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6. Teil: El Calafate – Porvenir

04.12. bis 18.12.2019

Nach einer ruhigen Nacht fuhren wir gegen 8:30 Uhr in den Parque National Los Glaciares ein. Der Eintritt kostete 800 Ar$ (ca. 12 €) pro Person. Die 27 km lange Straße (RP 11), die zum Gletscher Perito Moreno führt, bestand aus Betonteilen wie früher die deutschen Autobahnen, alle drei Meter ein Stoß. Wir wissen nun auch, warum das Gebiet dort Laguna Rossa heißt: Überall rechts und links der Straße begannen gerade die Feuerbüsche (Emothrium coccineum) in einem tollen Rot zu blühen.

An einem Aussichtspunkt, der uns einen ersten Blick auf den Gletscher erlaubte, sahen wir ein Schild, das wir bis dahin noch nicht kannten. Es war aber nicht schwer zu erraten, was dort verboten war.

Wir fuhren zum Parkplatz am Ende der RP 11. Von dort aus führte ein weitläufiges Netz aus Metallstegen, vielen Stufen und Aussichtsplattformen durch den Wald hinunter bis zum Seeufer gegenüber der Gletscherwand und gewährte immer wieder tolle Ausblicke auf das, je nach den Lichtverhältnissen, mal heller oder mal dunkler blaue Eis. Die Gletscherzunge war dort ungefähr 5 km breit und ca. 70 m hoch, an den Rändern ca. 40 m. Am Vormittag war es auf den Stegen und Aussichtsplattformen relativ leer, und es machte viel Spaß, sich dort aufzuhalten. Leider war es bewölkt und über dem Gletscher ziemlich dunstig.

Immer wieder hörten wir, wie im Eis Risse entstanden. Gelegentlich brachen auch Brocken heraus und stürzten mit lautem Getöse ins Wasser. Je nach Größe des Eisstücks bildeten sich dann mehr oder weniger große Wellen, die sich konzentrisch von der Einschlagstelle ausbreiteten und dann am Ufer ankamen.

Erst gegen Mittag kam die Sonne heraus. Aber ab da kamen auch immer wieder Reisebusse an, und auf der Steganlage wurde es immer voller. Es wurden auch Bootstouren zum Gletscher angeboten. Als wir sahen wie voll die Boote waren, verzichteten wir gern.  

Der Perito Moreno ist einer der wenigen noch wachsenden Gletscher weltweit. Gletscher sind Eisströme, die sich oberhalb der Schneegrenze aus Schnee bilden. Durch den andauernden Prozess des Gefrierens und Tauens wird das Gletschereis beweglich und rutscht langsam auf einer Wasserschicht ins Tal. Dort bildet sich eine hohe Gletscherzunge, an der das Eis taut. Es bilden sich Risse und immer wieder stürzen Eisbrocken in den See. Dadurch dass der Perito Moreno  schneller nachrutscht, als er unten abtaut, schiebt er sich immer weiter vorwärts und schnürt alle paar Jahre einen Teil des Lago Argentino, den Brazo Rico, vom Hauptsee ab. Der Wasserstand im Brazo Rico kann dabei um bis zu 20 Meter ansteigen und den Druck auf die vom Gletscher gebildete Staumauer soweit erhöhen, dass sie irgendwann mit einer mächtigen Explosion weggesprengt wird. Dies passierte zuletzt am 12. März 2018.

Wir verbrachten ca. 6 Stunden am Gletscher und stellten fest, dass sich die Abbruchkannte schon innerhalb dieser relativ kurzen Zeit deutlich verändert hatte.

Dann fuhren wir über die RP11 zurück in Richtung El Calafate, um uns einen Stellplatz für die Nacht zu suchen. Noch bevor wir den Park verließen, sahen wir auf einem Parkplatz einen sehr zutraulichen Schopfkarakara (Caracara Plancus), der sich geduldig fotografieren ließ.

Einige Kilometer vor El Calafate bogen wir ab auf die RP 8, um zu der kleinen Ortschaft Punta Bandera am Lago Argentino zu gelangen. Die Landschaft und der Blick auf den Lago Argentino waren sehr schön, aber es war unheimlich windig und da wir keinen einigermaßen geschützten Platz fanden, zogen wir es vor weiter zu fahren.

Unterwegs sahen wir noch einige Schwarzzügelibisse (Theristicus melanopis). Leider waren sie recht weit weg und relativ scheu, aber die Vögel zu beobachten und fotografieren machte trotzdem Spaß.

Wir fanden einen Übernachtungsplatz im ausgetrockneten Teil der Lagune vor El Calafate. Wolfgang richtete das Wohnmobil im Wind aus, und so standen wir dann recht ruhig dort. Beim Abendessen beobachteten wir die Magellangänse (Chauquén Colorado), die sich dort in der Lagune aufhielten, und später erfreuten wir uns an den Wolkenformationen, die während des Sonnenuntergangs am Himmel zu sehen waren.

Am nächsten Vormittag besuchten wir das nahegelegene Glaciarium, ein Gletschermuseum. Es öffnete um 11 Uhr, Dagmar zahlte 600 Ar$ (9,01 €) Eintritt, Wolfgang legte seinen Ausweis vor und kam zum reduzierten Tarif von 450 Ar$ (6,75 €) für „Jubilandos“ (Rentner und Pensionäre) rein. Das Museum war sehr gut gemacht. Die Entstehung von Schnee und Eis und die Bildung von Gletschern wurde ausführlich erklärt. Wir lernten dort auch, dass Gletscher nur in Breiten >35° entstehen können. Beeindruckt haben uns auch zwei Filme: Einer zeigte das Brechen des Eisdamms zwischen der Penninsula Magellan und der Gletscherzunge des Perito Moreno, der andere die Veränderung des Perito-Moreno-Gletschers während eines Jahres.

