SKANDINAVIEN – HERBSTREISE 2022

27. September bis 21. November 2022

Eigentlich sollte unsere diesjährige Herbstreise bereits am 26. September beginnen, da es aber an diesem Tag fürchterlich regnete, verging uns die Lust, die noch fehlenden Dinge in unser Wohnmobil zu räumen. Daher verschoben wir die Abreise um einen Tag und machten uns erst am 27. September gegen Mittag auf den Weg. Als erstes Ziel peilten wir Hamburg an, wo wir auf dem Wohnmobilstellplatz am Fischmarkt übernachten wollten. Aber auch daraus wurde nichts. Durch zahlreiche Baustellen auf der Autobahn und daraus resultierende Staus kamen wir viel langsamer vorwärts als geplant. Irgendwann hatten wir dann genug davon und beschlossen, nur noch bis Bremen zu fahren. Wir übernachteten auf dem Wohnmobilstellplatz „Am Kuhhirten“, den wir schon von früheren Reisen kannten.

Am nächsten Morgen sollte es über die Autobahn weitergehen bis Flensburg. Als wir das Autoradio einschalteten, hörten wir, dass ein 34 km langer LKW-Stau auf der Strecke zwischen Bremen und Hamburg für Behinderung sorgte. Das hieß für uns: Planänderung, wir fahren erst einmal über Land. Obwohl es auf dieser Strecke einige Umleitungen gab, kamen wir ganz gut durch. Bei Hollenstedt fuhren wir dann auf die Autobahn. Auf dem Teilstück durch Hamburg stockte der Verkehr immer wieder, ansonsten ging es ziemlich zügig voran.  

Gegen 16:30 Uhr kamen wir in Flensburg an. Wir suchten uns einen Platz auf dem Wohnmobilstellplatz am Citti-Park, einem Einkaufzentrum in der Nähe des Flughafens, etwa 3 – 4 km von der Innenstadt entfernt, und machten uns dann zu Fuß auf den Weg zur City. Wir kannten den Weg bereits von einem früheren Besuch. Zu Wolfgangs aktiven Zeiten als Privatpilot sind wir einmal nach Flensburg geflogen und dann auch vom Flughafen zur Innenstadt gelaufen.

Nach einem Spaziergang durch die Einkaufsstraßen und am Hafen entlang kehrten wir bei Gosch Sylt ein und ließen uns Fish & Chips mit Remoulade schmecken. Ursprünglich hatten wir vor, mit dem Bus zurück zum Stellplatz zu fahren, aber nach diesem nicht ganz leichten Abendessen zogen wir dann doch vor zurück zu laufen, um wenigstens einige Kalorien abzuarbeiten.

Am nächsten Morgen machten wir noch einige Besorgungen, dann konnte die eigentliche Skandinavien-Reise beginnen. Unser grober Plan war es, auf dem dänischen Festland bis Frederikshavn zu fahren und von dort mit der Fähre nach Göteborg in Schweden überzusetzen. Durch Schweden und Nordfinnland sollte es dann bis zum Nordkap gehen. Zurückreisen wollten wir dann durch Norwegen. Die Detailplanung sollte sich unterwegs abhängig von der aktuellen Wetterlage ergeben.

Die erste Etappe verlief ohne Probleme. Wir fuhren von Flensburg bis Frederikshavn auf der E 45. Viel Verkehr war dort nicht. Anfangs war der Himmel noch wolkenverhangen, aber je weiter wir nach Norden kamen desto mehr klarte es auf. Als wir gegen 16:00 Uhr in Frederikshavn ankamen, steuerten wir den Wohnmobilstellplatz an der Marina an und zu unserer Freude gab es noch ein paar freie Plätze in der ersten Reihe mit Blick auf das Meer.

