Passanten, einer Installation von zwölf Bronzefiguren in natürlicher Größe, von denen ein Teil auf der einen Straßenseite im Bürgersteig zu versinken und ein anderer Teil auf der anderen Straßenseite aus dem Bürgersteig hervorzukommen schien. Erst an der Sky Tower Shopping Mall fiel uns auf, dass wir nicht in Richtung Altstadt unterwegs waren. Leider war die Aussichtsterrasse des Sky Towers wegen einer Feuerwehrübung an diesem Tag geschlossen, ansonsten wäre der Ausblick von dort auf die Stadt bei dem schönen Wetter bestimmt den Weg wert gewesen. Auf dem Rückweg gönnten wir uns noch ein Eis. Wir wählten beide die Sorten „Rose“ und „Lavendel“, die schon auf dem Hinweg unser Interesse geweckt hatten – wirklich lecker 😊
Dann gingen wir tatsächlich in Richtung Altstadt. Unser erstes Ziel war der Große Ring, der mittelalterliche Marktplatz, auf dem sich das alte Rathaus befindet und der von vielen schön restaurierten Häusern umgeben ist. Auch hier tummelten sich wieder eine ganze Reihe polnischer Schulklassen.
Wir sahen uns die St.-Elisabeth-Kirche von Innen an. Große Teile der Inneneinrichtung waren im Juni 1976 durch einen Brand zerstört worden. 1981 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. An der Rekonstruktion der Orgel wurde während unseres Besuches u.a. von einem deutschen Orgelbau-Unternehmen noch gearbeitet.
Wir machten noch einen Spaziergang an der Oder entlang zur Dominsel und wieder zurück zum Großen Ring. Dort kehrten wir beim Hard Rock Cafe ein. Als unser Hunger gestillt war, ging es zurück zur Bushaltestelle und mit Bus zurück zum Campingplatz.
Bei unserem Spaziergang stießen wir natürlich immer auf die Breslauer Zwerge (polnisch: krasnal), einem Sinnbild für den Kampf gegen den Kommunismus. Wir fotografierten sie natürlich fleißig. Hier nun unsere „Ausbeute“:
Am nächsten Morgen verließen wir den Campingplatz, um nach Kraków (Krakau) in Oberschlesien zu fahren. Da eine Strecke von über 200 km vor uns lag, fuhren wir über die Autobahn A4. Die Fahrt war nicht sonderlich abwechslungsreich, relativ plattes Land, gelegentlich war das Riesengebirge in der Ferne zu erkennen. Es beindruckte uns, dass es relativ nahe an der vielbefahrenen Autobahn immer wieder größere Ansammlungen von Rehen zu sehen gab, die dort auf den abgeernteten Feldern nach Futter suchten oder Rast machten. Bei Gliwice (Gleiwitz) und Katowice (Kattowitz) nahm der Verkehr deutlich zu und kurz vor Kraków hieß es dann nur noch Stop-and-go. Wir waren froh, als wir endlich auf dem Campingplatz Nr. 46 “Smok“ am Rande von Kraków ankamen, den uns der Platzbetreiber in Wrocław empfohlen hatte. Für die 225 km hatten wir 7 Stunden gebraucht.
Am nächsten Vormittag fuhren wir mit Bus und Straßenbahn ins Zentrum von Kraków. Bei einer Touristeninformation besorgten wir uns einen Stadtplan und buchten für den folgenden Tag eine Tour nach Oświęcim zum ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz, da Privatbesuche der Anlage unseren Informationen nach nicht mehr möglich waren.
Dann gingen wir zum zentralen Markt, in dessen Mitte sich die Tuchhallen befinden. In diesem Renaissancegebäude aus dem 16. Jahrhundert wurde früher mit Tüchern gehandelt, heute sind dort vorwiegend kleine Souvenirgeschäfte untergebracht. Gegenüber befindet sich die Marienbasilika und davor das Adam-Mickiewicz-Denkmal. Hinter den Tuchhallen ragt der freistehende Rathausturm in die Höhe.
