MONTEVIDEO – USHUAIA
7. Teil: Porvenir – Ushuaia
19.12.2019 bis 08.01.2020
Nach einer ruhigen Nacht in der Nähe von Porvenir kramten wir am nächsten Morgen, es war der 19. Dezember, unseren Weihnachtsschmuck hervor und hängten den hölzernen Weihnachtsbaum, den wir im Jahr zuvor geschenkt bekommen hatten, an den Rückspiegel im Fahrerhaus. In Chile waren bereits seit einiger Zeit viele Häuser und Gärten weihnachtlich geschmückt, und wir wollten dem nicht länger nachstehen.
Der Weg führte durch eine sehr grüne und zum Teil blühende Steppenlandschaft. Ab und zu sahen wir in der Ferne blasende Wale.
Wir hielten an einer Übernachtungshütte für Wanderer und schauten uns an, was auf den Informationstafeln geschrieben stand. An der Hütte gab es einige Müllbehälter. Alle waren proppenvoll. Eigentlich war hier Mülltrennung vorgesehen, aber das interessierte anscheinend niemanden. Besonders interessant fanden wir, dass an dieser Wanderhütte wohl gern mal alte Autobatterien abgeladen wurden.
In Onaisín bogen wir auf die Y-85 ab. Im Kreuzungsbereich war die Straße asphaltiert, danach ging sie als Piste weiter. 15 km südlich von Onaisín hatten sich vor einigen Jahren Königspinguine angesiedelt. Das ist ungewöhnlich, da die Tiere normalerweise nur in der Antarktis leben. Zum Schutz dieser Kolonie wurde der Parque Pingüino Rey errichtet.
Als wir dort ankamen, wurden wir gefragt, ob wir eine Reservierung hätten. Hatten wir nicht. Wir erfuhren, dass man eine Reservierung braucht, wenn man sicher sein will, dass man hineinkommt, denn es darf nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern in die Anlage und wenn Tourbusse kommen, haben diese Vorrang. Da zu dem Zeitpunkt nur sehr wenig Besucher dort waren, durften wir den Park besuchen, aber maximal bis 14:00 Uhr und wenn ein Tourbus käme, müssten wir die Anlage sofort verlassen. Als Ausländer zahlten wir 12.000 CLP (14,30 €) pro Person. Einheimische zahlen 3.000 CLP (3,58 €).
Wir mussten uns erst einen Vortrag über Pinguine in Englischer Sprache anhören, dann durften wir die Anlage betreten. Es gab zwei Beobachtungshütten, die mit mehreren Öffnungen in unterschiedlichen Höhen sehr schön gemacht waren. Die meisten Königspinguine waren von der ersten Hütte aus zu sehen, aber so richtig gut waren sie von dort nicht zu fotografieren. Sie hielten sich auf einer relativ weit entfernten Landzunge auf, auf der sich auch einige Holzpfähle mit Steckdosen, Solarpanels und Wasseranschlüssen befanden. Irgendetwas davon hatte man von dort aus, zumindest mit unseren Objektiven, immer in Bild. Von der zweiten Hütte aus war es besser, aber da hielten sich nur sehr wenig Pinguine auf. Auch wenn es etwas Besonderes war, Königspinguine in freier Natur außerhalb der Antarktis zu sehen, waren wir von dem Besuch dieser Pinguinera etwas enttäuscht.
Nach eineinhalb Stunden fuhren wir weiter auf der Y-85 in Richtung Camerón. Es ging durch eine von Schafzucht geprägte Landschaft. Wir fuhren nach Camerón rein. Der Ort entstand Anfang des 20. Jahrhunderts um die Wirtschaftsgebäude einer früheren Schaf-Estancia. Vieles hatte sich seitdem dort nicht verändert. Laut iOverlander sollte es in Camerón einen Campingplatz mit Trinkwasser geben. Wir fuhren durch so ziemlich alle Straßen des kleinen Ortes, aber den Campingplatz oder ein Hinweisschild darauf fanden wir nicht. Wir wollten Camerón über einen anderen Weg verlassen als wir gekommen waren. Es war eine Piste, und es ging bergan. Wolfgang schaltete vorsichthalber den Allradbetrieb zu. Am Anfang sah man noch Fahrspuren, dann nur noch Spuren von Schafen. Der Weg war bestimmt seit einigen Monaten von keinem Fahrzeug mehr befahren worden. Irgendwann brachen wir das Unternehmen ab. Wolfgang fuhr ein Stück rückwärts zu einer Kurve, in der er wenden konnte. Dann fuhren wir aus dem Ort so wieder hinaus, wie wir gekommen waren.
Wir fuhren weiter auf der Y-85 in Richtung Lago Blanco. Wieder ging es durch weitläufige Weidelandschaften mit Schafen, Guanakos und Überbleibseln von Schafzuchtbetrieben. Kurz vor Russfin stand ein denkmalgeschützter englischer Goldschürfbagger aus der Zeit des Goldrausches, aber Dagmar interessierte sich mehr für die Schwarzzügelibisse dort.