Wir blieben ca. 2 Stunden in dem Museum und fuhren dann zurück auf der RP 11 nach El Calafate. In der Stadt kauften wir zunächst noch etwas ein und fuhren dann zum Campingplatz El Ovejero. Die Seabridge-Gruppe war noch dort, so waren die meisten Stellplätze belegt. Wir konnten auf dem Parkplatz unter Bäumen stehen bleiben. Dadurch hatte wir guten Windschutz, auf die Solarpanels viel allerdings nur wenig Sonne. Zum Glück gab es in der Nähe einen Stromanschluss, den wir nutzen konnten.

Wir blieben 3 Nächte dort. Dagmar nutzte die gute Internetverbindung, um weiter an der Webseite zu arbeiten. Wolfgang brachte die Wäsche zur Lavandería Lava Andina und holte sie am folgenden Tag wieder ab (6 kg für 605 Ar$ / 9,08 €). Er erledigte noch einige weitere Einkäufe und kümmerte sich ums Abendessen. Wir mussten zusehen, dass wir unsere frischen Lebensmittel aufbrauchten, denn als nächstes sollte es nach Chile gehen, und wir mussten wieder mit einer Lebensmittelkontrolle rechnen.

 Bevor wir abfuhren, füllte Wolfgang nochmal den Wassertank auf. Das war dort mühsam, denn unser Schlauch war zu kurz, so musste er die 10 L-Gießkanne benutzen. Auch den Abwassertank konnte er nur eimerweise entleeren. Er nahm es sportlich und betrachtete es als kleines Fitnesstraining.  

Gegen Mittag verließen wir dann den Campingplatz und fuhren noch einmal zur Lagune, jedoch diesmal etwas weiter entlang der  betonierten Straße. Die Aussicht war schön und die Straße war breit genug, so beschlossen wir, dort  stehen zu bleiben. Am Nachmittag kamen einige Leute, um  Picknick zu machen, am Abend waren wir dann wieder alleine. Der Wind blies noch heftig, aber er kam ziemlich genau von vorne, dadurch wackelte das Wohnmobil nicht und wir konnten gut schlafen.

Bevor wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Puerto Natales in Chile machten, legten wir noch einen Stopp im Vogelschutzgebiet Reserva Ecológica Municipal Laguna Nimez in El Calafate ein, wo wir einige Flamingos beobachten konnten. An Aussteigen und Fotografieren war leider wegen des starken Windes nicht zu denken.

In der Nähe von El Calafate gibt es eine Höhle, die Walichu Caves, mit bis zu 4.000 Jahre alten Wandmalereien. Die wollten wir eigentlich noch besuchen, aber sie ist montags geschlossen.

Wir fuhren dann auf der RP 11 zurück bis zur RN 40, der wir bis Esperanza folgten. Zwischenzeitlich meinte Dagmar, dass wir den falschen Weg genommen hätten, denn laut Straßenkarte vom iOverlander auf ihrem Handy fuhren wir auf der     RP 5. Das gleiche entnahmen wir der gedruckten Straßenkarte von Freytag & Berndt, die wir von dieser Gegend dabeihatten. Laut Garmin Camper-Navi, MAPS.ME und Beschilderung an der Straße waren wir jedoch wie geplant auf der RN 40. Was war nun richtig? Wolfgang glaubte den Straßenschildern, und wir setzten unsere Fahrt fort. Die weite Landschaft um uns herum gefiel uns gut. Wenn nur der starke Wind nicht gewesen wäre. Wobei, für den Kraftstoffverbrauch war er gut. Mit Wind von hinten verbrauchten wir bei 80 km/h nur 12,2 L auf 100 km. Wenn er allerdings in Kurven von der Seite kam, musste Wolfgang heftig gegenlenken. Die Fahrradfahrer, die wir unterwegs sahen, hatten eine spektakuläre Seitenlage und die Motorradfahrer blieben auch schonmal stehen.

Auf der Fahrt sahen wir, wie so oft auf Überlandstraßen, weiße Schreine für die Difunta Correa, vor denen Unmengen von Wasserflaschen lagen. Die Volksheilige Difunta Correa (die verstorbene Correa, eigentlich María Antonia Deolinda y Correa) war laut Wikipedia eine Frau, die 1841 auf der Suche nach ihrem Mann angeblich in der Wüste Argentiniens verdurstete. Ihr Kind jedoch war dank der Muttermilch nicht gestorben, es lag saugend an der Brust der toten Mutter. LKW-Fahrer verehren die Difunta Correa besonders. Sie gilt als Beschützerin aller, die allein durch das Land reisen. In den Schreinen liegen häufig Kerzen und ein wenig Geld als Opfer, aber davor meist gefüllte Wasserflaschen. Wasser ist in vielen Regionen selten, und so nicht nur ein besonderes Opfer, sondern eventuell auch notwendig für andere.

In La Esperanza tankten wir zum vorerst letzten Mal in Argentinien und nutzten das gute WiFi, um nochmal nachzusehen, ob es neue Emails oder WhatsApp-Nachrichten gab. Dann fuhren wir weiter in Richtung Puerto Natales. Da unser Navi diesen Ort nicht kannte, gab Wolfgang einen Ort aus der Karte in der Nähe unseres eigentlichen Ziels ein. Dadurch verpassten wir den Abzweig zum Grenzübergang am Paso Río Don Guillermo, den wir ursprünglich nehmen wollten und fuhren weiter bis Rospentek und dort auf die RN 293 zur Grenze nach Chile über den Paso Laurita – Casas Viejas, laut Karte 12 km Schotterpiste.

Nach drei Kilometern kam die Erleichterung, die Schotterpiste endete und wir fuhren auf beste Betonfahrbahn – leider nur für 500 m, danach wieder auf Schotter. Nach weiteren 8 km erreichten wir den Schlagbaum. Wir stellten den MEXI ab und gingen ins Abfertigungsgebäude, zuerst zur Immigration. Dort bekamen wir die Ausreisestempel, danach ging es zum Zoll, damit MEXI ordnungsgemäß ausgeführt wurde. Das wars, es dauerte vielleicht 15 Minuten.