Wir schauten uns zunächst die Marienbasilika an. Besichtigung und Fotografieren ist dort kostenpflichtig. Eintrittskarten und Fotogenehmigungen gibt es im Gemeindeamt neben der Basilika. Wir hatten in der letzten Zeit schon viele schöne Kirchen besichtigt, aber die Marienbasilika stach durch ihre pompöse Ausstattung schon heraus. Allein waren wir dort nicht. Wie nicht anders zu erwarten, waren auch in Kraków wieder etliche Schulklassen unterwegs.
Danach gingen wir einmal durch die Tuchhallen und schauten uns dann den hinteren Teil des zentralen Marktes an. Nicht zu übersehen ist dort ein riesiger Kopf aus Bronze, eine Skulptur des polnischen Künstlers Igor Mitoraj mit Namen „Eros Bendato“ (der verbundene Eros).
Vor dem Rathausturm steht ein kleines Bronze-Modell, das zeigt wie das Gebäude Anfang des 19. Jahrhunderts aussah und Auskunft über dessen Geschichte gibt. Demnach wurde das Rathausgebäude mit Turm im 14. Jahrhundert gebaut und später mehrfach umgestaltet. Anfang des 19. Jahrhundert sollen die Österreicher das Gebäude soweit zerstört haben, dass nur noch der Turm übrigblieb.
Unser nächstes Ziel war der Stadtteil „Kazimierz“, das Jüdische Stadtviertel.
Auf dem Weg dorthin kamen wir am Florianstor, dem im Mittelalter bedeutendsten der 7 Stadttore Krakaus und am Barbakan, einem der Stadtmauer vorgelagerten Verteidigungswerk, vorbei. Laut Wikipedia gilt er als größter erhaltene Barbakan Europas. Heute ist der Barbakan eine Abteilung des Historischen Museums. Unweit davon befindet sich das Grab des unbekannten Soldaten und das Grunwalddenkmal, ein Reiterstandbild, das an die Schlacht bei Tannenberg 1410 erinnert.
Wir begannen unseren Rundgang durch das jüdische Viertel an der „Plac Nowy“, dem „Neuen Platz“, der an bestimmten Wochentagen auch als Marktplatz fungiert. Rund um den Platz gibt es eine ganze Reihe von Restaurants und Cafés mit jüdischer und polnischer Küche. Eine Bank mit einer Skulptur von Jan Karski erinnert an diesen wohl bedeutenden Zeitzeugen des Holocaust. In der alten Synagoge am Ende des Platzes befindet heute sich das Zentrum für jüdische Kultur. Dieser Stadtteil ist nicht besonders herausgeputzt, wirkt dadurch aber ziemlich authentisch. Wohl deshalb drehte dort Steven Spielberg auch einige Szenen seines Films „Schindlers Liste“.
Zum Schluss sahen wir uns noch die Fronleichnamsbasilika an. Für einen kleinen Obolus konnte man dort für eine Weile den Altar und den Bereich davor beleuchten, was wirklich sehr schön aussah.
Dann wurde es Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Wir kamen noch an der Burg Wawel vorbei, der ehemaligen Residenz der polnischen Könige. Eine Besichtigung dort wäre bestimmt auch lohnenswert gewesen, aber dafür war es einfach zu spät.
Am nächsten Vormittag wurden wir von unserem Tourbus um 10:45 Uhr am Campingplatz abgeholt. Die anderen Tour-Teilnehmer waren bereits im Zentrum von Kraków zugestiegen. Die Fahrt nach Oświęcim dauerte 1½ Stunden. Unterwegs konnten wir uns vorab schon einmal ein informatives Video über die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ansehen.