An dem Polizeiposten Pampa Guanaco bogen wir auf die Y-851 ab. Die Piste verlief durch einen Lenga-Wald und war recht schmal. Häufig reichten die Äste dieser Südbuchen bis an die Fahrbahn heran. Viele Bäume waren mit Flechten behangen. In der Gegend sollte es Biber geben, und Wolfgang entdecke in einem der viele Tümpel am Wegesrand tatsächlich einen. Als Dagmar ausstieg, um einige Fotos zu machen, bemerke sie, dass wieder Diesel unter dem Fahrzeug war und noch reichlich nachlief. Wolfgang öffnete die Motorhaube und zog die Verschraubung des Diesel-Zusatzfilters nach. Dann fuhren wir weiter. Am Ufer des Lago Blanco war ein riesiges Areal, auf dem man frei campen konnte. Ein Wohnmobil stand bereits dort. Wir suchten uns einen Platz am Wasser in einiger Entfernung von dem anderen Fahrzeug. Als wir ausstiegen, sahen wir, dass immer noch Diesel aus dem Motorraum tropfte. Das mussten wir im Auge behalten.
Bevor wir uns am nächsten Morgen auf den Weg machten, wollten wir noch eine Runde zu Fuß durch das Gelände gehen. Da kam uns das andere Wohnmobil entgegen und hielt an. Es waren auch Deutsche, Sabine und Uli aus Kamp-Lintfort. Sie waren mit einem größeren Wohnmobil auf VW-LKW-Basis seit 2015 unterwegs. Wir kamen ins Gespräch. Sie erzählten uns, dass sie zuvor in Caleta María am Seno Almirantazgo waren und dass es dort auch sehr schön wäre. Man könne dort direkt am Wasser stehen mit herrlichem Ausblick auf den Gletscher. Einziger Nachteil: Der Weg dorthin war eine Sackgasse. Das bedeutete 100 km Piste hin und wieder zurück.
Wolfgang lieh sich von Uli noch einen Ölfilterschlüssel und zog die Verschraubung des Dieselfilters nach, dann fuhren Sabine und Uli weiter, und wir spazierten los. Es gab dort eine Hütte mit einem großen Müllcontainer daneben. Wir wollten uns ansehen, ob wir unseren Müll dort lowerden konnten, denn wir hatten schon seit längerer Zeit keine Möglichkeit dafür gefunden. Neben der Hütte saß ein Tier, das uns beobachtete. Wir hielten es erst für eine Katze, aber als es sich umdrehte und weglief erkannten wir, dass es ein Fuchs war. Die Hütte war nicht bewohnt. Da der Müllcontainer mit der Aufschrift „Nur für Hausmüll“ noch nicht voll war, gingen wir zu unserem Fahrzeug und holten den Müll. Als wir zum Container zurückkamen, stand dort ein Guanako, das uns lautstark mit an Wiehern erinnernden Lauten zu verstehen gab, dass wir dort nicht willkommen waren. Nach einiger Zeit verschwand es dann aber doch im Wald, und wir konnten unseren Müll loswerden.
Wir setzten unseren Spaziergang fort, beschlossen dann aber, da der Himmel bewölkt und das Wasser im See recht kalt und wenig einladend war, nicht länger dort zu bleiben, sondern nach Caleta María zu fahren.
Wir fuhren auf der Y-761 zurück Richtung Pampa Guanaco. Der Biber, den wir am Vortag gesehen hatten, war leider nicht mehr dort zu sehen. Auf dem Parkplatz am Polizeiposten Pampa Guanaco sahen wir nochmal Sabine und Uli, die dort das freie Wifi nutzten, um ihre Emails zu lesen. Wir bogen auf die Y-85 ab und fuhren in Richtung Vicuña und Caleta María. Die Piste war recht gut. Nach einiger Zeit entdeckte Wolfgang wieder einen Fuchs. Er hielt an und fuhr noch ein Stück rückwärts, damit Dagmar gut fotografieren konnte. Da kamen nach und nach vier junge Füchse zum Vorschein. Wir bleiben eine ganze Weile, den Füchsen schien das nicht auszumachen.
Auch in diesem Gebiet musste es Biber geben. Immer wieder sahen wir angenagte und gefällte Bäume, einmal auch einen Biberbau. Bis zum Aussichtspunkt oberhalb vom Lago Deseado ging es auf 580 m hoch, eine Passstraße, wie Wolfgang sie zuvor nur aus Lesotho kannte. Der Ausblick am Mirador war nicht sehr beeindruckend, denn es regnete und die Wolken hingen sehr tief. Dann ging es die Passstraße bis auf Seehöhe wieder runter. Bei besserem Wetter wäre es bestimmt ein schöner Ausblick gewesen. Wir fuhren ein kurzes Stück am See entlang und eine weitere Passstraße hoch und wieder runter bis zum Lago Fagnano. Passhöhe war dort 650 m und die Straße auch nicht besser als zuvor. Der See lag auf ca. 100 m über Normalnull. Wir fuhren eine ganze Weile am See entlang durch ein bewaldetes Gebiet bis zum Abzweig nach Caleta María. Die Straße ging noch ein Stück weiter, aber endete dann abrupt. Die chilenische Regierung wollte die Straße ursprünglich weiterbauen, aber daraus wurde nichts.
Die Piste nach Caleta María war sehr breit und nicht so ausgefahren wie die Y-85 zuvor. Als wir die Passstraße hinunterfuhren, konnte wir kurz vor Caleta María einen Flugplatz erkennen. Es sollte wohl mal einer werden. Aus Ferne sah es aus, als ob Piste, Abrollwege und Vorfeld betoniert wären, aber sie bestanden nur aus Schotter, eingebettet in ein rötlich schimmerndes Gras.