Nachdem Wolfgang per Internet für den nächsten Tag eine Fährpassage nach Göteborg gebucht hatte, nutzten wir das schöne Wetter für einen Spaziergang in die Stadt. Uns gefiel die Stadt ganz gut.  Zu unserer Überraschung waren allerdings die meisten Geschäfte in der Innenstadt bereits um 17:00 Uhr geschlossen.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, denn wir sollten uns gegen 7:00 Uhr auf dem Hafengelände einfinden. Für das frühe Aufstehen wurden wir mit einem schönen Sonnenaufgang über dem Meer belohnt. An der Einfahrt zum Hafengelände erhielten wir Klebestreifen, mit denen wir das Fach, in dem sich unsere Gastankflaschen befinden, für die Überfahrt versiegeln mussten. Um circa 7:15 Uhr begann das Einschiffen. Wir gehörten zu den letzten, die eingeschifft wurden und waren gegen 7:50 Uhr an Bord. Kurz nach 8:00 Uhr setze sich die Fähre dann in Bewegung. Das Meer war nahezu spiegelglatt, was die Überfahrt nach Göteborg sehr angenehm machte. Zunächst war der Himmel noch wolkenverhangen, aber je weiter wir aufs Meer hinauskamen, desto größer wurden die Wolkenlücken. Wir hatten für die Fährpassage zwei Ruhesessel reserviert, die sich in einem Salon auf Deck 7 befanden. Die Sessel waren relativ bequem und die Aussicht auf das Meer von dort ganz gut, daher verbrachten wir etwa zwei Drittel der Fahrt unter Deck. Als die dem schwedischen Festland vorgelagerten Inseln in Sicht kamen, zog es uns dann doch hinaus auf das oberste Deck. Die Sonne schien, die Inselwelt begeisterte uns und das machte den kühlen Wind, der dort wehte, weitgehend erträglich. Die Hafeneinfahrt selbst erinnert uns an die Einfahrt in den Hafen von Vitória in Brasilien während unserer Frachtschiffreise nach Südamerika, denn hier wie dort mussten die Schiffe kurz vor dem Hafen unter einer Brücke durch, die nur wenig höher war als die Schiffe selbst. Beim Verlassen der Fähre mussten wir uns wieder gedulden. Hier galt leider nicht das Prinzip „Die Letzten werden die Ersten sein“, sondern das Ausschiffen erfolgte in derselben Reihenfolge wie das Einschiffen.

Für uns ging die Fahrt dann weiter auf der E 45 und E 44 Richtung Norden. In Lidköping fanden wir mit Hilfe der park4night-App einen schönen Stellplatz für die Nacht auf einem Parkplatz am Väner-See. Es war noch relativ früh und so hatten wir noch Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang am See entlang, was uns nach der langen Reise auch sehr guttat.

Gegen 2:15 Uhr am Morgen trat dann das ein, was in einigen Kommentaren zu diesem Stellplatz zu lesen war, nämlich dass dieser Platz auch als Treffpunkt von Jugendlichen genutzt wird, die mit ihren Autos kommen und dort gern mal ihre Autoradios voll aufdrehen.

Der nächste Morgen begann mit einem schönen Sonnenaufgang über dem Väner-See. Unser nächstes Ziel war Uppsala. Wolfgang hatte dort eine Gasfüllstation ausfindig gemacht, bei der wir unsere Gastankflaschen auffüllen lassen wollten. Die angegebene Adresse war allerdings nicht ganz korrekt, so drehten wir erst einige Runden durch ein Industriegebiet in Uppsala bis wir schließlich unser Ziel erreichten. Da kam die nächste Überraschung: Die Station war geschlossen. Auf einer Tafel konnte man lesen, dass dort in der Zeit von Oktober bis April nur von Montag bis Freitag gearbeitet wird. Wir waren am Samstag, dem 1. Oktober 2022 dort. Pech gehabt, Gas gab erst wieder am folgenden Montag ab 10 Uhr. Wir nahmen es leicht und beschlossen spontan, den Sonntag zu nutzen, um uns Uppsala anzusehen.

Als Stellplatz für die Nacht hatten wir uns den Parkplatz am Badeplatz Dalby Viken im Naturreservat etwa 23 km außerhalb von Uppsala ausgesucht. Wir machten noch einen Spaziergang ein Stück am Seeufer entlang und verbrachten dort einen ruhigen Abend und eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen fuhren wir zum Campingplatz „Fyrishov“ in Uppsala, von wo wir uns dann zu Fuß in Richtung Innenstadt aufmachten. Zu unserer Überraschung waren die meisten Geschäfte in der Fußgängerzone dort am Sonntag geöffnet und es wurde auch tüchtig eingekauft.