Als wir auf dem Parkplatz der KZ-Gedenkstätte Auschwitz I, dem ehemaligen Stammlager, ankamen, trauten wir unseren Augen nicht: Dort standen bereits mindestens 20 große Reisebusse und „unzählige“ kleine auf Sprinterbasis. Jede Reisegruppe hatte ein bestimmtes Zeitfenster für den Besuch des Geländes. Vor dem Eingang hatte sich bereits ein lange Schlange Wartender gebildet. Wir konnten ca. 30 Minuten nach unserer Ankunft den Eingang der Gedenkstätte zusammen mit unserem Tourguide passieren. Dieses Konzentrationslager wurde dort Mitte 1940 auf dem Gelände einer polnischen Kaserne eingerichtet und so erweitert, dass dort zwischen 12.000 und 20.000 Häftlinge untergebracht werden konnten. Nach einer ausgiebigen Tour durch das weitläufige Gelände, bei der wir viel über die Bedingungen im Lager, die hygienischen Verhältnisse dort und das Schicksal der Häftlinge erfahren hatten, wurden wir mit dem Bus zum zweiten und größeren Lagerkomplex nach Brzezinka (Birkenau) gefahren. In diesem Lager wurden 1944 ca. 90.000 Häftling untergebracht. Unser Tourguide kürzte den Rundgang auf diesem Gelände etwas ab, da immer wieder heftige Regengüsse auf uns niederprasselten. Das machte nichts. Wir waren zwar froh, dass wir diese Gedenkstätten besucht und viel dazu erfahren hatten, fanden das alles aber ziemlich bedrückend und hatten erst einmal genug gesehen und gehört.
An dieser Stelle möchten wir auch nicht weiter auf Einzelheiten eingehen. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann sich auf der Internetseite des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau (www.auschwitz.org), bzw. direkt über diesen Link, kostenlose Basisinformationen über Auschwitz als PDF-Dokument herunterladen.
Unser nächstes Ziel lag wieder in Niederschlesien: Wir wollten uns das Gebiet um Wałbrzych (Waldenburg), die ehemalige Heimat von Dagmars Familie mütterlicherseits, ansehen. Diesmal mieden wir die Autobahn und fuhren auf Landstraßen Richtung Nordwesten. Am ersten Tag kamen wir bis Gora Swietej Anny (St. Annaberg). Wir nächtigten auf einem Wohnmobilstellplatz auf einem Privatgelände am Ortseingang, einem einfachen Platz mit schönem Ausblick auf die Umgebung.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter über Zdzieszowice (Deschowitz) und Prudnik (Neustadt O.S.) bis nach Wolibórz (Volpersdorf). Wir blieben auf dem Camping Leśny Dwór-Waldgut, einem weitläufigen, terrassierten Campingplatz unter deutscher Leitung.
Von dort fuhren wir nach Wałbrzych-Rusinowa, dem ehemaligen Reußendorf, wo Dagmars Mutter, ihre Schwester und Eltern und auch weitläufigere Verwandte gelebt hatten. Reußendorf war früher ein eigenständiger Ort. 1950 wurde das Dorf eingemeindet, Rusinowa ist seitdem ein Stadtteil von Wałbrzych (Waldenburg).
Wir parkten auf einer Art Parkstreifen an der Ul. Noworudzka, unweit von dem Haus, in dem Dagmars Mutter früher gewohnt hatte. Um dieses Haus herum hatte sich seit 2014, als Dagmar schon einmal mit ihrer Mutter und ihren Schwestern dort war, einiges geändert. Der Lebensmittelladen, der sich damals im Erdgeschoss dieses Hauses befand, war mittlerweile geschlossen. Die Treppenstufen auf der gegenüberliegen Straßenseite, auf denen die 4 noch ein altes Foto nachgestellt hatten, waren verschwunden, stattdessen stand dort nun ein neues Einfamilienhaus. Die ehemalige Kreuzung war 2018 einem aus EU-Mitteln finanzierten Kreisverkehr gewichen. Das Haus neben der ehemaligen Feuerwehr war abgerissen worden. An den Häusern auf dem Weg bis zur alten Volksschule schien sich auch einiges geändert zu haben, aber Dagmar war sich auch nicht mehr ganz so sicher, wie es 7 Jahren vorher genau dort ausgesehen hatte.