Wir blieben am Ende der Straße auf einem Parkplatz stehen. Caleta María bestand aus nur wenigen Häusern und einem Bootsanleger. Von dort aus wurden Bootstouren zum Gletscher und zu einer Seeelefantenkolonie angeboten, sofern mindestens drei zahlende Personen zusammenkamen. Wenn die Wolken zwischenzeitlich mal nicht zu tief hingen, konnten wir durch das Heckfenster den Gletscher sehen. Bei Sonne wäre es bestimmt sehr schön dort gewesen.
Am nächsten Morgen gab es zum Frühstück nur Brot mit Marmelade. Alles andere hatten wir an den Tagen zuvor wegen der bevorstehenden Lebensmittelkontrolle beim Grenzübertritts nach Argentinien gekocht oder aufgegessen.
Über Nacht hatte es geregnet, und wir mussten über die 100 km Piste zurück bis Pampa Guanaco. Das Fahren machte keinen besonderen Spaß. Die Piste war recht schmierig, deshalb fuhr Wolfgang mit Allradantrieb und oft im ersten Gang die Pässe runter. Der Ausblick auf den Lago Deseado war auch nicht besser als am Vortag.
Irgendwo hing dann wieder ein Guanako im Zaun und konnte sich selbst nicht befreien. Das Tier war aufgeregt. Als Dagmar ihm zugeredet, wurde es ruhiger. Als Wolfgang auf das Guanako zuging, wurde es wieder unruhiger. Als auch er ihm dann zugeredet, hörte es auf zu fauchen. Es war ein stattliches Tier. Als Wolfgang sich mit der PUK-Säge in der Hand von ihm abwendete, wurde es ruhiger. Es war diesmal kein Stacheldraht. Als der Draht durchgesägt war, hing es immer noch fest. Wolfgang löste den Draht noch etwas, dann rannte das Guanako, ganz im Gegensatz zu dem ersten, welches er befreit hatte, wie von einer Tarantel gestochen davon. Erst als es auf der anderen Straßenseite oben auf einem Hügel angekommen war, blieb es stehen und drehte sich noch einmal zu uns um.
Das Wetter wurde langsam besser, der Regen hörte auf. Kurz vor Pampa Guanaco verließen wir die Y-85 und fuhren auf der Y-769 über den Paso Bellavista zur argentinischen Grenze.
Das Prozedere auf der chilenischen Seite dauerte vielleicht 10 Minuten. Wir gingen mit den Pässen und den Fahrzeugpapieren in das Grenzhaus. Die Frau vom Zoll nahm die Fahrzeugeinfuhrerlaubnis an sich, versah das Papier mit einigen Stempeln und steckte es in ihre Jackentasche. Ein Grenzbeamter holte sich die Pässe und drückte die Ausreisestempel hinein. Das wars dann auch schon.
Nach ca. 2 km durchs Niemandsland kam der argentinische Schlagbaum. Wir stellten MEXI dort ab und gingen mit Pässen und Fahrzeugschein (Kopie) in das Grenzhaus. Eine Grenzbeamtin machte unsere Pässe fertig, während eine Frau vom Zoll die Fahrzeugeinfuhrerlaubnis ausfüllte, von Hand, nicht mit einem Computer. Das dauerte dann etwas länger. Sie kam dann mit zum MEXI. Es stand ja noch die Lebensmittelkontrolle an. Wolfgang öffnete die Tür von der Wohnkabine, die Frau warf einen kurzen Blick hinein, das wars. Dafür die ganze Vorkocherei.
Wir fuhren auf der RP 8 Richtung Río Grande, wo wir erst einmal einkaufen wollten. Es ging durch die Pampa, alles war recht trocken, der Einfluss vom Pazifik war nicht mehr zu spüren. Dafür war es deutlich windiger. Kurz vor Río Grande kamen wir auf die RN 3 und hatten endlich wieder Asphalt unter den Rädern.
Nach dem Einkauf wollten wir unser Wohnmobil waschen lassen. Der Regen und die Piste nach Caleta María hatten ihm stark zugesetzt. Wir fanden eine Waschanlage, in der auch so hohe Fahrzeuge gereinigt werden konnten. Kaum hatte der Mann auf der Beifahrerseite mit der Arbeit begonnen, fiel der Strom aus, und zwar nicht nur in der Waschanlage, sondern im gesamten Straßenzug. Wir brachen die Waschaktion ab.
Wir fanden einen Platz zum Schlafen auf einem Parkplatz am Atlantik. Dort stand auch ein großer Weihnachtsbaum, und wir nahmen an, dass dort bei Dunkelheit viele Einheimische zum Feiern hinkämen. Die blieben allerdings in der Nacht, Gott sei Dank, vermutlich wegen des starken Windes aus.
Am nächsten Morgen verließen wir Río Grande und fuhren auf der RN 3 Richtung Ushuaia. Wieder ging es durch die Pampa. Die Straße war asphaltiert, aber an vielen Stellen schon ziemlich ausgefahren. Der Wind blies heftig.