Nach dem Bummel durch die Geschäftsstraßen, sahen wir und die Kathedrale von Uppsala und die benachbarte Heilige Dreifaltigkeitskirche an.

Anschließend marschierten wir den relativ steilen Weg zum Schloss hinauf. Wir umrundeten das Gebäude einmal und erfreuten uns an der schönen Aussicht auf die Stadt.

 Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch den Botanischen Garten ging es dann über den Universitätscampus zurück zum Campingplatz.

Am nächsten Morgen waren wir dann kurz nach 10 Uhr wieder an der Gasfüllstation. Diesmal verlief alles problemlos: Die Station war geöffnet, unsere Tankflaschen wurden gefüllt und wir konnten unsere Reise auf der E 4 gen Norden fortsetzen.

Das Wetter war die gesamte Fahrt über eher durchwachsen. Neben sonnigen Abschnitten, die Dagmar nutzte um ein paar Fotos zu machen, regnete es immer wieder. Wir fuhren bis kurz hinter Hudiksvall und übernachteten dort in Stocka auf einem schönen Stellplatz am Yachthafen. Abends kam die Sonne nochmal raus und bot uns eine schöne Abendstimmung am Bottnischen Meerbusen.

Nachdem Wasser aufgefüllt, Abwasser abgelassen und der Reifenluftdruck überprüft waren, verließen wir den Stellplatz und fuhren weiter auf der E 4 gen Norden.

Die Fahrt war bei relativ wenig Verkehr und Sonnenschein sehr schön und erinnerte uns an unsere Alaska-Kanada-Rundreise 2014 – schönster „Indian Summer“. Neben der Straße rechts und links immer wieder Seen mit den typischen „Schwedenhäusern“, Blick auf die Fjorde zum Bottnischen Meerbusen – einfach schön.

Ab 15:30 Uhr zogen dann Wolken auf und um 16 Uhr begann es wieder zu regnen.

Am Fährterminal Holmsund sollte es kostenlose Parkplätze geben. Da wir schon sieben Stunden unterwegs waren, beschlossen wir, dorthin zu fahren. Wir fanden auch einen Platz, eine ebene Betonfläche neben der Küstenwachstation. Rückwärts eingeparkt hatten wir wieder unser Haus an der See.

Der Himmel war etwas aufgegangen und strukturiert, allerdings bei sehr starkem Wind. Später schüttete es wieder wie aus Kübeln und der Seegang während der Nacht ließ keinen ruhigen Schlaf zu. Am nächsten Morgen regnete es immer noch und wir hatten ein saftiges Knöllchen wegen Falschparkens unter dem Scheibenwischer. Shit happens – Dagmar war dieser Platz von Anfang an nicht geheuer.

Auf der weiteren Fahrt bis Luleå regnete es fast die ganze Zeit. Unterwegs gab es auf der E 4 eine Baustelle. Die Umleitung führte über kleine Nebenstraßen, eine unbefestigt mit Wellblecheinlagen und schlammig, nicht sehr schön.

In Luleå hatten wir Glück und erwischten den letzten freien Platz auf dem Wohnmobilstellplatz am Hafen. Nachts war es sehr windig und es regnete viel, sodass auch dort an ruhigen Schlaf nicht zu denken war.

Nach dem Aufstehen am nächsten Morgen hörte der Regen auf, der Himmel klarte auf, die Sonne kam raus und der Wind hatte nachgelassen. Dagmar machte noch ein paar Fotos, dann machten wir uns wieder auf den Weg.

Die Fahrt auf unserer letzten Etappe durch Schweden bis Hapranda, der letzten Stadt vor der finnischen Grenze, war wieder sehr schön. Wir nächtigten in Haparanda auf einem für Wohnmobile vorgesehenen Teil des dortigen Ikea-Parkplatzes.

Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt. In Finnland gilt die Osteuropäische Sommerzeit, dadurch war es dort bereits eine Stunde später als im benachbarten Schweden. Die Außentemperatur war auf 8 °C abgesunken, der Himmel war in Richtung Westen mit dunklen Wolken verhangen, in Richtung Osten war der Sonnenaufgang gut zu beobachten – das ließ hoffen.

In Finnland steuerten wir erst einmal eine Tankstelle an, denn dort kostete der Liter Diesel nur 2,04 € während wir in Schweden zuletzt 2,65 € dafür hinlegen mussten. Dann fuhren wir weiter auf der E 4 Richtung Rovaniemi. Auch dort verlief die Strecke weitgehend durch Waldgebiet, allerdings gab es nun mehr Nadelwald als in Schweden und auch schien der Herbst bereits weiter vorgeschritten zu sein, denn die Birken hatten ihr Laub größtenteils schon komplett verloren.

Gegen Mittag erreichten wir Rovaniemi. Wir fuhren zuerst zum „Christmas Village“ in Rovaniemi Napapiiri, wo der Weihnachtsmann sein Büro hat. Zunächst schauten wir uns in den verschiedenen Läden um. Neben den typischen Souvenirs, gab es auch einige sehr schöne Dinge, aber wir hielten uns mit dem Kaufen zurück, denn unsere Schränke zuhause sind bereits mehr als voll. Nachdem wir dann auf dem Außengelände des Weihnachtsdorfes fotografisch dokumentiert hatten, dass wir nun den Nördlichen Polarkreis erreicht hatten, fuhren wir noch einmal ein Stück zurück, um uns das Zentrum von Rovaniemi anzusehen. Die Stadt war im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört und danach neu aufgebaut worden, allerdings nicht sehr spektakulär.

Dann fuhren wir wieder zurück nach Rovaniemi Napapiiri und suchten uns einen Platz auf dem Wohnmobilstellplatz an der Shell-Tankstelle gegenüber vom Weihnachtsdorf. Dort gab es Strom, Entsorgungsmöglichkeit für Grauwasser und vor allem Wasser. Das letzte Auffüllen lag schon 3 Tage zurück und es hieß, dass es nach Norden immer schwieriger werden würde, Trinkwasser zu bekommen.

Am nächsten Morgen war es zunächst bedeckt bei 7 °C und es regnete etwas, später kam die Sonne durch. Nachdem wir an der Tankstelle Grauwasser abgelassen, Trinkwasser aufgefüllt und Diesel getankt hatten, ging die Fahrt auf der B 4 / E 75 gen Norden weiter. Die Sonne schien und die Bäume am Wegesrand leuchteten in herrlichen Farben, wenn sie noch Blätter hatten. Auf einmal sahen wir auf einer Wiese eine Herde von Rentieren. Das musste natürlich fotografiert werden. An einigen Bushaltestellen auf der Strecke gab es hübsche kleine Wartehütten. Wartende Fahrgäste sahen wir dort allerdings nie. Auf einmal wurde die Straße auf einer Strecke von einigen 1000 Metern mehr als doppelt so breit. Warum das so war, wissen wir nicht.

Bei Torvinen verließen die Schnellstraße, um von dort aus einen Abstecher nach Luosto zu machen, wo wir vor Jahren einmal zur Nordlichtbeobachtung in einem zu einem Hotel gehörigen Blockhüttendorf gewohnt hatten. Nachdem wir ein Stück Richtung Luosto gefahren waren, überquerte ein einzelnes Rentier vor uns die Straße. Auch das wurde fotografiert als es langsam am Wegesrand an unserem Auto vorbeilief.

In Luosto drehten wir eine Runde durch den Ort. Wir erkannten die Brücke wieder, die über die Straße führte, kamen am Lappland Hotel Luostotunturi und dem zugehörigen Blockhüttendorf vorbei, in dem damals gewohnt hatten und erkannten auch einen der Plätze wieder, von dem aus wir Nordlichter fotografiert hatten.