Dann ging es weiter auf der Piste. Nach ca. 3 km kam das chilenische Abfertigungsgebäude. Bei der Immigration bekamen wir Visa für 90 Tage. Die Zollbeamten wollten den KFZ-Schein (eine Kopie reichte) und Wolfgangs Reisepass sehen, dann erhielten wir die temporäre Einfuhrerlaubnis ebenfalls für 90 Tage. Dann folgte die Lebensmittelkontrolle. Der Kontrolleur fragte nach frischem Fleisch und Obst, das hatten wir nicht. Er wollte in den Kühlschrank sehen. Dort befanden sich noch einige Reststücke Käse und in der Tür eine angefangene Packung H-Milch. Das interessierte ihn nicht Er ließ Wolfgang noch einige andere Schranktüren öffnen, schaute kurz rein, schien zufrieden und ging. Auch die Einreiseformalitäten hatten nicht mehr als 20 min gedauert. Nun waren wir in Chile und fuhren auf der CH 253 bis zur zur Ruta 9N  und auf der dann nach Puerto Nateles.

In Puerto Natales mussten wir uns erst einmal mit chilenischem Geld und frischen Lebensmitteln versorgen. Wir fanden einen Parkplatz am Straßenrand in der Innenstadt und machten uns von dort zu Fuß auf den Weg. Wir fanden  einen Geldautomaten, an dem wir Bargeld bekamen. 850 CLP (chilenische Pesos) entsprachen ungefähr einem Euro. Wir mussten uns erst einmal an den neuen Umrechnungskurs gewöhnen. Bei Unimarc kauften wir das Nötigste ein. An der Kasse war es schrecklich voll, wir warteten bestimmt eine halbe Stunde. Danach wollten wir noch Obst kaufen, dabei haben wir uns satt verlaufen. Irgendwann gaben wir auf und kamen schließlich auch wieder am MEXI an. Die ganze Zeit blies der Wind so heftig wie auf der Fahrt, und wir waren vollkommen durchgefroren. Auf einem Parkplatz neben der Ruta 9N am Fjord der letzten Hoffnung „Ultima Esperanza“, einem Nebenarm des Golfo Almirante Montt fanden wir einen Stellplatz für die Nacht und waren damit am Pazifikwasser gelandet.

Auf dem Parkplatz stand schon ein Sprinter aus Deutschland und anfangs kamen auch noch einige Einheimische, die dort parkten, Musik hörten oder was auch immer. Während er Nacht war es ruhig und auch der Wind war eingeschlafen.

Nach dem Frühstück fuhren wir dann noch einmal los zum Einkaufen. Es gab einen weiteren Supermarkt, Super Mix, der besser sortiert sein sollte als der Unimarc.  Laut iOverlander sollten dort vorwiegend Einheimische einkaufen, denn er lag abseits von den Touristengebieten und war am besten mit dem Auto zu erreichen. Wir waren wirklich überrascht, es war mehr Personal als Kunden im Laden. Alles war gut sortiert, die Gänge breit und das Angebot, abgesehen von Obst, Gemüse und Fleisch, was überschaubar war, wirklich erheblich besser als beim Unimarc. Wir bekamen sogar Kurkuma, und zwar in so einer Menge, dass wir vermutlich bis zum Lebensende damit auskommen. Wir deckten uns für die nächsten Tage ein, denn es sollte zum Parque Nacional Torres del Paine gehen, wo die Versorgungmöglichkeiten eher schlecht bis nicht vorhanden sind. Aber vorher brauchten wir noch neue SIM-Karten für die Telefone. Das war auch hier nicht wirklich einfach, aber schließlich bekamen wir zwei Karten, und die Mitarbeiter in dem Shop waren so hilfsbereit, sie für uns zu aktivieren. Für 3500 CLP (ca. 4,00 €) hatte jeder von uns für eine Woche 2 GB und 200 min. Aufladen des Guthabens sollte in Apotheken oder Supermärkten möglich sein.

In Puerto Natales tankten wir dann auch noch einmal voll und füllten auch Wasser nach, denn auf dem Weg zum Park sollte es keine Tankstellen geben.

Dann fuhren wir los. Die Ruta 9N war bis Cerro Castillo befestigt, und zwar mit Belag aus Betonplatten. Durch die Stöße fühlte es sich an wie früher in der Eisenbahn. Ab Cerro Castillo gab es dann nur noch Piste der übelsten Art. Die Ruta 9N wurde dort neu gemacht, wieder mit Beton, allerdings auf der alten befestigten Straße. Wir fuhren sozusagen auf einer Ersatzpiste, die einfach neben die alte Straße gelegt wurde. Uns kamen viele Baufahrzeuge entgegen, und es staubte heftig. Hinter San Domingo nahmen wir den Abzweig zum Nationalpark entlang des Lago Sarmiento. Die Straße (Y-150) war zwar befestigt, aber mit Schlaglöchern übersät, die zum Teil einfach mit Lehm aufgefüllt worden waren. Wie mag so etwas bei Regen aussehen? Wir fuhren bis zum Aussichtpunkt am Lago Sarmiento  und richteten uns dort für die Nacht ein. Wir standen etwas abseits von den Schutzhütten für die Reisenden aus den Touristenbussen, die auch um 16 Uhr immer noch ankamen. Der Ausblick auf das Paine-Massiv war wirklich großartig, auch der Wind war erträglich.

Während der Fahrt hatte es irgendwo wieder angefangen, im Auto zu klappern. Wolfgang kletterte aus Dach, aber alles war fest. Er unterfütterte den Ventilator im Dach mit etwas Schaumstoff, wir würden auf der nächsten Piste hören, ob es half. Dann kümmerten wir uns erst einmal ums Abendessen.

Der Sonnenuntergang begeisterte uns, es war ein toller Anblick, was sich dort am Himmel abspielte.

Wir stellten den Wecker auf 5 Uhr, denn unser Stellplatz war ideal, um die Torres del Peine bei Sonnenaufgang zu fotografieren.