Etwa auf halber Strecke zwischen Río Grande und Ushuaia machten wir ein Abstecher nach Tolhuin am Lago Fagnano. Laut Reiseführer sollte es dort eine sehr gute Bäckerei geben, die Panadería La Unión. Wir hofften, dort mal wieder ein gutes Brot zu bekommen. Wir blieben in der Nähe dieser Bäckerei stehen, machten aber erst einmal einen Rundgang durch den Ort. Tolhuin wurde erst 1972 offiziell gegründet und hat mittlerweile etwa 3.000 Einwohner. Durch die Nähe zum Lago Fagnano ist Tolhuin ein beliebtes Ausflugsziel für die Einwohner von Río Grande und Ushuaia. Dementsprechend herausgeputzt war der kleine Ort. Auch dort gab es einen Weihnachtsbaum aus beleuchtbaren Schnüren. Wir beobachteten eine Weile eine Magellandrossel (Turdus falklandii), die immer wieder sein Liedchen trällerte. Nach unserem Spaziergang besuchten wir dann die Bäckerei. Es war brechend voll. Hauptsächlich wurde dort süßes Gebäck gekauft. Da wir in den Regalen nichts sahen, was nach einem herzhaften Brot aussah, stellten wir uns gar nicht erst an und gingen gleich wieder hinaus.
Als wir weiterfuhren, begann es zu regnen. Wir fuhren am Camping Hain vorbei, auf dem die Seabridge-Gruppen immer übernachten. Der Platz war recht schön am Lago Fagnano gelegen, aber bei Regen und Wind nicht so überzeugend. Wir zogen es vor, sofort bis Ushuaia weiterzufahren. An den neben der RN 3 liegenden Aussichtspunkten stiegen wir nicht aus. Den Lago Fagnano bei Regen und schlechter Sicht kannten wir ja schon von unserer Fahrt nach Caleta María.
Irgendwann erreichten wir dann Ushuaia. Im Vergleich zu den Ortschaften vorher ist Ushuaia eine große Stadt mit Industrie, die sich über ca. 8 km an der Nordseite des Beagle-Kanals entlangzieht. Es gab dort viele bunte Häuser mit eigenwilligen Farbkombinationen, viele davon Neubauten, alle im gleichen Stil. Auch Ushuaia begrüßte uns zunächst mit Regen, aber als wir durch den Ort fuhren, rissen die Wolken auf und die Sonne kam heraus. Wir stellten uns auf den Parkplatz neben dem Ushuaia-Schriftzug. Dort machten wir einige Fotos. Wir hatten das Ziel unserer ersten Reiseetappe sicher und planmäßig mit vielen schönen Eindrücken und Erlebnissen auf der Strecke erreicht – ein schönes Gefühl.
Wir machten einen Spaziergang an der Uferpromenade entlang und durch den Ort und fotografierten unter anderem die Ushuaia, ahnten aber noch nicht, dass dieses Schiff kurze Zeit später für knapp 3 Wochen unser Zuhause sein würde.
Auf der Haupteinkaufstraße verteilten als Weihnachtsmänner verkleidete Feuerwehrleute bei lauter Musik Süßigkeiten an die Kinder.
Nach unserem Spaziergang kam nochmal ein heftiger Schauer herunter. Das gefiel uns gar nicht, aber danach wurden wir mit schönen Regenbogen entschädigt. Dann wurde es voll am Ushuaia-Schriftzug. Jeder wollte dort ein Foto machen. Als es dunkel wurde erstrahlte der Weihnachtsbaum und der Schriftzug wurde grün beleuchte. Ein schöner Anblick, aber wir hatte etwas Sorge um unsere Nachtruhe. Das war zum Glück unbegründet, nachts war dort nicht mehr viel los, und wir schliefen erstaunlich gut.
Am nächsten Morgen fuhren wir erst einmal zu der Mercedes Werkstatt in Ushuaia, das Problem mit dem Dieselvorfilter musste gelöst werden. Bei Mercedes Bonetti wurden wir sofort bedient. Eine junge Mitarbeiterin, die gut Englisch sprach, fungierte als Dolmetscherin. Die Filterpatrone im Vorfilter war, warum auch immer, schief eingesetzt und total verdreckt. Wolfgang wollte noch Öl auf Vorrat kaufen. Das bekam er auch. Als es ums Bezahlen ging, sagte man ihm, dass er nur das Öl bezahlen musste, sonst nichts. Der Mechaniker bekam deshalb ein gutes Trinkgeld.
Wir fuhren zurück zu unserem alten Stellplatz. Wolfgang ging in die Stadt, um nach „last minute“ Angeboten für Reisen in die Antarktis zu suchen. Bei der Touristeninformation bekam die Adressen von verschiedenen Reisebüros. Bei einem Anbieter wurde er fündig, dort wurden noch Reisen Anfang Januar angeboten. Er unterhielt sich längere Zeit mit Lorena, der Antarktisexpertin in dem Reisebüro und sollte Laufe des Nachmittag Angebote per Email erhalten.
Dagmar beschäftigte sich derweil mit dem Reisebericht. Auf einmal hörte sie lautes Hundegebell. Als sie aus dem Fenster schaute, wollte sie ihren Augen nicht trauen – ein Mann führte 14 Hunde an einer Leine.
Am Abend aßen wir im Hard Rock Cafe Ushuaia. Wir hatten 2014 während unserer Alaska-Reise das unseres Wissens nach nördlichste Hard Rock Cafe auf dem amerikanischen Kontinent besucht, da wollten wir uns das südlichste nicht entgehen lassen.