Als wir zum Wohnmobil zurückgingen, sahen wir schon von weitem, dass etwas unter unserem rechten Scheibenwischer klemmte. Wir dachten zunächst, dass es sich um ein Knöllchen handelte und wir dort doch nicht hätten parken dürfen, aber das war nicht Fall. Es waren 4 zusammengeheftete und gefaltete DIN A4-Blätter mit Kopien alter Fotos und Erklärungen in deutscher Sprache. Wir hätten gerne gewusst, wer uns diese Blätter unter den Scheibenwischer gesteckt hatte, aber weit und breit war niemand zu sehen. Nach dem wir uns das Ganze etwas genauer angesehen hatten, war uns klar, dass dieser Text nur von Rosemarie stammen konnte, der Freundin von Dagmars Tante, die früher im ehemaligen Nachbarhaus gewohnt hatte. Die Frage, wie die Blätter nun zu uns gelangt sein konnten, blieb trotzdem offen.
Von Rusinowa fuhren zum Zentrum von Wałbrzych, wo wir uns noch etwas in der Altstadt umsehen wollten. Die Parkplatzsuche gestaltete sich mal wieder schwierig, aber irgendwann fanden wir eine geeignete Stelle am Straßenrand. Von dort war es nicht weit bis zum Markplatz, wo wir uns bei der Touristeninformation erst einmal einen Stadtplan besorgten. Damit ausgerüstet streiften wir dann durch die Gassen. Seit Dagmars erstem Besuch hatte sich auch in Wałbrzych einiges verändert. Besonders augenfällig war dies am Rathausplatz. 2014 war dort noch eine Großbaustelle, nun war der Platz schön herausgeputzt. Auf dem Rückweg zum Wohnmobil sahen wir uns die Schutzengel-Kirche von innen an. Im Vergleich zu den Kirchen, die wir in Polen bereits besichtigt hatten, war diese eher schlicht gehalten.
Dann fuhren wir zum Wohnmobil-Stellplatz am Aqua Park Zdroij, einem einfachen, aber durchaus empfehlenswerten Platz. Für das Abendessen hatten wir uns bei einem Metzger 2 schlesische Bratwürste besorgt. Diese wurden nun, wie in Dagmars Familie traditionell üblich, nur in heißem Wasser gebrüht und nicht gebraten. Dazu es gab einen Salat aus Rotebete und Mozzarella – ein Geburtstagsessen, wie es sich Wolfgang schon immer gewünscht hatte (kleiner Scherz). Nachdem wir beide das erste Stück Wurst probiert hatten, waren wir uns allerdings einig, dass uns die schlesische Bratwurst von unserem deutschen Metzger deutlich besser schmeckt als die, die wir dort auf dem Teller hatten – schade.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Olszany (Ölse) nördlich von Wałbrzych. Dort hatten Dagmars Urgroßeltern gewohnt. Obwohl Dagmar dort schon einmal gewesen war, tat sie sich zunächst schwer, das gesuchte Haus zu finden. Aber mit Hilfe des Fotobuchs, das ihre Schwester Silke nach der Reise 2014 zusammengestellt hatte, klappte es dann doch. Auch dort hatte sich in der Zwischenzeit einiges verändert: Auf dem Dach des Hauses waren Solarpanels angebracht worden, der alte Lattenzaun, der das Grundstück früher umgrenzte, war durch eine moderne Umzäunung ersetzt worden. Auch das Plumpsklo hinter dem Haus war verschwunden, dort stand nun eine neue Garage.
Unser nächstes Ziel war die Kirche Wang in Karpacz Górny (früher Brückenberg), einem Ortsteil von Karpacz (Krummhübel) im Riesengebirge. Wir fuhren über Świebodzice (Freiburg), Szczawienko (Sorgau), Kamienna Góra (Landeshut) und Kowary (Schmiedeberg i.R.) dorthin, stellten unser Wohnmobil auf dem „Parking Wang“ ab und folgten dem Wanderweg zur Stabkirche.