Über Nacht hatte es zu regnen begonnen, zwar nur leicht, aber als unser Wecker klingelte, waren die Torres nicht zu sehen. Wir drehten uns um und schliefen erst einmal weiter. Nach dem Frühstück regnete es immer noch, und der Regen wurde teilweise auch noch stärker. Die ersten Tourbusse fuhren ohne anzuhalten einfach durch, erst ab 11 Uhr hielten einige an. Aber die Sicht war noch nicht besser geworden, die Wolkenuntergrenze lag bei etwa 500 m.

Um 13:30 Uhr hörte es auf zu regnen, und wir setzten unsere Fahrt zum Nationalpark fort. Wir fuhren weiter auf der Y-150. Unterwegs sahen wir zum ersten Mal ein Guanako durch Wasser laufen. An dem Abzweig zur Y-156 stand eine  Gruppe von Guanakos mit vielen Jungtieren, einige wurden gerade von ihren Muttertieren gesäugt.

Auf der Y-156 fuhren wir bis zum Aussichtpunkt Mirador Laguna Amarga. Ein Einheimischer, der dort mit seiner Familie war, zeigte ganz aufgeregt auf etwas, das durch das Gebüsch dort streifte. Es dauerte eine Weile, bis wir ausmachen konnten, was es war – ein Graufuchs. Wir waren etwas enttäuscht. Wir hatten gehofft, einen Puma zu sehen, denn es roch an dem Aussichtspunkt ziemlich stark danach.

Dann fuhren wir weiter bis zum Parkeingang Guadería Lago Armaga und ließen uns dort registrieren. Der Eintritt kostete 22.000 CLP (25,66 €) pro Person. Wir wollten zunächst zur Laguna Azul, das hieß einen Kilometer auf der Y-156 zurückfahren bis zum Abzweig der Y-160 und darauf bis zur Lagune. Das ging schon gut los, die Y-160 war eine Wellblechpiste vom Feinsten mit Steigungen wie auf der Achterbahn.  Unterwegs sahen wir viele Guanakos, auch einige Füchse und einen Vogel, den wir bis dahin nicht gesehen hatten, wahrscheinlich ein Südandenspecht (Colaptes rupicola). Die Tiere waren hier äußerst entspannt. Wir konnten nah heranfahren, um sie zu beobachten und zu fotografieren.

An der Lagune mussten zunächst zum Ranger, um ihm unsere Eintrittskarten zu zeigen. Dann konnten wir MEXI auf eine Wiese stellen mit bester Sicht auf die Torres – wenn die Wolken nicht gewesen wären. Die zogen sich aber später zurück, so dass wir die Torres bereits abends mehr oder weniger unverhangen sehen konnten. Der Anblick war schon genial.

Wir stellten den Wecker wieder auf 5 Uhr und hofften, dass es am nächsten Morgen mit den Fotos bei Sonnenaufgang klappen würde.

Als der Wecke klingelte, waren die Torres noch verhangen. Wolfgang ging trotzdem raus und pflückte einige Blumen als Dekoration für den Frühstückstisch, denn es war Dagmars 61. Geburtstag.

Erst gegen 8 Uhr verzogen sich die Wolken und gaben die Sicht auf das Torres-del-Paine-Massiv frei.

Wir fuhren zurück in Richtung Parkeingang. Am Wasserfall Salto Río Paine an der Y-160 legten wir einen Stopp ein, denn bei aufgelockerter Bewölkung sah es hier nun viel besser aus als auf der Hinfahrt zur Laguna Azul.

Am Parkeingang ließen wir uns unsere Einfahrt noch einmal bestätigen. Dann ging es weiter auf der Y-156  und Y-150 in Richtung Lago Grey. Am Salto Grande stiegen wir aus und liefen das kurze Stück bis zum Wasserfall. Der Anblick war großartig, aber der Wind auch sehr heftig. Es waren auch reichlich Reisebusse dort, allein von HAPAG-Cruises fünf.

Dann ging es weiter bis zum Lago Pehoé. Wir hielten am Mirador Cóndor, aber wegen des extrem starken Windes verzichteten wir auf den eineinhalb stündigen Aufstieg bis zum Aussichtspunkt. Wir machten nur einige Fotos vom See und der 5 ha großen Insel mit der Hosteria Pehoé, die man über einen Steg erreicht.

Danach fuhren über die Y-150 zur Hauptverwaltung des Nationalparks. Rechts und links des Weges blühten Lupinen, Margeriten und Ginster in voller Pracht. Wir sahen uns im und am Informationszentrum um und fuhren dann die letzten 18 km auf der Y-150 bis zum Parkplatz am Lago Grey. Unterwegs sahen wir einige Schwarzzügelibisse, die Dagmar natürlich wieder fotografieren musste.

Auf dem Parkplatz am Lago Grey durfte man im Wohnmobil übernachten. Als wir dort ankamen, war der Parkplatz noch sehr voll. Wir suchten uns irgendwo einen freien Platz und machten uns erst einmal auf den Weg zum Aussichtspunkt Mirador Glacier Grey, der etwa 1,5 km entfernt sein sollte. Zunächst ging es 15 Minuten durch Wald, der uns erst noch Schutz vor dem weiterhin heftigen Wind bot. Damit war es vorbei, als wir den Kiesstrand am Lago Grey erreichten. Nach einer weiteren halben Stunde kamen wir auf der vorgelagerten Insel an, auf der sich der Aussichtspunkt befand. Allein der Weg am Strand entlang war bestimmt länger als 1,5 km. Auf dem Gletschersee schwammen kleinere und größere Eisberge, einige Eisbrocken waren auch schon gestrandet.

Der markierte Rundweg auf der kleinen Insel bot immer wieder schöne Ausblicke auf den Grey-Gletscher und die auf dem See treibenden Eisberge. Auch die Insel selbst war sehr schön. Viele Sträucher und Blumen standen auch hier in voller Blüte. Die Gesteinsformationen hier erinnerten uns zum Teil an die versteinerten Bäume, die wir in Argentinien gesehen hatten.