Danach checkten wir nochmal unsere Emails, vom Reisebüro hatten wir noch nichts erhalten.
Nach dem Frühstück fuhren wir zum Einkaufen zu einem größeren Supermarkt. Der Parkplatz dort war betoniert. Als wir zum MEXI zurückkamen, sahen wir wieder eine Diesellache unter dem Fahrzeug.
Wir fuhren zum internationalen Flughafen, dort sollte man auch ganz gut stehen können. Im unteren Bereich sah es aus wie auf einer Müllhalde, im oberen Bereich waren die geeignetsten Plätze schon belegt, ansonsten gab es keinen Windschutz, Also wieder zurück zum staubigen Parkplatz am Ushuaia-Schriftzug. Als Wolfgang die Motorhaube öffnete stellte er fest, dass die Überwurfmutter am Kraftstoffvorfilter schief angesetzt war. Er löste sie und zog sie erneut fest, dann war alles erst einmal wieder dicht.
Danach machten wir uns daran, den MEXI weihnachtlich zu schmücken. Wolfgang kümmerte sich um den Baum, Dagmar um den Rest. Das Weihnachtsessen bereiteten wir zusammen vor. Es gab Rinderfiletmedaillons in Morchelrahm, dazu Bandnudeln, grünen Salat und als Nachtisch den Vanillepudding, den Chris und Jockel uns mit auf die Reise gegeben hatten.
Am Abend erhielten wir dann die angekündigte Email vom Reisebüro mit einer Reihe von Angeboten für Kreuzfahrten in die Antarktis. Für 5000 oder 6000 US$, wie wir es in anderen Reiseberichten gelesen hatten, war nichts dabei. Aber ein Angebot interessierte uns besonders. Es war das kleinste Schiff mit nur 90 Passagieren. Die Reise dauerte 20 Tage und ging nicht nur in die Antarktis, sondern auch zu den Falklandinseln und nach Südgeorgien. Der Preis war entsprechend. Das mussten wir erst einmal verdauen.
Am nächsten Morgen standen wir recht früh auf, denn ab 10 Uhr waren Videoanrufe mit unserer Familie geplant. Danach machten wir ein Spaziergang an der Promenade entlang, gingen über die Einkaufsstraße zurück und dann über den Damm bis zum Aeroclub Ushuaia. Am Yachthafen sahen wir, dass der deutsche Segler, den wir in Puerto Deseado getroffen hatten, mit seiner Hallberg-Rassy auch in Ushuaia angekommen war.
Am Abend schauten wir uns nochmal die Reiseangebote an, denn am nächsten Tag mussten wir uns entscheiden. Für uns stand fest: Entweder die ausgewählte Reise oder keines der Angebote. Aber irgendwie zögerten wir noch, wir konnten das Angebot nicht richtig einschätzen. Dagmar fiel ein, dass Birgit und Gottfried vor nicht allzu langer Zeit, eine Reise in die Antarktis gebucht hatten. Ihnen leitete sie die Email vom Reisebüro weiter und bat um ihre Meinung zu dem Angebot. Dankenswerterweise antworteten die beiden trotz der Feiertage sehr schnell, am nächsten Morgen hatten wir die Email von ihnen im Postfach, und für uns war klar, dass wir die Reise buchen wollten.
Nach dem Frühstück gingen wir zum Reisebüro. In Argentinien ist der zweite Weihnachtstag kein Feiertag. Wir mussten eine Weile warten, Lorena hatte noch andere Kundschaft. Als wir dran waren, kam der Schock: Die ausgewählte Reise war so wie angeboten nicht mehr verfügbar. Es gab keine freie Doppelkabine mehr, sondern nur noch zwei einzelne Betten in je einer Doppelkabine. Wir überlegten und überlegten und entschieden uns letztendlich die Reise zu buchen, obwohl wir dann die Kabinen knapp 3 Wochen lang mit Fremden teilen mussten.
Bezahlen sollten wir mit PayPal an einem Computer im Reisebüro. Das klappte auch nicht ohne Schwierigkeiten, aber beim dritten Versuch ist es Wolfgang gelungen, das Geld zu überweisen. Sobald das Geld auf dem Konto des Reiseveranstalters verbucht sein würde, sollten wir die Tickets erhalten.
Wir gingen zurück zum Wohnmobil und ließen die ganze Aktion erst einmal sacken. Hatten wir bezüglich der Reise richtig entschieden oder eine große Dummheit gemacht?
Mit Hilfe des iOverlanders fanden wir einen Platz, auf dem MEXI während unserer Abwesenheit abstellen konnten. Die Garage war zwar niedriger als dort angegeben und dadurch für uns nicht geeignet, aber der Vermieter hatte noch eine weitere Option, einen Platz auf Privatgelände am Haus seiner Ex-Frau. Da passte der MEXI so gerade drauf.
An diesem Abend übernachteten wir auf dem Parkplatz am internationalen Flughafen, am Ushuaia-Schriftzug war es uns zu staubig geworden.
Wolfgang hatte bis zum Abend von PayPal keine Mitteilung zu der Überweisung erhalten, das machte uns etwas nervös.
Nach dem Frühstück sortierten wir erst einmal Wäsche und brachten sie zu einer Wäscherei. Danach suchte wir uns einen Platz auf dem Parkplatz an der Hafenpromenade. Wir hatten Glück und fanden einen und hatten wieder unser Haus am Wasser.