Wir sahen uns zunächst den Bereich um die Kirche herum an und konnten dann an einer sehr interessanten Führung in deutscher Sprache durch das Innere der Kirche teilnehmen.
Diese Kirche wurde im 12. Jahrhundert in der norwegischen Ortschaft Vang am Vang-See errichtet. Als die Kirche dort zu klein wurde und abgerissen und durch ein größeres Gotteshaus ersetzt werden sollte, ersteigerte sie 1840 der in Dresden lebende norwegische Kunstmaler Christian Clausen Dahl. Da er die den Kaufpreis um ein Vielfaches übertreffenden Überführungskosten von 427 Mark nicht aufbringen konnte, bot er die Kirche König Friedrich Wilhelm IV an, der einwilligte die Kosten zu übernehmen. Die Gräfin von Reden konnte ihn überzeugen, die Stabskirche nicht wie ursprünglich vorgesehen auf der Pfaueninsel am Berliner Wannsee aufbauen zu lassen, sondern diese den Riesengebirgsdörfern Krummhübel und Brückenberg zu überlassen, die bereits seit fast 100 Jahren vergeblich auf den Bau einer Kirche warteten, da dieser wegen Geldmangel immer wieder aufgeschoben wurde. In Brückenberg wurde die Kirche dann an ihrem heutigen Platz, einem von Graf Schaffgotsch zur Verfügung gestellten Grundstück wieder aufgebaut. Die tragende Konstruktion des Gebäudes besteht ausschließlich aus hölzernen Teilen, eiserne Nägel wurden nicht verwendet. Der Laubengang rund um das Kirchenschiff schützt den Innenraum vor Kälte, dient aber auch zu Meditationszwecken. Eingeweiht wurde die Kirche am 28. Juli 1844 in Anwesenheit des Königs. Das Taufbecken der Kirche stammt aus der abgerissenen, evangelischen Kirche von Dittmannsdorf (Dziećmorowice), einem Nachbarort von Reußendorf (Rusinowa).
Dann ging es zurück zum Parkplatz. Von dort fuhren wir zur Skisprungschanze und fanden auf einem nahegelegenen privaten Parkplatz einen geeigneten Stellplatz für die Nacht.
Am nächsten Tag lachte die Sonne vom Himmel. Wir fuhren von Karpacź über Kowary zur tschechischen Grenze bei Malá Úpa (Ober Kleinaupa) und in Tschechien weiter über Velká Úpa (Groß Aupa) nach Pec pod Sněžkou (Petzer). Dort gibt es etwas außerhalb gelegen eine Seilbahn, mit der wir auf die Schneekoppe fahren wollten. Als wir kurz nach 11 Uhr dort ankamen, war der Parkplatz in der Nähe der Seilbahn bereits belegt. Wir wurden zu einem entfernteren Parkplatz geschickt. Von dort machten wir uns dann zu Fuß auf den Weg. Wir waren überrascht, wieviel Leute dort unterwegs waren. Nach etwa 30 Minuten erreichten wir die Seilbahnstation. Davor hatte sich bereits ein lange Schlange Wartender gebildet. Wir stellten uns auch an und beobachteten eine ganze Weile, wie es dort weiterging. Die Kabinen der Seilbahn waren deutlich kleiner als wir sie aus anderen Skigebieten kannten und fuhren auch deutlich langsamer und in größerem Abstand. Die Schlange vor uns wurde nicht merklich kürzer. Es hätte wahrscheinlich mehre Stunden gedauert, bis wir in eine der Kabinen hätten einsteigen können. Das wollten wir uns nun doch nicht antun. Wir machten kehrt, gingen zurück Parkplatz und fuhren zurück nach Karpacź, wo wir am nächsten Tag mit dem Sessellift auf die Kleine Koppe fahren und eventuell weiter zur Schneekoppe wandern wollten. Wir stellten unseren MEXI wieder auf dem alten Stellplatz in der Nähe der Skisprungschanze ab und machten noch einen Spaziergang zum Sessellift, um in Erfahrung zu bringen, um wieviel Uhr dieser morgens in Betrieb genommen wurde. Am Ticketschalter erfuhren wir, dass an dieser Liftstation freitags Ruhetag ist. Da aus unserem Plan für den nächsten Tag also nicht wurde und wir uns auf keinen Fall am Wochenende dort ins Getümmel stürzen wollten, entschlossen wir uns, trotz vorgerückter Stunde sofort noch auf die Kleine Koppe zu fahren. Oben verblieben uns noch etwa 20 Minuten bis zur letzten Talfahrt. Das reichte für ein Selfie mit der Schneekoppe im Hintergrund und einen tollen Ausblick auf das Hirschberger Tal. Uns war zwar ziemlich kühl dort oben, weil wir für diesen Ausflug nicht richtig gekleidet waren, aber wir bereuten unseren spontanen Entschluss nicht.