Am Ortseingang von Luosto hatten wir einen Hinweis auf eine Amethystmine gesehen, bei der es wohl einen ungewöhnlich großen Amethysten zu sehen gab – das interessierte uns, daher fuhren wir zum Parkplatz der Mine und machten uns zu Fuß auf den Weg. Als wir dort ankamen, kam die Enttäuschung: Den großen Amethysten konnte man nur sehen, wenn an einer Führung teilnahm. Die sollte erst in einer Stunde beginnen und 22 € pro Person kosten. Das war uns die Sache nicht wert, wir machten kehrt. Egal, es war auf jeden Fall ein sehr schöner Spaziergang.

In Luosto gab es zwar auch einen Campingplatz, aber es war uns noch etwas zu früh am Tag, um dort schon zu bleiben. Wir fuhren zurück nach Torvinen und dann weiter Richtung Norden und fanden schließlich in Sodanskylä auf dem Parkplatz vor dem Historischen Museum einen geeigneten Stellplatz. Es war ein schöner Platz mit Blick auf einen See in einer, bis auf andauerndes Hundegebell, sehr ruhigen Wohngegend. Aber auch das Hundegebell hörte gegen 20 Uhr plötzlich auf und einer ruhigen Nachtruhe stand nichts mehr im Weg.

Am nächsten Morgen war der Himmel bei 3,8 °C leicht bewölkt. Als Wolfgang vor der Abfahrt nochmal auf das Dach des Wohnmobils stieg, da unser Spot mal wieder Probleme bereitete, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass das Dachfenster von außen und auch die Solarpanels mit einer dünnen Eisschicht überzogen waren. In der Nacht war es wohl noch etwas kälter gewesen.

Bei einer nahegelegenen Tankstelle tankten wir noch einmal Diesel nach und füllten unseren Wassertank auf, dann ging die Fahrt auf der B 4 / E 75 weiter gen Norden. Unser nächstes Ziel war ein Campingplatz in Inari am gleichnamigen See. Dort sollte es eine Waschmaschine und auch einen funktionierenden Trockner geben. Das wollten wir unbedingt nutzen, da sich bei uns schon eine ganze Menge schmutzige Wäsche angesammelte hatte und eine solche Ausstattung hier absolut nicht auf jedem Campingplatz Standard ist.

Die Fahrt nach Norden war sehr angenehm. Bei Sonnenschein von hinten und weitgehend blauem Himmel sah die Landschaft wirklich toll aus, nicht sehr abwechslungsreich, aber es boten sich immer wieder schöne Anblicke. Während wir in Schweden und im Süden von Finnland hauptsächlich durch Laubwälder gefahren waren, wurden diese im Norden von Finnland immer seltener, während der Anteil an Nadelbäumen rapide zunahm. Als wie bei Ivalo die ersten Ausläufer des Inarisees erreichten, zeigte sich dieser durch die Sonneneinstrahlung von seiner besten Seite.

Gegen Mittag kamen wir in Inari auf dem Ice Camping an. Es standen nur zwei weitere Gäste dort. Der Campingplatz war schon etwas in die Jahre gekommen und wirkte etwas unaufgeräumt, aber Waschmaschine und Trockner funktionierten und wurden auch gerade von niemandem benutzt, das war für uns das Wichtigste.

Nachdem die Arbeit getan war, machten wir noch einen Abendspaziergang und ließen uns dann das Abendessen schmecken.

Am nächsten Morgen zeigte unser Thermometer wieder 3,8 °C an, dennoch war die Frontscheibe bereift. Während des Frühstücks konnten wir einen schönen Sonnenaufgang über dem See beobachten, das ließ wieder auf eine angenehme Fahrt hoffen. Wir hatten uns entschieden, nicht über Kirkenes nach Norwegen zu fahren, sondern auf der B 4 / E 75 zu bleiben und die norwegischen Grenze bei Utsjoki zu überqueren. Kurz nachdem wir uns auf den Weg gemacht hatten, zog sich der Himmel zu und es begann zu regnen. Glücklicherweise klarte es nach circa einer Stunde wieder auf und es blieb für den Rest des Tages sonnig.

Wie geplant überquerten wir gegen 11 Uhr in Utsjoki auf einer Brücke über den Fluss „Tana“ die Grenze zwischen Finnland und Norwegen. Zu unserer Überraschung gab es dort keine Grenzschilder, die den Staatenwechsel anzeigten.