Insgesamt wanderten wir über 2 Stunden am Lago Grey entlang. Als wir zurückkamen, hatte sich der Parkplatz geleert, und wir suchten uns einen Platz für die Nacht, auf dem wir einigermaßen gerade standen.

Danach stießen wir mit Rosé-Sekt auf Dagmars Geburtstag an und aßen zu Abend. Dabei begann es leicht zu regnen.

Am nächsten Morgen war der Himmel grau, und es nieselte noch. Wir fuhren zurück über die Y-150 und Y-156 in Richtung Parkeingang Guadería Lago Amarga. An der Hauptverwaltung des Nationalparks hielten wir an und hofften einen neuen Wetterbericht zu erhalten, aber es lag noch der vom Vortag aus.

Am Camping Pehoé am gleichnamigen See hielten wir ebenfalls an, denn hier sollte es laut iOverlander einen Wasserhahn mit Trinkwasser geben. Wir fanden den Hahn, er hatte reichlich Druck, und Wolfgang machte unseren Tank bis zum Überlaufen voll.

Es war windstill, deshalb wollten wir nun der Aufstieg zum Mirador Cóndor wagen. Als wir dort ankamen, regnete es, und wir verzichteten wieder dort hochzuwandern.

An der Portería y Guadería Lago Amarga fuhren wir auf der Stichstraße „Las Torres a Chileno“ zum Fußpunkt des Wanderweges zum Gletscher. Wir stellten den MEXI auf dem Parkplatz ab und schauten uns erst einmal das Besucherzentrum an. Es hatte nicht viel bieten, sondern war hauptsächlich eine Wartehalle für die Pendelbusse zum Parkeingang. Es hatte aufgehört zu regnen und die Sonne kann durch, so beschlossen wir, dort etwas herumzuwandern.

Nach etwa einer Stunde fuhren wir weiter. Wir wollten noch einmal zu der Stelle, an der wir am ersten Tag an der Y-160 die recht zutraulichen Guanakos gesehen hatten.

Auf dem Weg dorthin sahen wir einen Hasen, einen über uns kreisenden Schwarzzügelibis und ein Guanako, das im Wasser graste. Das Tier kam immer näher bis es so nahe war, dass es mit dem 200-400er nicht mehr scharf abgebildet wurde, ging dann die Böschung hoch auf unser Auto zu und dann ganz langsam am Heck vom MEXI vorbei auf die andere Straßenseite. Dort stand ein weiterer Fotograf, der auch Bilder machte. An ihm ging das Guanako langsam vorbei und dann weiter den Berg hoch.

Die Herde die wir am Tag zuvor gesehen hatten, war nur minimal weitergezogen. Wolfgang fuhr vorsichtig noch näher heran als am Tag zuvor, das war den Guanakos scheinbar egal. Dann besprang ein Bock ein weibliches Tier. Doch da waren andere Böcke, die wollten das auch. Es gab einen riesigen Streit, die Tiere jagten und bespuckten sich und wurden dabei sehr laut. So etwas sieht man nicht alle Tage. Irgendwann rannten die Guanakos vor uns über die Straße und waren dann auf und davon. Wir fuhren langsam zu einer weiteren größeren Gruppe von Guanakos. Es war einfach schön, den Tieren beim Fressen, Sandbaden und Wiederkäuen zuzusehen. Insgesamt hielten sich wohl weit über 100 Tiere dort auf. Es war auch ein Filmteam der BBC dort. Auch der Kameramann kam sehr nah an die Tiere heran.

Dann fuhren wir zurück zur Laguna Amarda, wo wir an dem Aussichtspunkt, an dem es auf der Hinfahrt zum Park nach Puma gerochen hatte, übernachten wollten. Wir hofften am Abend oder frühen Morgen dort endlich mal einen zu Gesicht zu bekommen. Als Wolfgang das Wohnmobil dort waagerecht ausrichtete, las Dagmar auf einem Schild, dass Wohnmobile dort nicht über Nacht stehen durften.

Auf der anderen Seite der Straße gab es noch einen Platz, der uns geeignet erschien. Wolfgang fuhr hinüber, und wir richteten uns dort ein. Als wir gerade das Abendessen auf dem Herd stehen hatten, klopfte es. Als Wolfgang die Tür öffnete, sagte ihm ein Mann, dass wir dort nicht stehen bleiben könnten. Das ganze Gebiet vor dem Nationalpark sei Privatbesitz und gehöre zu einer Farm. Der Eigentümer hatte nur dem Bau einer Zufahrt zum Nationalpark zugestimmt, aber Übernachtungsgäste duldet er auf seinem Grund nicht.

Wir aßen noch unsere Linsensuppe, spülten und fuhren dann zurück zum Eingang Guardería Laguna Amarda, eine der wenigen Stellen im Nationalpark, wo man auch außerhalb eines Campingplatzes stehen kann. Es standen schon einige Wohnmobile dort, wir fanden noch einen ganz netten Platz am Wasser.

Am nächsten Morgen wollten wir zurück nach Puerto Natales fahren und von dort weiter nach Punta Arenas. Um nach Puerto Natales nicht exakt die Strecke zu fahren, auf der wir zum Nationalpark hingekommen waren, fuhren wir zunächst auf der Y-156 und Y-150 noch einmal ein Stück durch den Park und verließen ihn dann durch den Eingang Guadería Lago Sarmiento. Von dort ging es am Lago Sarmiento entlang bis zur 9N und dann auf der bereits bekannten Strecke zurück nach Puerto Natales. Der Himmel war verhangen und lud absolut nicht zu Fotostopps ein. Bevor wir nach Punta Arenas weiterfuhren, kauften wir in Puerto Natales nochmal ein und füllten Diesel und Wasser nach. Wir erreichten Punta Arenas gegen 18 Uhr. Der Wind blies immer noch ziemlich heftig, aber wir fanden einen relativ geschützten Platz auf Schotter neben der Y-565 an der Magellanstraße. Ein weiteres Wohnmobil stand bereits dort.