Lorena hatte uns inzwischen eine Buchungsbestätigung mit einigen Informationen zur Kreuzfahrt und einen Link zu drei Online-Formularen vom Reiseveranstalter, die jeder von uns schnellstmöglich für ausfüllen sollte. Auch das dauerte wieder seine Zeit, mit der Internetverbindung gab es in Argentinien immer wieder Probleme.
Irgendwann wurden wir von Katrin und Hans angesprochen. Sie hatten unser Wohnmobil auf der Fahrt vom Flugplatz in die Stadt gesehen und dachten im ersten Moment, wir wären die Freunde, die sie auf ihrer mehrjährigen Reise durch Nord- und Südamerika wiederholt getroffen hatten. Ihr Wohnmobil wurde gerade von Zarate nach Port Elizabeth (Südafrika) verschifft, und sie waren nun nach Ushuaia gekommen, um auf der MS Bremen eine Antarktiskreuzfahrt zu machen, bevor es für sie nach Afrika weiterging. Wir unterhielten uns nett und verabredeten uns dann für der nächsten Abend zu Essen.
Am Nachmittag machten wir noch einen Spaziergang über die Einkaufsstraße und kauften uns Landkarten von den Falklandinseln, Süd Georgien und der Antarktis und schauten uns ein kleines Museum im Garten eines Souvenirladens an.
Am nächsten Morgen rief Wolfgang PayPal in Deutschland an. Ihm wurde bestätigt, dass das Geld überwiesen worden und bereits auf dem von Konto Antarctica Travel verbucht war. Das schrieben wir Lorena und auch, dass wir in den nächsten Tagen nicht zu erreichen wären, da wir zum Parque Nacional Tierra del Fuego fahren wollten, wo es keinen Handyempfang geben sollte. Sie antwortete uns, dass wir uns keine Gedanken sollten, alles würde gut.
Abends gingen wir mit Katrin und Hans ins Ramos. Die beiden hatten dort einen Tisch bestellt. Das Essen war sehr gut, es war das beste Fleisch, das wir bis dahin auf unserer Reise gegessen hatten. Wir unterhielten uns erst noch eine ganze Zeit im Ramos und beschlossen später bei einem Absacker im Tanta Sarah, Silvester gemeinsam zu feiern. Viele Lokale hatten am Silvesterabend geschlossen, aber Katrin und Hans wollten versuchen, etwas zu finden.
Am nächsten Vormittag fuhren wir dann auf der RN 3 zum Parque Nacional Tierra del Fuego. Es folgten 18 km Piste bis zum Ende der RN 3 bei km 3079. Am Parkeingang zahlten wir 560 AR$ (ca.8,50 €), Einheimische zahlten auch dort deutlich weniger. Da es seit längerer Zeit nicht geregnet hatte, war die Piste sehr staubig, und die Reisebusse und Taxis, die meist mit hoher Geschwindigkeit fuhren, wirbelten viel Staub auf.
Am Ende der Straße stellten wir MEXI ab, wir fanden gerade noch ein Platz neben den Reisebussen, Tourbussen und den anderen Fahrzeugen. Wir folgten einem Trail bis zum Leuchtfeuer Baliza Lapataia. Dort endete der Weg an einem Zaun, hinter dem sich ein Schutzgebiet befand. Es war eine schöne und abwechslungsreiche Wanderung.
Wir fuhren zurück bis zum Besucherzentrum Alakush. Dort gab es eine kleine Ausstellung über Historie sowie über Flora und Fauna des Parks. Als wir wieder zum Wohnmobil gingen, trafen wir Katrin und Hans, die eine Tagestour zum Nationalpark gemacht hatten und mit einem Bus dorthin gekommen waren.
Wir übernachteten auf einen freien Campingplatz an der Laguna Verde. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch am Aussichtspunkt und gingen bis zum Wasser runter. Dort waren einige recht zutrauliche Vögel zu beobachten, einer genoss über längere Zeit ein Sandbad, wahrscheinlich war es ein Feueraugen-Tyrann (Xolmis pyrope). Auch die Bartzeisige (Spinus barbatus, Syn.: Carduelis barbata) flogen dort nicht sofort weg.
Auf dem Campingplatz war es sehr ruhig. Wasser und Strom gab es nicht und wie erwartet auch keinen Handyempfang.
Nach dem Frühstück hielten wir uns noch etwas an der Laguna Verde auf. Wir beobachteten eine Weile ein Magellanganspaar (Cloephaga picta) mit seinen drei Küken. Dagmar freute sich, dass es ihr dort gelang, ein Morgenammerpaar (Zonotrichia capensis) mal gemeinsam auf ein Foto zu bekommen.
Als die Mücken begannen, uns den Spaß am Fotografieren zu verderben, fuhren wir zur Bahía Zaratigue, wo sich das südlichste Postamt der Welt befand. Der Parkplatz an der Bahía war komplett mit Reise- und Tourbussen gefüllt. Uns blieb nichts anderes übrig, als etwa einen Kilometer zurückzufahren und das Wohnmobil auf einem freien Campingplatz abzustellen und von dort durch Wald auf einem Weg etwas abseits der Straße zu Fuß zu dem Postamt zu gehen. Die Südbuchen entlang des Waldweges waren mit einer großen Menge des Parasiten „Pan de Indio“ (Cyttaria hariotii), einem essbaren Pilz, befallen. Viele dieser Pilze lagen auch auf dem Boden.