In Norwegen ging die Fahrt weiter am Ufer der Tana entlang zunächst Richtung Nordosten auf der B 4 / E 75 bis Tana Bru und dann auf der weiter auf der 98 Richtung Norden bis kurz vor Ruostefielbma am Tana-Delta. Von dort aus folgten wir der 98 Richtung Westen. Im Vergleich zu den letzten 1000 km durch das waldreiche Finnland, empfanden wir unsere erste Etappe durch Norwegen als landschaftlich wesentlich abwechslungsreicher.

Gegen 15:30 Uhr hatten wir dann trotzdem genug von der Fahrerei und steuerten den Picknickplatz „Freya“ neben Straße an. Der Platz gefiel uns gut und so beschlossen wir auch die Nacht dort zu verbringen. Später am Abend gesellten sich noch zwei norwegische Wohnmobile dazu. Wir verbrachten dort eine ruhige und ungestörte Nacht.

Am folgenden Morgen war es bei 5,8 °C wieder bedeckt. Wir folgten weiter der 98. Die Fahrt entlang des Porsangerfjordes war sehr schön, aber wegen des heftigen Gegenwindes am Ostufer für Wolfgang ziemlich anstrengend. In Lakselv, an der Südspitze des Fjordes, tankten wir noch einmal und ergänzten unsere Lebensmittelvorräte, denn unser nächstes Ziel war das Nordkap und weitere größere Ortschaften mit guten Einkaufsmöglichkeiten sollte es auf der Strecke nicht geben.

Die Fahrt am Westufer des Porsangenfjordes entlang war durch den Rückenwind dann nicht mehr so anspruchsvoll. Die E 69 Richtung Nordkap verlief durch einige kürzere und längere Tunnel. Am meisten beeindruckte uns der Nordkaptunnel, der das norwegische Festland mit der Insel Magerøya verbindet, deren Nordspitze unser Reiseziel war. Bei einer Gesamtlänge von 6700 m liegt die Fahrbahn dieses Tunnels an der tiefsten Stelle 212 m unter dem Meeresspiegel. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, soweit unter der Wasseroberfläche zu fahren. Durch diesen Tunnel ist das Nordkap laut Wikipedia seit 1999 der nördlichste vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas.

Gegen 15:00 Uhr erreichten wir den Parkplatz am Nordkap. Inzwischen war die Sonne rausgekommen, aber es war extrem windig dort (17 Knoten, in Böen bis 33 Knoten). Auf dem Parkplatz standen bereits einige Wohnmobile. Wir suchten uns einen Platz, auf dem wir das Wohnmobil so ausrichten konnten, dass der Wind genau von vorne kam, um im Fahrzeug nicht allzu sehr durchgeschüttelt zu werden und machten uns dann auf zu der Globuskugel, dem Wahrzeichen des Nordkaps. Zu unserer Freude hielt sich dort nur ein weiteres Paar auf. Nachdem wir uns auch das Monument „Barn av Jorden – Children of the earth“ angesehen hatten, gingen wir zurück zum Wohnmobil, denn durch den starken Wind war es sehr kühl dort und auch das Laufen fiel relativ schwer.

Am Abend nahm der Wind zu unserer Freude stetig ab, um Mitternacht war er dann ganz eingeschlafen und wir schliefen besser als wir uns das bei unserer Ankunft dort vorgestellt hatten.

Am nächsten Morgen war es bei 4 °C bedeckt und der Wind blies gefühlt noch stärker als am Tag zuvor. Gegen 8:30 Uhr war kurzzeitig die Sonne zu sehen, aber dann zog es sich wieder zu und es begann zu regnen.

Wir fuhren zurück nach Honningsvåg im Südosten der Insel, um uns dort noch ein wenig umzusehen. Während unseres Aufenthalts dort lief ein Schiff von Hurtigruten in den Hafen ein, wo bereits zwei Busse darauf warteten, die Passagiere zum Nordkap zu bringen. Was hatten wir für ein Glück, am Vortag nahezu allein am Monument gewesen zu sein, und dass bei Sonnenschein und nicht wie an diesem Tag bei Regen mit etlichen Kreuzfahrtpassagieren.