Nach dem Frühstück fuhren wir nach Punta Arenas rein, um uns ein wenig in der Stadt umzusehen. Punta Arenas ist die Hauptstadt der Región Magellanes. Sie liegt direkt an der Magellanstraße gegenüber von Feuerland. Sie hat ca. 130.000 Einwohner und ist die südlichste Kontinentalstadt der Welt.

An der Uferpromenade gab es reichlich betonierte Parkplätze. Wir suchten uns einen und gingen dann zu Fuß ins Zentrum. Es war zwar windig, aber die Sonne schaute immer wieder durch.

Punta Arenas ist laut Reiseführer die schönste Stadt Patagoniens, aber auch dort hatte es einige Wochen zuvor Ausschreitungen gegeben, bei denen einiges zu Bruch gegangen war. Viele Fenster waren noch vernagelt und überall waren politischen Parolen hingeschmiert.

Um die Mittagszeit gingen wir zum Mercado Municipal gegenüber dem Hafen. In dem Gebäude gab es unten einen Fischmarkt und in der Etage darüber viele kleine Lokale. Alle waren sehr einfach eingerichtet und zumeist von Einheimischen voll besetzt. Nach relativ kurzer Wartezeit bekamen wir noch 2 Plätze in einem kleinen Familienbetrieb. Wir aßen Seehecht und Lachs mit Pommes Frites und Salat – einfach, aber lecker, und wir wurden sehr freundlich bedient.

Nach dem Essen machten wir einen Verdauungsspaziergang zur Aussichtsplattform Cerro de La Cruz, die über eine lange Treppe zu erreichen ist. Von dort hat man einen sehr schönen Ausblick auf die bunt gestrichenen Häuser im Zentrum von Punta Arenas. Am anderen Ufer der Magellanstraße konnten wir Feuerland erkennen.

Dann fuhren wir noch zum Cementerio Municipale. Dieser Friedhof war wirklich beeindruckend. Wohlhabende Familien ruhten dort in üppig verzierten Mausoleen, aber auch die Gräber der einfacheren Bevölkerung waren aufwendig dekoriert.  Die Namen auf den Grabsteinen ließen vermuten, dass dort viele Einwanderer ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Wir fanden auch einige deutsche Namen. Interessant war auch, dass sehr viele Zypressen auf diesem Friedhof säulenartig beschnitten waren. So etwas hatten wir vorher noch nicht gesehen.

Die Nacht verbrachten wir wieder auf demselben Parkplatz an der Y-565 wie am Vorabend. Wir parkten aber an einer anderen Stelle und hatten erfreulicherweise plötzlich sehr guten Handyempfang.

Am nächsten Morgen sah Dagmar beim Spülen einige Delfine vorbeiziehen. Wir fuhren dann wieder nach Punta Arenas, gaben unsere schmutzige Wäsche in einer Wäscherei ab und fuhren zu einer Mercedeswerkstatt. Wolfgang hatte das Gefühl, dass die Lagerung des Querstabilisators der Vorderachse ausgeschlagen war. Leider waren die Lager nur in Santiago vorrätig, aber Wolfgang konnte sie gegen Vorkasse bestellen. Wir sollten am nächsten Tag nach 14:30 Uhr wiederkommen, bis dahin sollten sie eingetroffen sein.

Unser nächstes Ziel war die Zona Franca, eine Freihandelszone in Punta Arenas, wo alles, weil ohne Steuer, sehr günstig sein sollte. Da die Schotterstrecken unseren Reifen sehr zugesetzt hatten, wollten wir dort neue Reifen zu kaufen. Allerdings hatten wir nicht bedacht, dass viele Geschäfte in Südamerika gegen Mittag für einige Stunden schließen. So standen wir vor verschlossener Tür, als wir die Reifenhändler gefunden hatten und mussten uns die Zeit bis 15 Uhr anderweitig vertreiben. Wir schlenderten durch die Shopping-Mall, wo alle Geschäfte geöffnet waren und durch zwei ebenfalls geöffnete Lebensmittelläden.

Da die Reifenhändler immer noch nicht geöffnet hatten, fuhren wir noch zu einer nahegelegenen Shell-Tankstelle, wo wir tanken und unsere 11 kg Gas-Tankflasche füllen lassen konnten. Wolfgang fragte auch nach Trinkwasser. Der Tankwart meinte, das sei kein Problem und zeigte ihm den Wasserhahn. Als Wolfgang dann Wasser entnehmen wollte, kam der Service-Chef und sagte, das ginge gar nicht und schickte uns recht unhöflich weg.

Dann fuhren wir zu dem Reifenhändler, der laut Internet die besten Preise hatte. Er konnte Reifen in der richtigen Größe anbieten, jedoch nicht die von B.F. Goodrich, die wir haben wollten.

Also auf zum nächsten Händler. Dort war sogar ein B.F. Goodrich-Reifen in der richtigen Größe ausgestellt. Laut Computer waren sieben dieser Reifen vorrätig.  Wir brauchten nur sechs, und der Preis war auch noch günstiger als beim ersten Händler, 120.000 CLP (142 €) pro Reifen inclusive Montage. Beim Bezahlen gab es das erste Problem: Wolfgangs Kreditkarten wurden nicht akzeptiert. Wir gingen dann mit der Kassiererin in ein Möbelgeschäft, weil dort ein anderes Kartenlesegerät vorhanden war. Dort klappte die Bezahlung ohne Probleme.

Die Reifen sollten in einer Reifenwerkstatt, die sich ebenfalls in der Zona Franca befand, montiert werden.