Am folgenden Tag machten wir eine Fahrt durch das Hirschberger Tal. Von Karpacź aus ging es zunächst über die 366 bis zur 3 und darauf in Richtung Südwesten bis zur tschechischen Grenze am Neue Welt Pass. Dort machten wir kehrt und fuhren zurück nach Szklarska Poręba (Schreiberhau). Da die Durchfahrtshöhen auf der 404 auf 3,20 Meter begrenzt waren fuhren wir weiter auf der 3 bis Wojcieszyce (Voigtsdorf) und bogen dort in Richtung Stara Kamienica (Alt Kemnitz) ab. Wir folgten der Straße bis Mirsk (Friedeberg) und fuhren von dort auf der 361 bis zur 30. Von dort waren es noch 28 km bis Jelenia Góra (Hirschberg). Dort blieben wir auf dem Auto-Camping Park Nr.130.
Das Wetter meinte es gut mit uns und so machten wir uns zu Fuß auf den Weg ins Zentrum von Jelenia Góra. Wir schauten uns zunächst die Gnadenkirche an, eine evangelische Kirche von enormer Größe. Sie wurde in den Jahren 1709 -1718 nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes erreichtet und bietet Platz für über 4000 Menschen. Die Kirche war leider verschlossen, so konnten wir nur durch die Gläserne Eingangstür einen Blick auf das Innere werfen.
Dann bummelten wir durch eine Einkaufsstraße und landeten schließlich am Rathausplatz. Nachdem wir uns dort alles angesehen hatten, ging es wieder zurück zum Campingplatz. Als wir sahen, dass die Waschmaschine und Trockner dort gerade frei waren, nutzten wir die Gelegenheit und ließen sie während des Abendessens für uns arbeiten.
Am folgenden Tag fuhren wir von Jelenia Góra auf der 3 und 297 über Lwówek Sl. (Löwenburg) nach Bolesławiec (Bunzlau). Auch dort war Dagmar schon einmal gewesen und hatte die Altstadt eigentlich in guter Erinnerung, aber diesmal wirkte sie auf uns irgendwie ausgestorben und begeisterte uns nur wenig.
Dagmars Schwester Silke hatte uns gebeten, falls wir auf unserer Reise dorthin kämen, ihr eine Schüssel aus Bunzlauer Porzellan mitzubringen, wie sie sie auf der Reise 2014 dort im Outlet einer Porzellanmanufaktur gekauft hatte. Dagmar tat sich schwer, diese Porzellanmanufaktur wiederzufinden, aber irgendwann fanden wir dann eine Schüssel im gewünschten Muster, leider etwas kleiner im Durchmesser, aber besser als nichts.
Damit endete unsere Polenrundreise quasi auch schon. Wir fuhren von Bolesławiec über die Autobahn A 4 zur Grenze und fanden dann in Görlitz auf einem halboffiziellen Wohnmobilstellplatz auf dem Flughafen von Görlitz einen Platz für die Nacht.