Im Postamt war es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so voll, wie wir befürchtet hatten. Wir schrieben 12 Postkarten und ließen diese sowie unsere Reisepässe dort abstempeln.
Danach liefen wir Stück auf dem 8 km langen Senda Costera an der Küste entlang. Wir fanden einige interessante Fotomotive. Auch dort gab es Magellangänse mit Küken, allerdings wurden die Kleinen diesmal von 2 weiblichen Tieren betreut, einen Gänserich sahen wir nicht.
Als dunkle Wolken aufzogen, machten wir kehrt. Auf dem Rückweg sahen wir zum ersten Mal Magellanspechte (Campephilus magellanicus). Magellanspechte gehören mit einer Länge von maximal 38 cm zu den größten Spechten weltweit. Ihr Körpergefieder ist überwiegend schwarz. Männliche und weibliche lassen sich gut unterscheiden: Die Männchen haben am gesamten Kopf leuchtend rotes Gefieder, während bei den Weibchen nur der Bereich um den Schnabel rot leuchtet. Wir sahen dort vier Spechte, drei Männchen und ein Weibchen. Leider war es in dem Wald schon relativ dunkel, da klappte es mit dem fotografieren nicht mehr ganz so gut, wie wir es uns gewünscht hätten.
Als wir zum MEXI zurückkamen, fing es an zu nieseln, kurze Zeit später schüttete es wie aus Kübeln. Wir fuhren zum Campingplatz „Río Pipo“. Die Piste führte fast die ganze Zeit an den Gleisen der Schmalspurbahn „Tren del Fin del Mundo“ entlang, eine ca. 6 km lange Strecke, die dort Anfang des 20. Jahrhunderts von Sträflingen angelegt worden war.
Als wir am Campingplatz ankamen, hatte es aufgehört zu regnen. Der Platz war ein weitläufiges Gelände, allerdings sehr uneben, damit nicht das Beste für unser Wohnmobil. Auf dem Weg zu dem Stellplatz, den wir letztendlich für geeignet hielten, musste Wolfgang einigen Schlaglöchern mit den herumliegenden großen Kieselsteinen etwas von ihrer Tiefe nehmen, damit er mit MEXI durchfahren konnte, ohne zu riskieren, dass er umkippte. Als wir uns dort eingerichtet hatten, kamen Uli und Sabine auch dort an. Sie hatten mit ihren 22 Zoll-Rädern keine Probleme mit den Schlaglöchern. Wir unterhielten uns noch kurz mit ihnen und machten uns dann auf den Weg, um die Gegend dort zu erkunden. Es flogen sehr viele gelb leuchtende Vögel herum. Wahrscheinlich waren es Magellanämmerlinge (Phrygilus patagonicus). Es gab auch einige Schwarzzügelibisse, die uns mit lautem Geschrei auf sich aufmerksam machten.
Wolfgang hatte sein Fernglas dabei. Als er die Gegend absuchte, fiel ihm eine Antenne auf, die nach Mobilfunk aussah. Wir holten unsere Handys heraus, tatsächlich 4G-Empfang. Dagmar hatte eine WhatsApp von Lorena erhalten, die uns mitteilte, dass mit unseren online ausgefüllten Formularen etwas nicht stimmte. Wir gingen sofort zum Wohnmobil zurück, schalteten die Laptops ein und versuchten ein zweites Mal unser Glück.
Am nächsten Morgen brachen wir vor dem Frühstück zu einer Fototour auf, aber die meisten Tieren schienen noch zu schlafen, insofern war die Ausbeute an Tierfotos recht mager. Wir gingen bis zum Wasserfall Cascada Río Pipo. Der war nicht schlecht, aber wir hatten schon beeindruckendere gesehen.
Gegen Mittag verließen wir den Park, denn wir waren ja abends mit Katrin und Hans zum Silvestermenü im Christopher verabredet. Als wir in Ushuaia ankamen, fanden wir zum Glück noch einen freien Platz an Hafenpromenade.
Abends gingen wir dann zum Restaurant „Christopher“. Katrin und Hans waren schon dort, aber das Lokal war noch nicht geöffnet. Es war restlos ausverkauft, aber nicht überfüllt. Das Silvestermenü wurde als Buffet angeboten. Es gab reichlich Auswahl, und alles schmeckte hervorragend. Wir verbrachten einen tollen Abend miteinander. Nur auf das Silvesterfeuerwerk mussten wir verzichten, das gab es in Ushuaia nicht.
Am Neujahrsmorgen war das Wetter sehr schön. Nach dem ausgiebigen Essen am Vorabend beschlossen wir, zunächst einen Spaziergang zu machen und danach zu Frühstücken. Wir gingen bis zum Ushuaia-Schriftzug und dann über den Damm bis zum Yachthafen. Katrin hat uns auf ein interessantes Fotomotiv aufmerksam gemacht, ein altes Schiff, dass von einer Seite ganz unscheinbar aussah, von der anderen Seite aber bunt bemalt war. Von dort aus gingen wir einmal ganz um die Lagune herum. Es waren einige Beobachtungspunkte für Wasservögel errichtet worden, aber an diesem Tag war nicht viel zu sehen. Insgesamt waren wir knapp zwei Stunden unterwegs. Nach dem Frühstück fing es an zu nieseln. Danach ließen wir es ruhig angehen. Nachmittags kamen dann Andreas und Anke mit ihrem MAN an, die ebenfalls auf den Beginn einer Antarktiskreuzfahrt warten.