Als wir dort ankamen, lag bereits ein Stapel von 6 Reifen vor der Werkstatt. Wolfgang stieg aus und sah sich, neugierig wie er ist, die Reifen an. Eigentlich interessierte ihn das Herstellungsdatum der Reifen, aber bei der Suche danach, fielen ihm zwei Reifen auf, die die verkehrte Größe hatten, 225/70 R 16 anstatt 225/75 R 16. Das ging gar nicht, also machte sich Dagmar auf den Weg zurück zum Reifenhändler, um die Sache zu bemängeln. Dem Verkäufer tat die Verwechslung leid und begleitete Dagmar zusammen mit einem Kollegen zur Reifenwerkstatt, um sich selbst zu überzeugen. Dabei stellte er fest, dass sogar drei Reifen die falsche Größe hatten. Alles kein Problem, der Kollege würde die richtigen Reifen in 5 Minuten aus dem Lager holen. Es wurden 20, aber die richtigen Reifen hatte er dort nicht gefunden. Es gab noch ein anderes Lager, in dem sie dann auf jeden Fall sein sollten. Wieder wurden aus 5 Minuten 20 bis er zurückkam, auch diesmal nicht mit den Reifen, die wir gekauft hatten, sondern B.F. Goodrich Mud/Terrain Reifen in der richtigen Größe. Die wollte Wolfgang aber wegen des anderen Profils und des daraus resultierenden lauteren Abrollgeräuschs nicht. Außerdem waren die zwei richtigen Reifen inzwischen schon auf der Vorderachse montiert. Wir beschlossen, es erst einmal bei den zwei neuen Reifen bewenden zu lassen und mussten nur noch zusehen, dass wir den Differenzbetrag von 480.000 CLP  (568 €) zurückbekamen. Dagmar ging nochmal zurück zum Reifenladen und erfuhr, dass der Betrag nicht auf die Kreditkarte zurückgebucht werden konnte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich das Geld bar auszahlen zu lassen – einen Geldautomaten brauchten wir vorerst nicht mehr zu suchen.

Zur Reifenmontage ist noch zu sagen, dass zwar „balance“, was wir mit „auswuchten“ übersetzen würden, an der Werkstatt dranstand und eine entsprechende Vorrichtung auch vorhanden und eingeschaltet war, benutzt wurden sie allerdings nicht, weder bei uns, noch bei dem PKW, der vor uns vier neue Reifen bekommen hatte. Auch bei der Montage nahm man es nicht so genau. Normalerweise werden die Reifen beim Hersteller gewuchtet und die leichteste Stelle mit einem Farbpunkt markiert. An dieser Stelle soll dann bei der Montage auf der Felge das Ventil zu liegen kommen. Darauf achtete niemand. Bei uns hatte man auch die vorhandenen Auswuchtgewichte an der Felge belassen. Angezogen wurden die Räder nach der Methode „nach fest kommt ab“. Für die Reifenmontage gab Wolfgang dem Monteur vorsorglich seinen Drehmomentschlüssel mit der richtigen Stecknuss, denn er hatte nur zölliges Werkzeug.

Danach haben wir den MEXI dort noch waschen lassen. Nach unserer ersten Erfahrung mit Fahrzeugwäschen in Südamerika, schnappte sich Wolfgang einen Waschbesen und arbeite damit die Flächen, nachdem sie mit dem Hochdruckwaschgerät gesäubert worden waren, nach. Danach sah MEXI wieder richtig sauber aus. Getrocknet haben wir ihn durch eine Fahrt mit höherer Geschwindigkeit zu unserem alten Stellplatz, denn es war schon wieder 18:30 Uhr. So hatten wir uns den Tag nicht vorgestellt.

Am nächsten Morgen ließen wir es etwas geruhsamer angehen, da wir die Lager bei Mercedes erst ab 14:30 Uhr abholen konnten. Nach dem Frühstück sahen wir wieder einige Delfine, aber zum Fotografieren waren sie zu weit weg.

Gegen 10 Uhr machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Beim Losfahren entdeckte Dagmar ein Gürteltier, dass auf dem Parkplatz direkt auf uns zugelaufen kam. Bevor sie das Tier fotografieren konnte, drehte es sich um und lief weg. Wolfgang stieg aus und rannte in einiger Entfernung neben dem Tier her. Gürteltiere sind verdammt schnell. Irgendwann überholte er es dann und stellte sich ihm in den Weg. Es verlangsamte sein Tempo, blieb stehen und lief dann wieder zurück, wo Dagmar bereits mit der Kamera im Anschlag wartete. Irgendwann drehte das Tier dann ab, verließ den Parkplatz und verschwand im hohen Gras.

Wir holten zunächst unsere Wäsche bei der Wäscherei ab. Sie war ordentlich gefaltet und roch auch nicht so intensiv wie bei der letzten Wäsche in El Calafate. Dann fuhren zu Unimarc, um noch etwas einzukaufen und bei einer nahegelegenen Apotheke unsere chilenischen SIM-Karten aufzuladen.

Als wir zum MEXI zurückkamen, sahen wir auf dem Betonboden des Parkplatzes Dieselspuren von unserem Fahrzeug, und zwar nicht zu knapp. Wolfgang hatte die Leitungen am Dieselvorfilter in Verdacht, den er nachgerüstet hatte. Da wir sowieso zu Mercedes mussten, unternahm er erstmal nichts.

Gegen 14:30 Uhr waren wir bei Mercedes. Dem Verkäufer tat es leid, aber die Teile waren nicht da. Alle Flüge hatten an dem Tag Verspätung, und die Lieferung kam dadurch erst um 20 Uhr in Punta Arenas an. Dann hatte Mercedes aber geschlossen, so wurden wir auf den nächsten Morgen vertröstet. Wolfgang sprach noch das Problem mit dem Dieselverlust an. Eine entsprechende Kraftstoffleitung hatten sie nicht, da sie nur Originalersatzteile führten. Wir erhielten aber die Adresse einer Firma GOMPLAS in Punta Arenas, dort sollten wir so einen Schlauch mit Sicherheit bekommen. Wir konnten bei Mercedes noch unseren Wassertank auffüllen, dann gaben wir die Adresse von GOMPLAS ins Navi ein und machten uns auf den Weg. Wir kamen irgendwo an, allerdings hieß die Firma nicht GOMPLAS, aber es war zumindest ein Autozubehörgeschäft.

Wir mussten noch ein ganzes Stück weiterfahren, bis wir einen Parkplatz fanden. Von dort gingen wir dann zu Fuß zurück zu dem Laden. Die Leute dort waren sehr freundlich. Ein Mitarbeiter bot an, mit uns zum Wohnmobil zu gehen, um sich die Sache selbst anzusehen. Er machte ein paar Fotos und schlug dann vor, zusammen mit uns zum Parkplatz des Ladens zu fahren. Wir standen etwa einen Kilometer davon entfernt. Zurück im Laden wurde das Problem intensiv diskutiert, aber helfen konnten sie uns nicht. Wir erhielten wieder die Adresse von einem Geschäft, das solche Schläuche mit Sicherheit vorrätig hätte. Bevor dorthin fuhren, wollte Wolfgang nochmal versuchen, GOMPLAS zu finden. Auf der Fahrt zu dem Parkplatz hatte er ein Fahrzeug von GOMPLAS gesehen, und er ging davon aus, dass der Laden dort irgendwo in der Gegend sein musste. Als er nochmal die Adresse, die wir von Mercedes erhalten hatten, ins Navi eingab, fiel ihm auf, dass, wenn er die Hausnummer 148 eingab, als Zieladresse die Hausnummer 728 erschien. Da wir nicht wussten, woran das lag und wie wir das ändern konnten, beschlossen wir ohne Navi zum Anfang der Straße zu fahren und von dort nochmal unsere Suche zu starten. Wir fanden die Firma GOMPLAS dann tatsächlich. Es war ein Laden, bei dem man für Fahrzeug und Werkstatt so ziemlich alles bekommen konnte. Wolfgang erhielt dort den richtigen Schlauch, auch Schlauchverbinder aus Messing und zwei M4-Schrauben, mit denen er den Deckel von Dagmars Teekanne reparieren wollte.

Dann fuhren wir nochmal zurück zum alten Stellplatz, es war schon wieder 18 Uhr. Auf dem Weg dorthin besorgen wir uns am Fähranleger Fahrkarten für die Überfahrt nach Porvenir, denn am nächsten Tag wollten wir endlich weiterreisen. Bei Shell ließen wir noch die zweite Gasflasche füllen und hatten damit zwei randvolle Flaschen, mit denen wir problemlos 3 bis 4 Wochen kochen und heizen konnten.

Wieder ein Tag, den wir uns eigentlich ganz anders vorgestellt hatten.

Am nächsten Morgen fuhren wieder zu Mercedes. Zu unserer Freude waren die Lager tatsächlich da. Einbauen lassen konnten wir sie dort nicht mehr, dafür hatten wir nicht mehr genug Zeit.

Von dort fuhren wir zur Strandpromenade, wo sich Wolfgang auf einem der betonierten Parkplätze des Dieselproblems annehmen wollte. Das Wetter war sehr gut, die Sonne schien, und es war auch nicht mehr so windig wie an den Tagen zuvor.  Wir fanden einen Platz auf dem er bis an den Bordstein heranfahren konnte, um dann bei der Arbeit etwas erhöht zu stehen.

Nach dem Ausbau des Luftfilters meinte Wolfgang den Grund für den Dieselverlust gefunden zu haben. Eine Schlauchschelle an der Zuleitung war lose. Er zog sie fest und wollte die Sache dann weiter beobachten. Er schlug noch alle Luftfilter aus, denn seit der letzten Reinigung in Comodoro war schon wieder reichlich Staub darin. Zwischenzeitlich kam eine Chilenin und fragte ihn, ob er Probleme habe und ob sie irgendwie helfen könne. Da er fertig war, lehnte er dankend ab. Dagmar nutzte währenddessen die Zeit und die gute Internetverbindung dort, um weiter an unserer Webseite zu arbeiten.

Auf einmal zogen am Horizont dunkle Wolken auf. Anfangs konnten wir Feuerland noch sehen, dann war es verschwunden. Auch über der Stadt ging die Sicht auf nahezu null zurück. Irgendwann fing es dann an zu regnen, nein, besser gesagt zu schütten.

Um 14:30 Uhr fuhren wir dann zum Fährterminal und reihten uns bei strömendem Regen in die Wartespur ein. Da nur der Fahrer im Fahrzeug auf die Fähre fahren durfte, stieg Dagmar brav aus und ging durch den Regen zum Abfertigungsgebäude, wo sie wartete, bis sie zu Fuß auf die Fähre gehen konnte.

Anders als im Reiseführer angeben, betrug die Fahrzeit  nach Porvenir nicht drei Stunden, sondern nur 115 Minuten. Während der Überfahrt sahen wir in einiger Entfernung 2 Commerson-Delfine, die auch mehrfach sprangen. Um 17 Uhr kamen wir in Porvenir an und verließen die Fähre nun beide im Fahrzeug.

Porvenir ist mit etwa 5.500 Einwohner die größte chilenische Siedlung auf Feuerland. Hauptsächlich leben dort Nachfahren kroatischer Siedler, die Ende des 19. Jahrhunderts dorthin kamen und hofften reich zu werden, da viele Flüsse dort Gold führten. Für viele erfüllte sich dieser Traum jedoch nicht. Sie blieben trotzdem dort und wurden Schafzüchter oder Fischer. Das sind auch viele ihrer Nachfahren heute noch.

Wir kauften in Porvenir noch Brot und tankten bei YPF voll, denn vor uns lagen 300 km ohne Tankstelle. Auf dem Boden bei der Tankstelle waren keine Spuren von Diesel vom MEXI zu sehen, alles war dicht.

Hinter Porvenir ging es gleich wieder auf eine Piste, und zwar auf die Y-71 Richtung Onaisín. Einige Kilometer hinter dem Ort fanden wir einen Stellplatz für die Nacht, auf dem wir recht gut windgeschützt stehen konnten.