An den folgenden Tagen war das Wetter sehr wechselhaft. Wir verbrachten die meiste Zeit im Wohnmobil und beschäftigten uns mit unserem Reisebericht und der Vorbereitung unserer Schiffsreise.
Am 3. Januar erhielten wir eine Email von Lorena, in der sie uns mitteilte, dass wir während der Kreuzfahrt doch gemeinsam in einer Doppelkabine untergebracht würden. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Von dem Moment an konnten wir uns so richtig auf die Reise freuen.
Am 6. Januar ließen wir uns früh vom Wecker wecken, denn wir wollten uns gegen 10:00 Uhr deutscher Zeit per WhatsApp zu Tante Gittis Geburtstagsfrühstück dazuschalten, um ihr per Videoanruf vom Ende der Welt zu ihrem 83sten zu gratulieren. Unser neu erworbene Selfiestick leistete uns dabei gute Dienste.
Von der Reiseagentur hatten wir einen Voucher erhalten, mit dem wir uns bei „Jumping“ kostenlos wasserdichte Jacken, Hosen und Handschuhe für die Kreuzfahrt ausleihen konnten. Am Nachmittag holten wir die Sachen ab.
Am folgenden Tag wollten wir noch einmal unserer Wäsche bei der Wäscherei „Laundry“, mit der wir schon gute Erfahrungen gemacht hatten, waschen lassen. Da wir wussten, dass sie erst um 11:00 Uhr öffnen, machten wir uns am späten Vormittag auf den Weg. Zunächst kamen wir allerdings mit Annette und Otto ins Gespräch, die mit ihrem Bimobil auf IVECO-Basis mehr oder weniger neben uns parkten und quatschen uns, wie es sehr häufig passiert, wenn man andere Overlander aus der Heimat trifft, erstmal fest. Als wir dann bei der Wäscherei ankamen, teilte die Inhaberin uns mit, dass wir die Wäsche frühestens am Donnerstag mittags abholen könnten. Das war uns zu spät, daher machten wir uns auf die Suche nach einer anderen Wäscherei. Es gab, Gott sei Dank, noch eine zweite Wäscherei in Ushuaia, die über Mittag geöffnet hatte und uns unsere Wäsche dann auch innerhalb von 24 Stunden waschen und trocknen konnte.
Am Abend trafen wir uns noch einmal mit Katrin und Hans im Ramos, um Abschied zu feiern, denn es war klar, dass wir uns so bald nicht wiedersehen würden. Nach ihrer Kreuzfahrt durch die Antarktis, die 2 Tage nach unserer startete, wollten sie direkt über Buenos Aires nach Afrika fliegen, wo ihr Wohnmobil bereits für ein neues Abenteuer auf sie wartete.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte es in höheren Lagen oberhalb der Baumgrenze Neuschnee gegeben. In der Stadt nieselte es am Morgen, und die Sicht auf die Berge und den Beaglekanal war nur mäßig. Am frühen Nachmittag zogen wir los, um unserer Wäsche abzuholen. Alles war in Ordnung, die Wäsche war vollständig, sauber und roch neutral. Dann machten wir uns nochmal auf den Weg, um noch rutschfeste Bootsschuhe zu kaufen, denn die Stoffschuhe, die wir von zuhause mitgebracht hatten, schienen uns bei den zu erwartenden Temperaturen nicht geeignet. Dagmar fand ein geeignetes Modell mit Gummisohle im Sportgeschäft Popper. Bis ein Paar in ihrer Größe aus dem Lager geholt war, verging eine halbe Stunde. Das überraschte uns nicht mehr. Wolfgang fand relativ schnell ein geeignetes Paar Bootsschuhe zu einem günstigen Preis in einem nahegelegenen Schuhgeschäft.
In der Taxizentrale in der Nähe des Hafens bestellten wir dann noch ein Taxi, dass uns am nächsten Tag um 14:40 Uhr an unserem Stellplatz abholen und zum Hafen bringen sollte. Dann fuhren wir zu dem Stellplatz, an dem wir unser Wohnmobil während der dreiwöchigen Seereise stehen lassen wollten.
Nelli erwartete uns bereits. Sie hatte Besuch von ihrer Familie aus dem Norden Argentiniens. Einige Autos mussten umgestellt werden, dann konnten wir auf unseren Stellplatz fahren. Nelli, ihr Sohn und ein anderer Mann halfen Dagmar beim Einweisen, denn unser MEXI passte nur auf Haaresbreite hinein.
Nelli bestand darauf, uns am nächsten Tag zum Hafen zu fahren. Das Taxi, dass wir bereits bestellt hatten, bestellte sie telefonisch wieder ab. Sie zeigte uns, wo wir Wasser und Strom nehmen konnten, gab uns das Passwort für zu ihrem WLAN und lud uns ein, mit ihr und ihrer Familie zu essen. Das mussten wir leider dankend ablehnen, denn wir hatten noch Lebensmittel für das Abendessen und das Frühstück im Kühlschrank, die nicht im Müll landen sollten.